YouTuber klaut alter Frau den Hund, landet vor Gericht und krempelt sein Leben komplett um

Als geläuterter Influencer berichtet er heute von den guten Dingen des normalen Lebens.

Mizzy klaut Hund
"Wie kriegt man kostenlos einen Hund?" nannte Mizzy das Video in dem er einer älteren Frau ihr Tier stahl. | © Mizzy / TikTok

Wenn Influencer über die Stränge schlagen, verlaufen die Konsequenzen daraufhin für gewöhnlich nach dem immergleichen Prinzip: Eine halbgare Entschuldigung (die man in der Regel aber eher "Statement" nennt, weil man sonst ja Schuld eingesteht) und die Ankündigung einer Social Media Pause um "zu reflektieren" nur damit es wenige Wochen später genau so weitergeht, wie früher.

Beim YouTuber und TikToker Mizzy war das allerdings ein bisschen anders, der scheint tatsächlich geläutert aus seiner Verbannung zurückgekehrt zu sein – allerdings war diese auch alles andere als freiwillig, dafür aber umso nötiger.

Mizzy, der mit bürgerlichem Namen Bacari-Bronze O’Garro heißt, wurde in den frühen 2020er-Jahren zu einer der umstrittensten Figuren der britischen Online-Szene. Innerhalb kurzer Zeit erlangte er enorme Reichweite – allerdings weniger durch Kreativität oder Humor im klassischen Sinn, sondern durch provokante Inhalte, die schließlich zu einem drastischen Eingriff der Justiz führten. Heute gilt seine Geschichte vielen als Mahnung, aber auch als Beispiel dafür, dass Veränderung möglich ist.

Tiktoker stiehlt Hund von alter Dame

Mizzy begann seine Karriere vor allem auf TikTok mit "Prank"-Videos. Anders als harmlose Streiche zielten seine Inhalte jedoch häufig auf Schock, Grenzüberschreitung und bewusste Provokation ab. Er betrat fremde Wohnungen ohne Erlaubnis, bedrängte Passanten oder konfrontierte Menschen auf schreiende Weise mit aggressiven Fragen.

Den traurigen Höhepunkt seiner Aktionen stellte der Diebstahl eines Hundes dar, den er einer älteren Frau einfach wegnahm und ihn erst mehr als eine Stunde später wieder zurückbrachte. In diesem Zeitraum, war für die Dame längst eine Welt zusammengebrochen, da sie davon ausgegangen war, ihr Tier nie wieder zu sehen.

Diese Videos waren bewusst so angelegt, dass sie starke Emotionen auslösten – Empörung, Angst oder Wut. Genau das machte sie viral. In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich die Clips rasant, wurden kommentiert, geteilt und in klassischen Medien aufgegriffen. Mizzy wurde so innerhalb kürzester Zeit landesweit bekannt.

Gericht verhängt Social Media-Verbot

Der Erfolg hatte jedoch eine Kehrseite. Viele Zuschauer empfanden die Videos nicht als Unterhaltung, sondern als Belästigung oder sogar als Gefahr für Unbeteiligte. Kritiker warfen ihm vor, Menschen für Klicks zu instrumentalisieren und rechtliche sowie moralische Grenzen bewusst zu ignorieren.

Statt sich zurückzuziehen, schien Mizzy die Kontroversen zunächst weiter anzuheizen. Die steigende Aufmerksamkeit bestätigte das Geschäftsmodell: Je größer der Skandal, desto höher die Reichweite.

Der Wendepunkt kam 2023. Nach mehreren Vorfällen verhängte ein britisches Gericht eine sogenannte Criminal Behaviour Order. Diese untersagte ihm unter anderem, Menschen ohne deren Zustimmung zu filmen oder entsprechende Inhalte zu veröffentlichen – quasi ein Todesurteil für Prankster und IRL-Streamer, wie es auch Johnny Somali oder VitalyzdTV sind.

Als Mizzy diese Auflagen nur einen Tag später direkt missachtete, folgten noch härtere Konsequenzen und er musste eine kurze Haftstrafe verbüßen und erhielt darüber hinaus auch ein strenges Social Media-Verbot.

Für rund zwei Jahre durfte er keine Inhalte mehr veröffentlichen oder Plattformen aktiv nutzen. Das Verbot zielte nicht nur auf Bestrafung ab, sondern auch auf Schutz der Öffentlichkeit und auf Abschreckung anderer Influencern, ähnliche Grenzen zu überschreiten.

Leben abseits der Klicks

Während dieser Zeit verschwand Mizzy vollständig aus der Online-Öffentlichkeit. Berichten und seinen eigenen Aussagen zufolge arbeitete er in einem regulären Beruf und wurde Vater. Ohne Kameras, Likes und algorithmische Belohnung änderte sich sein Alltag grundlegend.

Rückblickend äußerte er, dass ihm diese Phase geholfen habe zu erkennen, wie sehr sein früheres Verhalten andere Menschen belastete – und auch sein eigenes Leben in eine gefährliche Richtung lenkte.

Nach Ablauf des Verbots kehrte Mizzy vorsichtig in die Öffentlichkeit zurück. Anders als früher versucht er heute, seine Geschichte als Warnung zu nutzen. Er spricht darüber, dass virale Aufmerksamkeit nicht alles rechtfertigt, und dass Content-Creator Verantwortung tragen – besonders gegenüber Menschen, die ungefragt Teil eines Videos werden.

Damit steht er sinnbildlich für einen Wandel: vom Provokateur, der jede Grenze testete, hin zu jemandem, der offen über Konsequenzen, Fehler und persönliche Entwicklung spricht und könnte auch zum Präzedenzfall für andere Streamer und Influencer werden, die immer wieder mit extremem, negativem Verhalten auffallen und damit nicht nur anderen, sondern letztens auch sich selbst schaden.

So krass die Vorstellung auch sein mag, Leuten den Zugang zu sozialen Medien zu verwehren, scheint es in Fällen wie diesen – wo negative Konsequenzen in der Regel von Influencern ignoriert oder für noch mehr Aufmerksamkeit ausgeschlachtet werden – ein probates, wirksames Mittel darzustellen.

Wie seht ihr die Angelegenheit? Hat das britische Gericht richtig gehandelt und könnte und sollte das verhängte Urteil auch in anderen Fällen so Anwendung finden?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....