
Der TikTok-Prankster Amine Mojito wurde zu einer Haftstrafe verurteilt, weil seine schockierende “Spritzen-Videos” für weltweite Empörung sorgten.
Streiche abseits jeden Spaßes
Ein gelungener Streich beinhaltet die perfekte Mischung aus Überraschung, Verwunderung und einem kleinen Hauch von Schadenfreude, die sich letztlich aber im besten Fall in einen guten Lacher für Prankster und Opfer auflöst.
Was das Internet in den letzten Jahren allerdings aus dem Konzept des Streiches gemacht hat, überschreitet oftmals alle Grenzen des guten Geschmacks und forderte in extremen Fällen, wie einer Klingenstreich-Challenge, bei der das Opfer plötzlich eine Waffe zog, sogar schon Leben.
Ganz so dramatisch mögen die Streiche von Amine Majito – bürgerlich Ilan M. – zwar nicht gewesen sein, in Todesangst versetzte er die Leidtragenden aber allemal.
Ein mehr als makabrer “Scherz”
In den inzwischen gelöschten TikTok-Clips ist zu sehen, wie Amine Mojito auf offener Straße ahnungslose Menschen anspricht und ihnen eine Spritze an den Arm hält oder sich an sie heranschleicht und ihnen die Spritze gegen Bein, Hinterkopf oder Gesäß drückt – so, als würde er ihnen etwas injizieren. Zwar waren die Spritzen laut eigener Aussage leer oder mit Schutzkappen versehen, doch für die Opfer war der Schreck real: Viele reagierten panisch oder wichen entsetzt und in Todesangst zurück.
Das Ganze wirkte nicht nur wie aus einem verbotenen Amok-Videospiel, die Aktion traf einen besonders sensiblen Nerv: In den Monaten zuvor war Frankreich immer wieder von Berichten über echte „Nadelattacken“ bei Festivals und in Clubs erschüttert worden. Auch weltweit gibt es immer wieder Horrorgeschichten oder echte Vorfälle, bei denen ahnungslosen Menschen Gifte oder Viren heimlich eingeimpft worden sein sollen. Mojitos Pranks wirkten daher wie eine makabre Nachahmung realer Gewalttaten – und verstärkten die allgemeine Angst.
Für Aufmerksamkeit ins Gefängnis
Am 3. Oktober 2025 verurteilte das Pariser Strafgericht den Influencer wegen „Gewalt mit einer Waffe“ zu zwölf Monaten Gefängnis, wobei die Hälfte der Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zusätzlich muss er 1.500 Euro Geldstrafe zahlen und darf für drei Jahre keine Waffen besitzen oder tragen.
Mojito hatte bereits zwei Monate in Untersuchungshaft verbracht, die laut seiner Verteidigung in Einzelhaft stattfand. Die Richter hielten ihm jedoch vor, durch seine Videos bewusst Angst und Unsicherheit verbreitet zu haben und die Strafe daher dennoch verbüßen zu müssen.
"Dachte nicht, dass ich Menschen verletzte"
Vor Gericht zeigte sich Amine Mojito reumütig. Er erklärte, er habe die Pranks inszeniert, um seine Online-Reichweite zu steigern und Werbung für ein eigenes Fitnessprogramm zu machen, ohne dass er sich bewusst war, was er damit anrichten würde:
Ich hatte die sehr schlechte Idee, diese Videos zu drehen. Ich dachte nicht, dass es Menschen wirklich verletzen könnte.
Die Staatsanwaltschaft sah die Aktion hingegen als kalkulierte Provokation. „Er wusste, welche Ängste er auslöst – und tat es trotzdem, um Klicks zu bekommen“, hieß es im Plädoyer.
Grenzen des Online-Humors
Der Fall hat in Frankreich eine breitere Debatte über die Verantwortung von Influencern ausgelöst. Viele Internetnutzer fragen sich, wo die Grenze zwischen Humor und Bedrohung liegt – und welche Rolle soziale Medien dabei spielen, gefährliche oder traumatisierende Inhalte zu verbreiten.
Ein User brachte die Sache dabei höchst poetisch auf den Punkt:
That isn't a harmless prank, it's a prankless harm.
Auch Rechtsexperten sehen im Urteil ein Signal: "Das Gericht hat deutlich gemacht, dass sogenannter ‚Content‘ kein rechtsfreier Raum ist", kommentierte ein Pariser Strafrechtler. "Wer Panik erzeugt oder Gewalt vortäuscht, muss mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen."
Ob sich damit zumindest in Frankreich der Trend immer absurderer und gefährlicherer Challenges und Pranks eindämmen wird, muss sich noch zeigen. Doch wenn dem so ist, kann dies hoffentlich auch auf andere Länder der ganzen Welt angewendet werden. Glaubt ihr, ein solches Vorgehen würde hierzulande Wirkung zeigen?