Die schlechtesten Beiträge Deutschlands beim ESC
Die schlechtesten Beiträge Deutschlands beim ESC
Den Eurovision Songcontest zu verfolgen gehört für viele ähnlich zur deutschen Fernsehkultur, wie Tatort oder seinerzeit "Wetten, dass...?!"
Und wenn man an Lieder wie "Ein bisschen Frieden" von Nicole oder "Satellite" von Lena Meyer-Landrut denkt, haben wir auch selbst hin und wieder mal zu einem absoluten Highlight des ESC beigetragen – oft genug allerdings auch das absolute Gegenteil.
Wir von Earlygame wollen uns mit euch mal in den Giftschrank der deutschen ESC-Vergangenheit wagen und blicken auf die schlechtesten Platzierungen zurück, die wir in der Geschichte des Songcontests belegt haben – zumindest, was die Punkteverteilung angeht.
1961 – 3 Punkte: Lale Andersen – "Einmal sehen wir uns wieder"
Im Jahr 1961 trat Lale Andersen für Deutschland beim ESC mit ihrem deutsch-französischen Lied "Einmal sehen wir uns wieder" an. Damit belegte sie mit nur 3 Punkten den 13. Platz und bildete damit zwar nicht das Schlusslicht bei 16 Teilnehmern, aber seien wir uns doch mal ehrlich – für ein Lied, das man im Alltag bis heute zitieren kann, wurde Lale hier eigentlich ziemlich Unrecht getan, auch wenn der Song auch für damalige Verhältnisse etwas altbacken wirkte. Interessante Nebeninfo: Lale Andersen ist 1905 geboren und damit die Älteste aller ESC-Teilnehmer*innen. Bei ihrer Performance 1961 war sie also 56 Jahre alt und legte trotzdem eine bessere Figur hin als manch andere, die auf unserer Liste noch auftauchen... | © ARD
1964 – 0 Punkte: Nora Nova – „Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne“
Nora Nova trat 1964 mit einem klassischen deutschen Schlager auf, der sich stilistisch an die musikalische Tradition der damaligen Zeit anlehnte. Der Titel handelt von der Vergänglichkeit schöner Momente – romantisch, aber ohne große Überraschungen. Im internationalen Teilnehmerfeld konnte sich das Lied nicht durchsetzen und erhielt null Punkte. Die Performance war schlicht und zurückhaltend, was in einem Wettbewerb, der zunehmend auf Inszenierung setzte, wenig auffiel. Der Beitrag galt als zu konventionell und sprach offenbar weder Jurys noch Publikum an. | © ARD
1965 – 0 Punkte: Ulla Wiesner – „Paradies, wo bist du?“
Die melancholische Ballade von Ulla Wiesner versuchte, mit gefühlvollem Gesang und träumerischem Text zu überzeugen. Der Titel, musikalisch getragen und zurückhaltend, thematisierte die Suche nach dem verlorenen Paradies. Auch in diesem Jahr blieb Deutschland ohne Punkte. Der Song war zu wenig markant, um sich in Erinnerung zu rufen, und wurde als emotionsarm empfunden. In einer Zeit, in der viele Länder begannen, mutigere musikalische Wege zu gehen, wirkte dieser Beitrag altmodisch und nicht konkurrenzfähig. | © YouTube
1974 – 3 Punkte: Cindy & Bert – „Die Sommermelodie“
1974 war das Jahr des großen ESC-Durchbruchs von ABBA mit „Waterloo“. Im direkten Vergleich erschien der deutsche Beitrag von Cindy & Bert wie aus einer anderen Zeit. „Die Sommermelodie“ war ein ruhiger Schlager mit viel Nostalgie, aber wenig Biss. Trotz der erfahrenen Künstler wirkte der Auftritt etwas farblos, und der Song erreichte nur drei Punkte. In einem Wettbewerb, der zunehmend auf Pop, Modernität und Show setzte, hatte das klassische Liebeslied im Stil der 60er Jahre kaum eine Chance. | © ARD
1975 – 15 Punkte: Joy Fleming – "Ein Lied kann eine Brücke sein"
Eine der größten Tragödien der deutschen ESC-Geschichte ist vermutlich der Auftritt von Joy Fleming, die zwar mit einer Wahnsinnsstimme auf der großen Bühne stand, aber bei Weitem nicht die Anerkennung bekommen hat, die sie verdient hätte. Lediglich 15 Punkte konnte sie holen und musste sich damit mit Platz 17 von 19 begnügen, und ja, wer sich bis heute darüber aufregen kann, hat absolut Recht. Mit ihrer Mischung aus Jazz und Schlager konnte sie zwar nicht überzeugen, dennoch ist "Ein Lied kann eine Brücke sein" ein ESC-Beitrag, der eigentlich gar nicht auf dieser Liste vorkommen sollte. | © ARD
1976 – 12 Punkte: The Les Humphries Singers – "Sing Sang Song"
The Les Humphries Singers belegten mit "Sing Sang Song", einem Lied, das zugegebenermaßen keinen Grammy bekommen würde, aber unzweifelhaft spaßig ist, wenn man mit Staubsauger bewaffnet durch die Wohnung tänzelt (und den Gewinnersong des Vorjahres, Ding-a-dong" mochte), lediglich Platz 15 von damals 18. Wer dort 1976 auf der Bühne stand, ist jedoch wirklich nicht zu unterschätzen: Jürgen Drews himself war damals Teil der Gruppe, der neben John Lawton, dem späteren Frontsänger von Uriah Heep, für Deutschland antrat. Bei anderen Auftritten war die Band deutlich größer, doch auf der ESC-Bühne waren sie nur zu sechst, was der eigentlichen Arbeit der Les Humphries Singers eigentlich gar nicht gerecht wird. | © ARD
1995 – 1 Punkt: Stone & Stone – „Verliebt in Dich“
Mit einem ruhigen, souligen Poplied trat das Ehepaar Stone & Stone an. Der Song „Verliebt in Dich“ war zwar gefühlvoll, jedoch wenig eingängig und musikalisch eher altbacken. Auch die Bühnenpräsenz überzeugte nicht – das Duo wirkte distanziert und emotionslos, was sich negativ auf das Gesamtbild auswirkte. In einem ESC-Jahr mit vielen auffälligen und modernen Beiträgen blieb Deutschland mit nur einem Punkt abgeschlagen auf dem letzten Platz. | © ARD
2005 – 4 Punkte: Gracia – „Run & Hide“
Gracia war durch „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt geworden und trat mit einem düsteren Rocksong an. Der Beitrag hätte mit einer energiegeladenen Performance punkten können, jedoch wurde die Live-Darbietung als gesanglich unsicher und stilistisch uneinheitlich kritisiert. Die Inszenierung wirkte nicht ausgereift, und trotz des rockigen Sounds war das Lied für viele zu wenig einprägsam. Nur vier Punkte bedeuteten den letzten Platz in einem eher enttäuschenden Jahr für Deutschland. | © ARD
2015 – 0 Punkte: Ann Sophie – „Black Smoke“
„Black Smoke“ war ein moderner Pop-Song mit internationalem Sound und einer starken gesanglichen Leistung von Ann Sophie. Ursprünglich war sie nur Zweitplatzierte beim deutschen Vorentscheid, rückte aber nach dem Rücktritt des Gewinners Andreas Kümmert nach. Dieses Durcheinander sorgte bereits im Vorfeld für Unruhe. Trotz stimmlicher Qualität wollte der Funke nicht überspringen – der Song erhielt null Punkte. Kritiker bemängelten eine gewisse emotionale Kälte und fehlende Bühnenintensität. | © ARD
2016 – 11 Punkte: Jamie-Lee Kriewitz – „Ghost“
Jamie-Lee präsentierte mit „Ghost“ einen atmosphärischen, zurückhaltenden Pop-Song mit melancholischer Stimmung. Ihr Manga-inspirierter Auftritt fiel optisch auf, traf aber nicht den Geschmack des internationalen Publikums. Der ruhige Song ging im glitzernden, lauten Wettbewerb unter, und obwohl sie stimmlich überzeugte, reichte es nur für den letzten Platz. Die visuelle Umsetzung wurde von vielen als verwirrend empfunden, was den Zugang zum Lied zusätzlich erschwerte. | © ARD
2017 – 6 Punkte: Levina – „Perfect Life“
Levinas Beitrag „Perfect Life“ klang wie ein Song, der im Radio funktioniert hätte – gefällig, aber ohne markantes Alleinstellungsmerkmal. Die Nummer erinnerte viele an Aviciis „Titanium“, was Plagiatsdiskussionen auslöste. Auch die Bühnenpräsentation war farblos, was dazu führte, dass der Song bei Zuschauern und Jurys kaum Eindruck hinterließ. Trotz solider Stimme endete Deutschland auf dem vorletzten Platz. | © ARD
2019 – 24 Punkte: S!sters – „Sister“
Der Song von S!sters sollte eine Botschaft über weibliche Solidarität und Zusammenhalt senden, doch die Inszenierung war zu statisch, und zwischen den Sängerinnen fehlte die spürbare Chemie. Obwohl das Thema gesellschaftlich relevant war, wirkte es nicht authentisch transportiert. Die Stimmen harmonierten, aber das Gesamtbild blieb blass. Das Ergebnis: der vorletzte Platz mit nur wenig Unterstützung vom Publikum. | © ARD
2021 – 3 Punkte: Jendrik – „I Don't Feel Hate“
Bunt, schrill und ironisch: Jendrik trat mit einem Ukulele-Pop-Song an, der bewusst überdreht inszeniert war. Seine Botschaft gegen Hass ging in der Klamauk-Performance unter. Das Peace-Zeichen-Kostüm, hüpfende Tänzerinnen und ein albern wirkender Bühnenauftritt verwirrten viele Zuschauer. Die musikalische Substanz war gering, und so landete Deutschland – trotz guter Intention – auf dem vorletzten Platz mit nur drei Punkten. | © ARD
2022 – 6 Punkte: Malik Harris – „Rockstars“
Ein emotionaler Song über Nostalgie und den Wunsch, Kindheitsträume zurückzuholen. Malik Harris trat alleine auf der Bühne auf, begleitet von Klavier und Loopstation – musikalisch authentisch, aber wenig auffällig. Das Lied war berührend, doch im Wettbewerb, der zunehmend auf große Showeffekte setzt, blieb die stille Darbietung chancenlos. Mit nur sechs Punkten landete Deutschland erneut auf dem letzten Platz. | © ARD
2023 – 18 Punkte: Lord of the Lost – „Blood & Glitter“
Mit „Blood & Glitter“ wollte Deutschland 2023 einen stilistischen Bruch wagen: knalliger Glam-Gothic-Rock, schrille Outfits und starke Bühnenpräsenz. Musikalisch polarisierend stach der Song zwar heraus, traf aber offensichtlich nicht den Geschmack von Jury und Publikum. Der Metal-lastige Beitrag war vielen zu speziell, und trotz auffälliger Inszenierung reichte es nur für den letzten Platz mit 18 Punkten – eine herbe Enttäuschung für Fans der Band. | © ARD
Die besten Beiträge Deutschlands beim ESC
Natürlich war nicht jeder deutsche Beitrag zum ESC ein absoluter Reinfall. Über die Jahre gab es immer wieder auch Songs und Interpreten, die beim internationalen Publikum gut ankamen.
Deshalb haben wir von EarlyGame für euch hier noch die Highlights der deutschen ESC-Historie gesammelt und die besten Beiträge zusammengefasst! | © ARD
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