Die umstrittene kanadische YouTuberin Lauren Southern hat in ihrem neuen Buch schwere Vorwürfe gegen den Influencer Andrew Tate erhoben.

In ihrem selbst veröffentlichten Werk beschreibt Lauren Southern detailliert, wie sie im Jahr 2018 von Andrew Tate sexuell missbraucht worden sein soll.
Southern, die damals 22 Jahre alt war, war zu diesem Zeitpunkt als prominente Stimme der alt-right- und Anti-Feminismus-Szene bekannt. Sie wurde durch Videos populär, in denen sie Feminismus, Einwanderungspolitik und den Liberalismus kritisierte. In ihrem Buch berichtet sie nun von einer Begegnung mit Andrew Tate, einem Influencer und ehemaligen Kickboxer, der mittlerweile weltweit wegen mutmaßlicher Vergewaltigung und Menschenhandelsvorwürfen in den Fokus von Ermittlungsbehörden geraten ist.
Geschäftstreffen mit düsterem Ausgang
Wie Southern schildert, reiste sie gemeinsam mit dem britischen rechtsradikalen Aktivisten Tommy Robinson nach Rumänien. Dort wollte sie Tate ein Medienprojekt vorstellen. Bei einem gemeinsamen Abendessen bemerkte sie nach eigenen Angaben, dass „etwas nicht stimmte“. Tate habe sie daraufhin eingeladen, um über die Investition in seinem Anwesen zu sprechen. Stattdessen nahm er sie mit in einen Nachtclub.
Dort fühlte sich Southern nach nur einem Drink und einem Shot plötzlich so schlecht, dass sie sich übergeben musste. Im Anschluss brachte Tate sie angeblich zurück in ihr Hotelzimmer. Laut Southern soll es dort zum Übergriff gekommen sein:
„Er hat mich geküsst. Ich habe das nicht erwartet und habe kurz erwidert, dann aber gesagt, dass ich schlafen wollte“, schreibt sie. „Ich war unglaublich müde. Er wollte mehr. Ich sagte klar und mehrfach nein und habe versucht, seine Hände von mir wegzuziehen.“
Sie wirft Tate vor, sie anschließend gewaltsam gewürgt und ohnmächtig gemacht zu haben – immer wieder, sobald sie zu Bewusstsein kam. Weitere Details will Southern nach eigenen Angaben nicht veröffentlichen, da „es offensichtlich ist“, was dann passierte.
Tate dementiert, Behörden ermitteln
Andrew Tate, der sich selbst gerne als „König der Alpha-Männer“ inszeniert und durch frauenfeindliche Aussagen auf Social Media Bekanntheit erlangte, weist die Anschuldigungen entschieden zurück. Auf der Plattform X bezeichnete er Southern unter anderem als Aufmerksamkeitssuchende, die den Vorwurf nur erheben würde, um ihr Buch besser zu verkaufen. Er behauptete außerdem, Southern habe ihm nach dem Vorfall noch mehrfach Nachrichten geschickt, um ihn wiederzusehen.
Chooses the chapter about me to release "for free" to get attention so she can sell her memoirs of promiscuity. Coincidence I'm sure. I'm glad you admit you're a drug addict in this post, that might explain why you forgot about all the txts you sent begging to see me again....
— Andrew Tate (@Cobratate) July 16, 2025
Tate ist derzeit nicht nur aufgrund der Vorwürfe von Southern in den Schlagzeilen. Gegen ihn laufen in Europa und den USA mehrere Ermittlungen wegen Vergewaltigung, Menschenhandel und Zwangsprostitution. Im Frühjahr 2025 reiste er zurück nach Florida, wo Gouverneur Ron DeSantis öffentlich erklärte, Tate sei im Bundesstaat nicht willkommen.
Zwei umstrittene Figuren
Sowohl Lauren Southern als auch Andrew Tate sind seit Jahren hochumstrittene Figuren der rechten Internet-Subkultur. Southern war bis zu ihrem Rückzug 2019 eine der bekanntesten Gesichter der alt-right-Bewegung. Später kehrte sie mit einem Imagewandel zurück, distanzierte sich teilweise von radikalen Gruppierungen, blieb aber ihrem konservativ-populistischen Kurs treu.
Andrew Tate wiederum wurde vor allem durch seine hypermaskulinen, misogynen Thesen und teure Selbstinszenierungen bekannt. Er gibt vor, Männern zu zeigen, wie sie reich und „alpha“ werden können – häufig durch fragwürdige Online-Coaching-Programme. Kritiker werfen ihm vor, toxische Männlichkeitsideale zu verherrlichen und junge Männer zu radikalisieren.
Die neuen Enthüllungen von Southern könnten die ohnehin intensive Debatte um Tate weiter befeuern – nicht nur, weil sie neue Vorwürfe gegen den selbsternannten „King of Toxic Masculinity“ erheben, sondern auch, weil sie ausgerechnet von einer Frau stammen, die selbst jahrelang eine Galionsfigur des Anti-Feminismus war.
Ob und welche rechtlichen Konsequenzen die Anschuldigungen haben werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Beide Persönlichkeiten bleiben auch weiterhin ein Paradebeispiel dafür, wie eng Provokation, Selbstinszenierung und Skandale in der digitalen Influencer-Welt verknüpft sind.