Streit in Hogwarts: Die neue Harry-Potter-Serie spaltet die Fangemeinde

Das Reboot von HBOs Harry Potter Universum hat noch nicht einmal die Bildschirme erreicht, und schon steckt es bis zum Hals in den kulturellen Grabenkämpfen unserer Zeit – von J.K. Rowlings anhaltender transfeindlicher Rhetorik bis hin zu rassistisch aufgeladenem Gegenwind gegen die Besetzung eines schwarzen Schauspielers als Severus Snape.

Harry potter reunion
Hermine, Harry und Ron sind nicht begeistert. | © Warner Bros.

Die kommende „Harry Potter“-Serie, die derzeit bei HBO in Produktion ist, will die Geschichte der sieben Bücher in einer auf zehn Jahre angelegten Serie neu erzählen.

Anders als bei früheren Adaptionen ist Autorin J.K. Rowling diesmal nicht nur auf dem Papier beteiligt – sie war aktiv an der Auswahl von Drehbuchautor und Regisseur beteiligt und fungiert als Executive Producerin.

Für viele langjährige Fans klingt das vielleicht nach einer Rückkehr zu den Wurzeln. Doch für einen wachsenden Teil des Fandoms ist Rowlings Name mittlerweile eher ein Warnsignal als ein Gütesiegel.

J.K. Rowling: Immer noch auf Konfrontationskurs

Rowling macht seit Jahren Schlagzeilen – allerdings nicht wegen ihrer Bücher, sondern wegen ihrer zunehmend feindseligen Haltung gegenüber trans Menschen.

Zuletzt feierte sie eine Entscheidung des britischen Supreme Court, laut der trans Frauen rechtlich nicht als Frauen im Sinne des Gleichstellungsgesetzes gelten.

Das brachte ihr unter anderem eine scharfe Reaktion von „The Last of Us“-Star Pedro Pascal ein, der ihr auf Social Media „abstoßendes Loserverhalten“ vorwarf. (Man muss ihn einfach lieben.)

Sie hat behauptet, trans Frauen seien „Männer, die sich als Frauen ausgeben“, verglich geschlechtliche Transition mit Verstümmelung und verteidigt diese Ansichten lautstark – vor allem auf X (ehemals Twitter).

Das hat zu Boykottaufrufen gegen ihre Projekte geführt, zu Kritik von LGBTQ+-Organisationen und zu sichtbarer Distanzierung durch ehemalige „Harry Potter“-Stars wie Daniel Radcliffe und Emma Watson, die sich öffentlich von Rowlings Haltung abgrenzten.

John Lithgow wird Dumbledore – und verfehlt den Ton

John Lithgow als Dumbledore – das hätte ein Coup für die Serie sein können. Doch seine jüngsten Äußerungen zur Rowling-Debatte wirken wie ein ziemlich unglückliches Eigentor. Im Interview mit der Times erzählte Lithgow, dass ihn der Gegenwind überrascht habe – besonders nachdem ihm eine enge Freundin, Mutter eines trans Kindes, einen offenen Brief mit dem Titel „Ein offener Brief an John Lithgow: Bitte geh weg von Harry Potter“ geschickt hatte.

„Ich dachte nur: Warum ist das überhaupt ein Thema?“ sagte er. Er könne sich vorstellen, Rowling irgendwann persönlich zu treffen, und sei „neugierig auf ein Gespräch.“ Tiefgreifende Reflexion klingt anders. Auf die Frage, ob ihn die Kritik zum Nachdenken gebracht habe, antwortete er: „Um Himmels willen, nein.“

Für jemanden, der Teil eines so gesellschaftlich aufgeladenen Franchise wird – mit einer Schöpferin, der immer wieder realer Schaden vorgeworfen wird – wirkt Lithgows Nonchalance geradezu verstörend weltfremd.

Schweigen ist Gold: Tom Felton ist wieder an Bord

Draco Malfoy Hogwarts Legacy Event
© Warner Bros.

Während sich Stars wie Daniel Radcliffe und Emma Watson öffentlich von Rowlings Aussagen distanzierten, schlug Tom Felton – bekannt als Draco Malfoy – leisere Töne an. Und genau das scheint sich jetzt auszuzahlen.

Laut Daily Mail wird Felton in irgendeiner Form in die neue HBO-Serie eingebunden sein – allerdings nicht als Schauspieler.

Insider berichten, Felton habe „Jo's Segen“ und dass er, auch wenn er ihre Ansichten womöglich nicht teile, Rowling stets mit „Würde“ begegnet sei.

Warner und HBO hoffen offenbar, dass er der Produktion einen Mehrwert bringen kann – etwa als Mentor für die junge Besetzung oder in beratender Funktion. Kurz gesagt: Während andere sich äußerten, blieb Felton diplomatisch. Jetzt steht er wieder am Set.

Snape-Casting löst Shitstorm aus

Dann kam das Casting von Paapa Essiedu als Severus Snape.

Während viele die Wahl lobten, schlug auf Plattformen wie Reddit und in Teilen des Fandoms eine Welle rassistischer Kommentare entgegen.

Einige behaupteten, die Figur werde durch die Besetzung „zu sehr verändert“, andere meinten, Snapes Kindheitstrauma wirke nun „ganz anders“, wenn die Figur schwarz sei.

Die üblichen Vorwürfe von „erzwungener Diversität“ und „woker Agenda“ ließen nicht lange auf sich warten. Eine Petition gegen Essiedus Besetzung hat inzwischen über 4.000 Unterschriften.

Kritiker der Gegenreaktion wiesen jedoch schnell auf die Doppelmoral hin: "Die meisten Charaktere in den Filmen wichen ohnehin stark von den Buchbeschreibungen ab," merkte ein User an. "Aber genau diese Änderung stört euch? Schon interessant."

Ein anderer kommentierte: "Er ist ein professioneller Schauspieler. Zeigt verdammt nochmal Respekt, bevor ihr auch nur eine einzige Szene gesehen habt."

Inmitten des Lärms fiel ein Kommentar besonders auf: "Der Mann ist zu gutaussehend, um Snape zu spielen." (Okay, der Punkt ist vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen.)

Die Magie steckt in der Krise

Ob man die neue „Harry Potter“-Serie nun als spannenden Reboot oder als verzweifelten Geldzug empfindet – eines ist klar: Sie wird definitiv nicht unbeachtet bleiben. Zwischen Rowlings anhaltenden Kontroversen und einer Fangemeinde, die zwischen Nostalgie und progressiven Werten zerrieben wird, betritt die Serie ein kulturelles Minenfeld, das mit dem von vor zwanzig Jahren kaum noch vergleichbar ist.

Vielleicht gelingt es der Serie ja doch noch, die Leute zu überzeugen. Vielleicht sprechen die schauspielerischen Leistungen lauter als die Schlagzeilen.

Aber aktuell wirkt das alles weniger wie ein magischer Neuanfang – und mehr wie ein sehr chaotisches Dazwischen.

Johanna Goebel

Johanna studiert Online-Redaktion in Köln und ist schon seit dem Kleinkindalter in der Gamingwelt unterwegs. Ihr Herz schlägt für Open-Worlds, Action- oder Fantasy-RPGs und Third-Person-Shooter mit guten Storylines und (un-)charmanten Charakteren....