Ein schmaler Grat zwischen Hingabe und Besessenheit.

Parasoziale Beziehungen sind ein Phänomen, das im Grunde seit den Anfängen der Massenmedien existiert. Menschen, die viele Inhalte von oder über eine bestimmte Person konsumieren, haben oft unbewusst das Gefühl, mit dem Urheber persönlich vertraut zu sein.
Besonders populäre Künstler wie Sänger können leicht zu Opfern einer solchen Obsession werden. Nimmt man noch die sozialen Medien hinzu, ist die Entstehung von berüchtigt treuen und tratschfreudigen Fangemeinden – wie der der Popsängerin Taylor Swift – wenig überraschend. Die Änderung des eigenen Namens, um den Promi zu imitieren, ist dann allerdings doch eher ungewöhnlich.
Eine harmlose Namensänderung?
Ich habe wegen Taylor Swift meinen gesetzlichen Namen zu Caroline Melissa Taylor ändern lassen. [...] Wem das nicht gefällt, der sollte einfach mal an die frische Luft gehen.
Mit diesen Worten stellte sich die Kanadierin in einem mittelmäßig viralen TikTok-Kurzvideo vor. Zum Beweis für die Namensänderung hielt sie ein behördliches Dokument in die Handykamera.
Dieses Video war bei weitem nicht der erste Inhalt zum Thema „Taylor Swift“, der auf ihrem Social-Media-Account hochgeladen wurde. Caroline hatte zuvor nicht nur mehrere Clips über die Arbeit der Künstlerin produziert und sogar ihr eigenes Unternehmen um die einflussreiche Sängerin herum aufgebaut, sondern sich auch zu Swifts Privatleben geäußert; beispielsweise mit der Behauptung, die kürzliche Verlobung der Sängerin mache sie persönlich glücklich.
Es gibt zwar definitiv viele Swift-Fans (selbst unter namhaften deutschen Streamern), doch als Kommentatoren Caroline für ihr scheinbar obsessives Verhalten kritisierten (einschließlich der Aufforderung an die Zuschauer, Taylor über ihre Namensänderung zu informieren), verteidigte sich die TikTok-Influencerin, indem sie behauptete, lediglich ein treuer Fan zu sein (belegt anhand eines Autogramm-Tattoo auf ihrer Hand) und argumentierte, ihr Verhalten sei harmlos.
Die Gefahren von Besessenheit
Beispiele aus der Vergangenheit haben jedoch gezeigt, dass es ziemlich ungesund sein kann, sich vom Wohlergehen einer Person, die man nicht wirklich kennt, persönlich beeinflussen zu lassen. Fans in einer parasozialen Beziehung könnten emotional abhängig von für sie unveränderlichen Sachverhalten werden, dabei möglicherweise ihre eigenen realen Beziehungen vernachlässigen und anfälliger für finanzielle Ausbeutung werden.
Diese Beziehungen bergen zudem die reale Gefahr, sich in Obsessionen zu verwandeln, welche Verletzungen der Privatsphäre und echte Straftaten nach sich ziehen könnten, welche den Künstlern – in diesem Fall Taylor Swift – schaden können. Aus solchen Gründen hat die milliardenschwere Künstlerin in ihren Songs bereits implizit einen Teil ihrer Fangemeinde kritisiert.
Selbst wenn Taylor Swift tatsächlich Interesse an der Namensänderung von Caroline Melissa Taylor hätte, würde sie sich durch die Angelegenheit wahrscheinlich weniger geehrt als vielmehr unter Druck gesetzt fühlen. Das Wissen, dass sich eine fremde Person so sehr auf einen fixiert, muss ja zwangsläufig Bedenken hervorrufen. Bisher blieb die TikTokerin jedoch bei ihrer Haltung und empfahl in späteren Videos: „Lest nie die Kommentare […], bleibt authentisch!“