Was sind die Hintergründe für die Konflikte in Kingdom Come: Deliverance?

Kingdom Come: Deliverance 2 ist gerade erschienen. Genau wie sein Vorgänger ist es für seine hohe historische Genauigkeit bekannt. Beide Teile spielen im Jahr 1403 in Böhmen (heute Tschechien), einer Zeit voller Konflikte und Kriege. In dieser Übersicht erfährst du mehr über die historischen Hintergründe des mittelalterlichen RPGs.
Das Heilige Römische Reich in Aufruhr
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts herrschten in Mitteleuropa politische Instabilität und dynastische Machtkämpfe. Das Heilige Römische Reich war zersplittert, und die Luxemburger Dynastie begann nach dem Tod Kaiser Karls IV. im Jahr 1378 an Einfluss zu verlieren. Sein Sohn, Wenzel IV., sah sich zunehmendem Widerstand der Kurfürsten ausgesetzt, da er nicht in der Lage war, Ordnung im Reich zu halten. 1400 wurde er als römisch-deutscher König abgesetzt, was die Lage weiter destabilisierte.Das Abendländische Schisma (1378–1417) führte zu einer Spaltung der katholischen Kirche, da mehrere rivalisierende Päpste Anspruch auf das Pontifikat erhoben. Dies verschärfte die religiösen und politischen Spannungen zusätzlich. Sigmund von Luxemburg, Wenzels ehrgeiziger jüngerer Bruder, strebte nach mehr Einfluss über Ungarn, Böhmen und letztlich das gesamte Reich. Böhmen wurde zum zentralen Schauplatz adliger und dynastischer Konflikte in einer ohnehin unruhigen Zeit. Die Ereignisse der Jahre 1402–1403, darunter die Gefangennahme Wenzels IV. und das Eingreifen Sigmunds, bilden den historischen Hintergrund von Kingdom Come: Deliverance.
Zeitleiste wichtiger Ereignisse
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1378: Der Tod Karls IV. und der Beginn des Abendländischen Schismas
- 29. November – Kaiser Karl IV. stirbt. Sein Sohn Wenzel IV. erbt das Königreich Böhmen und den Titel "Römischer König", verfügt aber nicht über das politische Geschick seines Vaters.
- 27. März – Der Tod von Papst Gregor XI. löst eine Krise aus. Die Wahl von Papst Urban VI. wird angefochten, und eine Gruppe von Kardinälen ernennt Gegenpapst Clemens VII., womit das Abendländische Schisma beginnt. Europa teilt sich in Anhänger des römischen und des avignonesischen Papstes.
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1385–1387: Der Aufstieg Sigismunds
- 1385 – Sigismund von Luxemburg heiratet Maria von Ungarn und stärkt damit seinen Anspruch auf den ungarischen Thron.
- 1387 – Sigismund sichert sich die ungarische Krone, doch aufständische Adlige stellen seine Herrschaft in Frage.

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1393–1394: Rebellion gegen Wenzel IV.
- 1393 – Die Ermordung von Johannes Nepomuk, Generalvikar von Prag, durch Beamte Wenzels IV. führt zu einem Adelsaufstand.
- 1394 – Eine Koalition böhmischer Adliger nimmt Wenzel IV. gefangen und setzt seinen Cousin Jobst von Mähren als Regenten ein. Wenzel wird jedoch später freigelassen und übernimmt erneut die Herrschaft.
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1400: Absetzung Wenzels IV. und Wahl Ruperts
- 21. August – Wenzel IV. wird offiziell als römischer König von vier Kurfürsten abgesetzt. Ihm wird Ineffizienz und das Scheitern bei der Lösung des Abendländischen Schismas vorgeworfen.
- Rupert von der Pfalz aus dem Haus Wittelsbach wird zum römischen König gewählt, doch seine Autorität wird angefochten.
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1402: Zweite Gefangennahme Wenzels und die Krise von Kutná Hora
- Wenzel IV. wird erneut gefangen genommen, diesmal von seinem Bruder Sigismund, der seinen Einfluss über Böhmen ausbauen will.
- Kutná Hora (Kuttenberg), eine bedeutende Silberminenstadt und wirtschaftliches Zentrum Böhmens, wird von Sigismunds Truppen geplündert, was Wenzels finanzielle Basis schwächt.
- Jobst von Mähren und Prokop von Mähren stellen sich gegen Sigismund, was die innerfamiliären Machtkämpfe der Luxemburger weiter eskalieren lässt.

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1403: Die Zeit von *Kingdom Come: Deliverance*
- Wenzel IV. bleibt in Gefangenschaft, was Unruhen unter seinen Anhängern auslöst.
- Sigismund verzichtet auf eine großangelegte Invasion Böhmens und verlässt sich stattdessen auf böhmische Adlige, die gegen Wenzel opponieren, um seine Kontrolle zu festigen.
- Die Ereignisse von *Kingdom Come: Deliverance* spielen sich in diesem Kontext ab und zeigen den Konflikt zwischen Wenzels Getreuen und den pro-Sigismund-Kräften.
- Ungarische Söldner, darunter Kumanen, kämpfen in Sigismunds Armee, doch zu dieser Zeit sind die meisten Kumanen bereits vollständig in die ungarische Gesellschaft integriert.
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1410–1411: Der Tod Ruperts und Sigismunds Aufstieg
- Rupert von der Pfalz stirbt 1410, wodurch ein Machtvakuum entsteht.
- Jobst von Mähren und Sigismund von Luxemburg beanspruchen beide den Titel des römischen Königs, was eine erneute Thronkrise auslöst.
- 1411 – Jobst stirbt unter mysteriösen Umständen, wodurch Sigismund sich den Titel sichern kann.
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1414–1417: Das Konzil von Konstanz beendet das Abendländische Schisma
- Das Konzil von Konstanz wird einberufen, um das Abendländische Schisma zu beenden und die Einheit der katholischen Kirche wiederherzustellen.
- 1417 – Das Schisma endet mit der Wahl von Papst Martin V., doch die politische Instabilität im Heiligen Römischen Reich bleibt bestehen.
Man kann also getrost sagen, dass damals eine Menge los war. Jetzt geh und hol dir das Schwert deines Vaters zurück!