EA plant gerade kein Sims 5, weil Sims 4 einfach zu groß ist

Kein Nachfolger? Bei einem EA Game? Kaum zu glauben!

Sims 4 no Sims 5
Sims 4 soll weiterhin bestehen bleiben. | © EA

Fans der beliebten Lebenssimulation Die Sims müssen sich weiterhin gedulden – oder besser gesagt: umgewöhnen. Denn wie sich nun zeigt, hat Electronic Arts (EA) aktuell keinerlei Ambitionen, Die Sims 5 auf den Markt zu bringen. Der Grund dafür ist ebenso nachvollziehbar wie überraschend – besonders für einen Publisher, der sonst als Inbegriff der Fortsetzungsmaschinerie gilt.

Kein Sims 5 – und das aus gutem Grund

Was früher als sicher galt – eine neue Fortsetzung nach ein paar Jahren – scheint bei Die Sims aktuell nicht mehr zu greifen. Während andere große EA-Franchises wie FIFA/EA FC, Battlefield oder Need for Speed fast schon im Jahresrhythmus neu aufgelegt werden, bleibt bei Die Sims alles beim Alten: Sims 4, ursprünglich 2014 erschienen, wird weiterhin als zentrale Plattform behandelt. Laut EA soll dieses Spiel noch "über Jahre hinweg" mit Inhalten, Updates und technischen Überarbeitungen versorgt werden.

Dass Project Rene – ein mysteriöses Sims-Projekt, das viele zunächst für Sims 5 hielten – kein vollwertiger Nachfolger, sondern vielmehr ein Multiplayer-Ableger wird, hat bei der Community bereits für Frust gesorgt. Der Wunsch nach einem neuen, modernen Einzelspieler-Erlebnis bleibt bestehen – doch dieser Wunsch wird vorerst nicht erfüllt.

Ein ungewöhnlicher Schritt – gerade für EA

Besonders bemerkenswert ist diese Entscheidung deshalb, weil EA nicht gerade für Zurückhaltung bekannt ist, wenn es um neue Spielteile geht. Ganz im Gegenteil: Die Firma steht regelmäßig in der Kritik, Franchise-Titel in schneller Taktung neu zu veröffentlichen – oft begleitet von umfangreichen DLCs und Mikrotransaktionen.

Dass EA nun Die Sims 5 absichtlich nicht entwickelt, ist also alles andere als typisch – und laut Aussagen der Führungsetage eine bewusste, strategische Entscheidung. In einem Interview mit Variety erklärte Laura Miele, Präsidentin von EA Entertainment, dass man den Spielern nicht das Gefühl geben wolle, neu anfangen zu müssen:

„Was ich nicht möchte, ist, dass die Spieler wieder bei Null anfangen müssen und all das aufgeben müssen, was sie geschaffen haben, all die Inhalte aufgeben müssen, die sie im Laufe der Jahre gekauft haben.“

85+ DLCs – zu viel, um sie zurückzulassen

Diese Rücksichtnahme wirkt zunächst lobenswert – immerhin hat EA über die letzten zehn Jahre mehr als 85 Inhaltspakete für Sims 4 veröffentlicht. Dazu zählen Erweiterungen, Gameplay-Packs, Accessoires und Kits – ein gewaltiges Ökosystem, das für viele Spieler mittlerweile Hunderte Euro verschlungen hat.

Ein neues Spiel – und damit zwangsläufig ein Neuanfang ohne Zugriff auf all diese Inhalte – würde für viele bedeuten, ihre Investitionen und kreativ aufgebauten Sims-Welten zu verlieren. EA erkennt offenbar an, dass dies der Community gegenüber nicht zumutbar wäre.

Doch so selbstlos, wie es klingt, ist dieser Schritt nicht.

Project Rene und die Monetarisierung der Zukunft

Während Sims 4 weiterhin als Hauptplattform bestehen bleibt, investiert EA kräftig in andere Wege, das Franchise zu monetarisieren. Project Rene, das sich derzeit in Entwicklung befindet, soll ein Multiplayer-Spiel mit neuen Technologien, Mobile-Versionen und Mikrotransaktionen werden. Erste Leaks deuten bereits auf eine Vielzahl an Bezahlinhalten hin – ein Modell, das EA seit Jahren bevorzugt.

Miele beschreibt Die Sims als ein „Ökosystem“, das nicht mehr nur aus einem klassischen Spiel bestehen soll. Neben dem Multiplayer-Ableger soll es sogar einen Sims-Kinofilm geben – produziert von LuckyChap, der Firma von Margot Robbie. Ziel: Die Sims als Multimedia-Marke zu etablieren, ähnlich wie es bei Pokémon oder League of Legends der Fall ist.

Der Übergang vom Spiel zur Plattform

Dass EA Sims 4 nicht aufgibt, liegt also weniger an der Loyalität zur Spielerschaft als an einer neuen Denkweise: Weg vom klassischen Spiel – hin zur Plattform, die kontinuierlich erweitert, angepasst und kommerzialisiert wird. Sims 4 ist dabei nicht veraltet, sondern laut EA die perfekte Basis, um neue Inhalte und Geschäftsmodelle zu implementieren, ohne von vorne beginnen zu müssen.

Diese Plattformstrategie ist kein Einzelfall. Auch Ubisoft mit Rainbow Six Siege, Microsoft mit Minecraft, oder Blizzard mit World of Warcraft setzen zunehmend auf langlebige Spiele, die über Jahre hinweg weiterentwickelt werden. EA folgt diesem Trend – in einem Fall, wo es sich wirtschaftlich schlicht nicht lohnt, alles neu zu starten.

So sehr sich Fans einen neuen Teil wünschen: Die Sims 5 bleibt vorerst ein Traum. Stattdessen baut EA auf ein bestehendes Erfolgsmodell, das sich weiterhin gut verkauft – und sich durch weitere DLCs, ein neues Multiplayer-Projekt und bald auch Filmrechte noch profitabler machen lässt.

Dass dabei ausgerechnet Sims 4 das Franchise ist, bei dem EA auf Fortsetzungszwang verzichtet, wirkt ironisch – aber konsequent. Denn Sims 4 ist heute mehr als ein Spiel: Es ist eine Plattform, ein Universum, ein Geschäft. Und ein zu großes, um es einfach neu zu starten.

Florian Frick

Flo studiert Sportjournalismus und verbindet bei EarlyGame seine Leidenschaft fürs Schreiben und eSports. Er liebt CS, und zu sagen, dass er emotional werden kann, wenn er seine Lieblingsteams verfolgt, wäre untertrieben....