"Gotta catch'em all": US-Regierung vergleicht Abschiebung mit Pokémon-Games

Pokemon ICE Raids
Man wünscht sich fast, dass das Ganze nur ein Fake wäre... | © Pokémon Company / Homeland Security

Seit Donald J. Trump erneut zum Präsidenten der USA gewählt wurde, kann man sich eigentlich nicht mehr sicher sein, ob die Dinge, die man über die Geschehnisse in Amerika hört, wahr sind oder es sich um eine satirische Überspitzung handelt.

Manchmal ist man sich sicher, dass eine Neuigkeit sicherlich aus einer noch nicht veröffentlichten Episode von South Park handeln würde, nur um kurz danach zu erfahren, dass Trump und seine Regierung bestimmte Dinge wirklich gesagt oder getan haben. Mal ehrlich, zu glauben, dass ein US-Präsident einen ihm unliebsamen Late Night-Host indirekt arbeitslos macht, Stefan Raab ihm seine eigene Show anbietet und Disney wegen einbrechender Aktienkurse zurückrudert, klingt als wäre es direkt aus einem Buch voller Simpsons-Ideen.

Ein neuestes solches Stück stammt aus direkt von Homeland Security – genauer gesagt der Migrationsabteilung des amerikanischen Heimatschutzes.

Homeland Security will "alle Immigranten schnappen"

Über dessen Twitter-Account wurde nämlich ein Video veröffentlicht, das diverse Clips aus unterschiedlichen ICE Raids zusammenfasst. Die Raids sollen dazu dienen, illegale Migranten aufzuspüren und abzuschieben, wurden allerdings schon vielfach wegen ihrer übertriebenen Härte und der hohen Fehlerquote kritisiert, die immer wieder zu verletzten und zu Unrecht attackierten US-Bürgern führten.

Während die Bilder im Video an sich schon verstörend genug sein könnten, ist es vor allem die Bearbeitung des Videos, die für Entsetzen sorgt: Neben der Titelmelodie des Pokémon-Anime, die den auf eine ekelhaft zynische Weise passenden Namen “Gotta catch’em all!” (“Schnapp sie dir alle!”) trägt, spielen auch immer wieder kurze Szenen aus der Serie und wird eine Schrift eingeblendet, die unmissverständlich mit dem Taschenmonster-Franchise in Verbindung steht.

Am Ende des Clips folgen sogar diverse Einblendungen überarbeiteter Pokémonkarten, die die Namen und Bilder abgeschobener Migranten darstellen. So wie bei allen Exemplaren des TCGs üblich, besitzen auch diese Karten eine Schwäche, die in diesem Fall “Ice” ist. Damit wird eigentlich angezeigt, dass das jeweilige Monster besonders anfällig für Angriffe von Eispokémon ist, soll in diesem Fall aber sicherlich auf “Immigration and Customs Enforcement”, also die Einwanderungs- und Zollbehörde, anspielen.

Das Video zeigt auf erschreckende Weise, wie menschenunwürdig der Blick von Homeland Security auf die Situation scheint, was für entsprechende Kritik durch Medien und Bürger sorgt.

Die Pokémon Company reagiert

Neben dem Aufschrei innerhalb Amerikas erregte das Video auch die Aufmerksamkeit der Pokémon Company.

In einem Statement erklärte das Unternehmen:

Wir wissen um die Veröffentlichung eines Videos durch den Heimatschutz, der Bilder und Sprache enthält, die mit unserer Marke in Verbindung gebracht werden. Unser Unternehmen war nicht an der Erstellung oder Veröffentlichung dieser Inhalte beteiligt. Es gab keine Erlaubnis zur Nutzung unseres geistigen Eigentums.

Mittlerweile ist das Video nicht mehr auf der Seite von Homeland Security zu finden, wo ansonsten eine Vielzahl ähnlich kränkender und beleidigender Posts geteilt werden.

Ob die Pokémon Company oder Nintendo, wie von vielen Fans gefordert, rechtliche Schritte gegen die US-Behörde einleiten wird, ist bisher allerdings noch nicht bekannt, die Wahrscheinlichkeit, dass Super Mario oder Pikachu jemals in einem Prozess gegen Donald Trump aussagen würden, war allerdings auch nie höher...

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....