Disney-Aktien fallen über Nacht um über 3 Milliarden Euro – nun bringen sie Jimmy Kimmel zurück

Die „unbefristete Absetzung“ dauerte letztendlich weniger als eine Woche.

Jimmy Kimmel Sep 15 2025 broadcast
Jimmy Kimmel in der Ausgabe seiner Show vom 15. September 2025 | © American Broadcasting Company

Als der US-amerikanische Medienkonzern The Walt Disney Company am 17. September 2025 die unbefristete Absetzung seiner Late-Night-Talkshow Jimmy Kimmel Live! ankündigteVermutungen zufolge aufgrund von Druck seitens amerikanischer Regierungsvertreter –wurde das Unternehmen weltweit dafür kritisiert.

Kritiker werteten den Schritt als Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit im Land und riefen als Konsequenz zum Boykott von Disney-Produkten auf. Die Angst vor weiteren Reputations- und finanziellen Verlusten könnte ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass das Unternehmen kürzlich die Wiederaufnahme der Talkshow angekündigt hat.

Hintergrund der Übertragung

Nach der Ermordung des US-amerikanischen rechten politischen Aktivisten Charlie Kirk am 10. September 2025 wurden die Umstände und Motive des Mordes in den US-amerikanischen Medien kontrovers diskutiert. Nachdem er zunächst in der Sendung vom 11. September sein Beileid ausgesprochen und die Gewalt verurteilt hatte, berichtete Kimmel – politischer Satiriker und ausgesprochener Gegner rechter Poltik in den USA – am 15. September wie folgt über die Spekulationen:

„[...] ist die MAGA-Gang verzweifelt darum bemüht, diesen Jungen, der Charlie Kirk ermordet hat, als alles andere außer einen der ihren darzustellen, und tut alles, um daraus politisches Kapital zu schlagen“ – Talkshow-Moderator Jimmy Kimmel

Am 16. September, nachdem rechte Medien empört über Kimmels Äußerungen berichtet hatten, beschwerten sich Politiker und Influencer aus dem Umfeld des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump (die von Kimmel genannte „MAGA-Gang“) öffentlich über die Äußerung und behaupteten, der Talkshow-Moderator würde Falschinformationen über den Mord verbreiten.

Am 17. September trat der von Trump ernannte Vorsitzende der US-amerikanischen Federal Communications Commission, Brendan Carr, in einem rechtsgerichteten Podcast auf und drohte mit Maßnahmen gegen die Walt Disney Company, ihre Tochtergesellschaft American Broadcasting Company (ABC) und ABC-lizenzierte Sender, sollten die Unternehmen nicht bereit sein, Kimmel für seine Äußerung zur Rechenschaft zu ziehen:

„Wir können das auf die sanfte oder auf die harte Tour machen. Entweder finden diese Unternehmen Wege, ihr Verhalten zu ändern und – offen gesagt – Maßnahmen gegen Kimmel zu ergreifen, oder es wird zusätzliche Arbeit auf die FCC zukommen.“ – FCC-Vorsitzender Brendan Carr

Absetzung von Jimmy Kimmel Live!

Brendan Carr Podcast Screenshot
Screenshot der Ausgabe des konservativen Podcasts The Benny Show vom 17. September; FCC-Vorsitzender Brendan Carr rechts im Bild | © Benny Johnson, Brendan Carr

Obwohl Carrs Federal Communications Commission (kurz FCC) eigentlich nicht befugt ist, Rundfunkanstalten für die Verbreitung angeblicher „Fehlinformationen“ zu bestrafen – insbesondere nicht im Bereich politischer Satire wie Jimmy Kimmel Live! –, kündigten die Nexstar Media Group und die Sinclair Broadcast Group nur wenige Stunden später an, die Sendung bei sämtlichen ihrer ABC-Partnersendern abzusetzen, wodurch eine Fortführung für Disney und Tochterfirma ABC unrentabel geworden wäre.

„Wir begrüßen die heutigen Äußerungen von FCC-Vorsitzendem Carr, und dieser Vorfall unterstreicht die dringende Notwendigkeit von umgehenden regulatorischen Maßnahmen durch die FCC, um die Kontrolle großer nationaler Netzwerke über lokale Sender zu bekämpfen.“ – Sinclair-Vizevorsitzender Jason Smith

Die FCC ist allerdings für die Genehmigung großer Unternehmensübernahmen und -fusionen in der US-amerikanischen Medienbranche zuständig. Da Nexstar, Sinclair und Disney derzeit genau solche Expansionen planen, vermuteten mehrere Analysten, dass dieser Schritt – und die anschließende Anordnung von Disney-CEO Bob Iger, die Show auf unbestimmte Zeit auszusetzen – möglicherweise dazu dienen sollte, die Trump-Regierung und ihre FCC gnädig zu stimmen und so die Genehmigung der Übernahmen sicherzustellen.

„Großartige Neuigkeiten für Amerika: Die einschaltquotenbehinderte[sic] Jimmy Kimmel-Show wurde ABGESETZT. Glückwunsch an ABC, dass sie endlich den Mut hatten, das zu tun, was getan werden musste. Kimmel hat NULL Talent und sogar schlechtere Einschaltquoten als Colbert, wenn das überhaupt möglich ist.“ – US-Präsident Donald Trump

Jimmy Kimmel hatte Trump und dessen Regierung in der Show mehrfach kritisiert. Dies war wohl einer der Gründe, weshalb der US-Präsident seine Zufriedenheit mit der Absetzung der Show signalisierte. Er verwies dabei auch auf die vorherige Absetzung der Late Show with Stephen Colbert am 17. Juli 2025. Colbert war ebenfalls regelmäßiger Kritiker Trumps, während Eigentümer Paramount aktuell darum bemüht ist, eine Unternehmensfusion von der FCC genehmigt zu bekommen.

Heftige Gegenreaktionen

Disney Stock Price August September 22
Graph des Aktienkurses von Disney im Zeitraum 22. August bis 22. September 2025 | © Yahoo Finance

Obwohl die US-amerikanische Regierung abstritt, direkt für die Entscheidung Disneys verantwortlich zu sein, forderten Trump und Carr im Anschluss ​​die Absetzung weiterer Trump-kritischer Late-Night-Shows und drohten unter anderem mit Maßnahmen gegen die ABC-Talkshow The View. Andere hingegen äußerten sich weitaus negativer über die Absetzung:

Viele Entertainer, hierzulande etwa Stefan Raab, verurteilten das Unternehmen für die Absetzung von Kimmels Show. Selbst Trump-Anhänger wie Candace Owens bezeichneten die Aktion als Angriff auf die Meinungsfreiheit. Mehrere Organisationen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens riefen zum Boykott von Disney-Produkten auf, wodurch nach dem 18. September unter anderem Google-Suchanfragen zu Themen wie "Wie kündige ich Disney+" sprunghaft anstiegen. Die Investoren wurden darauf aufmerksam, sodass am 20. September berichtet wurde, dass Disneys Marktwert über Nacht um 3,87 Milliarden US-Dollar, also etwas über 3 Milliarden Euro, gefallen sei.

Es ist anzunehmen, dass der erwartbare potenzielle Schaden – sowohl finanziell als auch für den Ruf der Firma – ausschlaggebend für die am 22. September bekannt gegebene Entscheidung Disneys war, die Absetzung von Kimmels Show aufzuheben. Kimmel selbst hat erklärt, er sehe keinen Grund, sich für seine Aussagen zu entschuldigen, beabsichtige aber, diese in zukünftigen Ausstrahlungen weniger missverständlich zu formulieren. Nexstar und Sinclair verhandeln derzeit noch mit ABC.

„Letzten Mittwoch haben wir beschlossen, die Produktion der Show auszusetzen [...]. Diese Entscheidung haben wir getroffen, weil wir einige der Kommentare für unpassend und unsensibel hielten. Wir haben uns die letzten Tage intensiv mit Jimmy unterhalten und sind nach diesen Gesprächen zu dem Entschluss gekommen, die Show am Dienstag wieder aufzunehmen.“ – Pressemitteilung der The Walt Disney Company

Doch was ist eure Meinung? Hat Disney mit der Wiederaufnahme von Jimmy Kimmel Live! die richtige Entscheidung getroffen? Oder wird sich das Unternehmen damit nur noch mehr Probleme in der Zukunft bereiten? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Adrian Gerlach

Adrian ist fasziniert von Games aller Alters- und Qualitätsklassen. Zeitmangel bereitet ihm diese Interessensvielfalt trotzdem nicht; man kann ja im Schlaf weiter träumen....