Kingdom Come bekommt einen Cinematic Cut – und zwar völlig verdient

Kingdom Come: Deliverance bekommt einen eigenen Film, der dem Spiel wirklich gerecht wird – und ich kann nicht dabei sein.

Kcd cinematic
Wish youuu were heeeere.... | © Warhorse

Es gibt Storys, in denen will man nicht nur spielen – man will in ihnen leben. Kingdom Come: Deliverance ist genau so eine Geschichte. Nicht weil sie cozy wäre (außer du findest das 15. Jahrhundert, Bürgerkriege und blutige Rachefeldzüge irgendwie gemütlich – so wie ich), sondern weil sie roh und menschlich ist – und so detailverliebt erzählt, dass man vergisst, dass man eigentlich einen Controller in der Hand hält.Als ich also hörte, dass Kingdom Come: Deliverance II einen eigenen Cinematic Cut bekommt – und das Ganze auch noch auf dem renommierten Filmfestival in Karlsbad Premiere feiert – hatte ich zwei Gedanken:

  1. Klar, ergibt absolut Sinn.
  2. Warum wohne ich nicht näher dran?

500 Stunden Dialog, verdichtet fürs Kino

Erinnerst du dich? Warhorse Studios hat über 500 Stunden Dialog für das Sequel aufgenommen. Fünf. Hundert. Das ist kein Spiel mehr – das ist ein Epos. Die Idee, daraus eine filmische Version zu machen? Genial. Das ist kein PR-Gag oder eine fancy Zwischensequenz-Collage – es ist eine wohlverdiente Ehrenrunde für ein Writing-Team, das Drama, Zwischentöne und das langsame Aufglühen einer richtig guten Geschichte versteht (Ich hab andauernd geheult).

Vom Game-Studio ins Kaiserbad

Der Cinematic Cut feiert seine Premiere am 9. Juli 2025 beim KVIFF – erst mit einem KVIFF Talk um 15:30 Uhr mit den Machern, dann um 19 Uhr die volle Filmversion. Beides findet im Kaiserbad statt, was fancy klingt und wahrscheinlich voller Leute ist, die „strenge Mise-en-Scène“ sagen, ohne mit der Wimper zu zucken.Aber wenn du auf realistische Mittelalter-Erzählungen mit Seele stehst, bist du hier genau richtig. Die Premiere ist Teil einer neuen KVIFF-Initiative, die Crossovers zwischen Games und anderen Formen audiovisuellen Erzählens in den Fokus rückt. Und ehrlich? Wurde auch Zeit.„Wir fühlen uns geehrt, bei diesem einzigartigen Projekt mit weltweit führenden Kreativen zusammenzuarbeiten,“ sagt Festivaldirektor Karel Och – und übertreibt kein bisschen. Warhorse-Creative-Director Daniel Vávra ist quasi tschechischer Game-Adel. Er hat das Genre mit dem ersten Mafia geprägt – und mit Kingdom Come auf historische Genauigkeit, emotionale Tiefe und die hohe Kunst des mittelalterlichen Sterbens gesetzt.Sein Co-Regisseur für den Cinematic Cut, Petr Pekař, versteht ebenfalls etwas von filmischem Erzählen. Ursprünglich Filmeditor, hat er das letzte Jahrzehnt damit verbracht, Zwischensequenzen zu gestalten, die mit Kino mithalten – und es hier sogar übertreffen. Unter seiner Regie bringt das Sequel mehr als fünf Stunden vollwertige Filmsequenzen mit, zusammengesetzt mit einer erzählerischen Wucht, die ein Publikum im Kinosaal mehr als verdient.

Mehr als nur ein Spiel

Ich liebe die Kingdom-Come-Spiele nicht nur wegen des Gameplays (auch wenn, mal ehrlich, mittelalterliches Europa ohne Minimap zu überleben ein Extremsport ist) – sondern wegen der Geschichte. Wegen der moralischen Grauzonen. Der widersprüchlichen, störrischen Figuren. Wegen des Gefühles, dass man hier nicht die Welt rettet, sondern einfach versucht, in ihr zu überleben.

Und genau deshalb ist dieser Cinematic Cut so aufregend. Es geht nicht darum, ein Spiel ins Kino zu „übersetzen“ – sondern darum, einer Geschichte, die schon immer kinotauglich war, endlich ihren verdienten Raum zu geben. Und selbst wenn ich nicht live vor Ort bin (Geografie, du Biest), hebe ich meinen Weinkrug aus der Ferne. Denn das hier ist mehr als nur eine Ehre für ein Spiel – das ist ein Statement dafür, was Games alles sein können.

Johanna Goebel

Johanna studiert Online-Redaktion in Köln und ist schon seit dem Kleinkindalter in der Gamingwelt unterwegs. Ihr Herz schlägt für Open-Worlds, Action- oder Fantasy-RPGs und Third-Person-Shooter mit guten Storylines und (un-)charmanten Charakteren....