Nintendo klagt erneut – im aktuellen Fall geht es um Palworld!

Nintendo sorgt immer wieder mit Klagen für Schlagzeilen. 2024 traf es etwa einen Supermarkt in Costa Rica, der den Namen "Super Mario" trug. Jetzt richtet sich der Blick auf den nächsten Fall: Diesmal steht das Spiel Palworld im Zentrum des rechtlichen Interesses.
Ein Klon zu viel?
Seit dem Early-Access-Start von Palworld im Januar 2024 begleitet das Spiel ein kontroverser Ruf: Pokémon in der Open-World mit Waffen – charmant oder dreist geklaut? Für viele ist es eine augenzwinkernde Hommage, für Nintendo offenbar ein klarer Fall von Patentverletzung.
Im September 2024 reichten Nintendo und The Pokémon Company offiziell Klage gegen den Entwickler Pocketpair beim Bezirksgericht Tokio ein.
Die Vorwürfe: Palworld nutze Spielmechaniken, die durch Pokémon-Patente geschützt seien – darunter das Werfen von Kugeln zum Einfangen von Kreaturen, das Reiten dieser Wesen und Kampfelemente mit Begleitmonstern.
„Diese Patente sind gar nicht gültig!“
Pocketpair kontert entschlossen – und mit einer interessanten Strategie: Die Anwälte des Studios bestreiten nicht nur die Vorwürfe der Patentverletzung, sondern stellen gleich die Gültigkeit der Patente infrage.
Ihr Argument: Die von Nintendo beanspruchten Mechaniken seien längst vor den Patentanmeldungen in anderen Spielen verwendet worden – darunter:
- Titanfall 2
- ARK: Survival Evolved
- Tomb Raider
- Far Cry 5
- Octopath Traveler
- Monster Hunter Ultimate
- Pikmin 3
- Und sogar The Legend of Zelda – ein Nintendo-Spiel selbst.
Diese Titel hätten bereits Fangmechaniken, Erfolgsanzeigen oder reitbare Kreaturen im Gameplay integriert – was laut den Anwälten bedeutet: Kein neues Konzept, kein schützenswertes Patent.
Was bedeutet das rechtlich?
Sollten die Argumente von Pocketpair überzeugen, hätte das große Folgen: Ungültige Patente bedeuten, dass sie rechtlich nicht durchsetzbar sind – selbst wenn ein anderes Spiel ähnliche Mechaniken nutzt.
Oder wie es Pocketpairs Verteidiger formulieren:„Ein ungültiges Patent kann so oft verletzt werden, wie man will – ohne Konsequenzen.“
Allerdings muss das Studio alle drei von Nintendo angeführten Patente entkräften, um den Prozess erfolgreich zu überstehen. Ein Teilerfolg reicht nicht – jedes Argument zählt.
Ein überraschender Schlag für das Team
Laut Pocketpairs Community Manager John Buckley kam die Klage überraschend und belastete das Team emotional stark:„Es war ein sehr deprimierender Tag. Niemand hatte mit einer Klage gerechnet – schon gar nicht in diesem Ausmaß.“
Dennoch zeigt sich das Studio entschlossen, seine Position zu verteidigen – nicht nur für sich selbst, sondern auch als Signal für kleine Entwickler weltweit.
Bedeutung für die gesamte Branche
Der Rechtsstreit zwischen Nintendo und Pocketpair könnte weitreichende Folgen für die gesamte Spielebranche haben.
Sollte Pocketpair gewinnen, wäre das ein starkes Signal gegen die Patentierbarkeit grundlegender Spielmechaniken – und ein Schritt hin zu mehr kreativer Freiheit für Entwickler weltweit.
Es würde es deutlich schwerer machen, Gameplay-Ideen dauerhaft juristisch abzusichern.
Verliert hingegen Nintendo, wäre das ein herber Rückschlag für alle großen Publisher, die versuchen, etablierte Mechaniken exklusiv zu beanspruchen – und damit kleinere Studios rechtlich unter Druck setzen.
Ob Palworld nun ein dreister Pokémon-Klon ist oder nur geschickt mit vertrauten Ideen spielt, muss das Gericht entscheiden. Doch klar ist: Der Fall ist größer als das Spiel selbst. Es geht um zentrale Fragen der Branche:
Wem gehören Spielideen? Wo endet Inspiration – und wo beginnt Plagiat?Der Ausgang dieses Verfahrens könnte Antworten liefern. Oder neue Diskussionen eröffnen.