Roblox möchte Minderjährige schützen, indem es eine "Altersschätzung" per Video verlangt

Roblox hat soeben einen großen Schritt im andauernden Kampf zum Schutz von Minderjährigen im Internet gemacht, indem es neue Funktionen und Vorschriften einführt.

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© Roblox Corporation

Während die meisten sozialen Plattformen technisch gesehen ein Mindestalter für ihre Nutzer vorschreiben (Instagram, TikTok und andere haben alle Altersbeschränkungen), sind die Möglichkeiten diese zu umgehen geradezu lächerlich einfach.

Roblox scheint im Kampf um die Sicherheit von Kindern nun aber eine entschiedenere Haltung einzunehmen. Die Gaming-Plattform wird zukünftig verlangen, dass Nutzer ihr Alter entweder per Ausweisdokument oder Video bestätigen, wenn sie sich mit anderen Spielern verbinden möchten.

Diese Änderung erfolgt als Reaktion auf den zunehmenden Druck, das Problem schädlicher Interaktionen mit Kindern anzugehen – ein Problem, das dem Unternehmen bereits häufiger vorgeworfen wurde, nicht ausreichend zu bekämpfen.

Was genau ändert sich?

In einer kürzlichen Ankündigung hat Roblox eine umfassende Überarbeitung seiner sozialen Funktionen bekanntgegeben, darunter auch ein neues System für Interaktionen zwischen Spielern.

Die Plattform wird Interaktionen künftig in zwei Stufen einteilen: Connections (ein neuer Begriff, der „Freunde“ ersetzt) und Trusted Connections (im Grunde „beste Freunde“).

Nur Nutzer, die ihr Alter verifizieren – entweder durch das Hochladen eines amtlichen Ausweises oder durch ein Video-Selfie – können Trusted Connections erstellen. Diese bieten uneingeschränkte Chat- und soziale Interaktionsmöglichkeiten.

Für Minderjährige im Alter von 13 bis 17 Jahren können Trusted Connections mit Gleichaltrigen innerhalb derselben Altersgruppe hergestellt werden – vorausgesetzt, beide verifizieren ihr Alter.

Wenn ein Teenager eine Verbindung mit jemandem über 18 herstellen möchte, muss eine reale Beziehung nachgewiesen werden – entweder durch gemeinsames Scannen eines QR-Codes oder durch das Teilen der Kontaktliste.

Und Nutzer unter 13 Jahren? Sie haben überhaupt keinen Zugang zu Trusted Connections.

Trotz dieser neuen Funktion betont Roblox, dass alle Kommunikationen – einschließlich Sprachchat – weiterhin auf schwerwiegende Sicherheitsbedenken wie Grooming überwacht werden. Außerdem bleibt das Teilen von Fotos und Videos im Chat unabhängig vom Alter der Nutzer verboten.

Moment mal... ein Videoselfie?

Eine der meistdiskutierten Änderungen ist das neue Altersschätzungs-System der Plattform.

Laut Roblox vergleicht ihr Modell zur Altersschätzung Selfies mit einem „großen und vielfältigen Datensatz“, um zu bestimmen, wie alt eine Person aussieht.

Und was passiert, wenn das System das Alter nicht genau bestimmen kann? Nutzer, die den Selfie-Test nicht bestehen, aber tatsächlich über 13 Jahre alt sind, können ihre Identität stattdessen durch das Hochladen eines Ausweises oder mit Zustimmung der Eltern verifizieren. Andernfalls wird der Zugriff verweigert. Verständlicherweise sind nicht alle davon überzeugt.

Ich habe 15-Jährige gesehen, die wie 30 aussehen – und 30-Jährige, die wie 15 wirken. Wie soll das bitte nur anhand des Aussehens funktionieren?“, merkte ein Nutzer an.

Ein anderer Spieler äußerte seine Bedenken im Entwicklerforum, wo die Änderungen öffentlich gemacht wurden: „Ich verstehe nicht, wie das funktionieren soll. Was hindert jemanden daran, einfach ein Video vom älteren Cousin hochzuladen? Oder eine KI-App zu benutzen, um älter auszusehen?"

Wieso Roblox all dies macht

Roblox' Einsatz für mehr Sicherheit ist eine Reaktion auf jahrelange zunehmende Kritik und mehrere Skandale.

Die Gaming-Plattform, die im Jahr 2024 täglich 85 Millionen aktive Nutzer zählte (darunter rund 40 % unter 13 Jahren!), hatte schon lange Schwierigkeiten, ihr kinderfreundliches Image mit den dunkleren Seiten von nutzergenerierten Inhalten und sozialen Interaktionen in Einklang zu bringen.

Im Jahr 2024 veröffentlichten Hindenburg Research und Bloomberg Businessweek kritische Berichte, in denen sie Roblox vorwarfen, Profit über Kindersicherheit zu stellen. Bloomberg identifizierte mindestens zwei Dutzend bestätigte Fälle seit 2018, in denen Pädokriminelle die Plattform nutzten, um Kinder zu „grooming“-Zwecken zu manipulieren oder zu missbrauchen.

Auch The Guardian berichtete, dass Test-Avatare in Sprachchats der Plattform sexuellen Inhalten und verstörendem Audio ausgesetzt waren. Aus der Community wurden Fälle bekannt, in denen Kinder Angststörungen entwickelten oder von Erwachsenen gezielt angesprochen und manipuliert wurden.

Leute sind wütend… Doch nicht wegen der Sicherheitsbestimmungen

Überraschenderweise sind es nicht die neuen Vorschriften, die online die meiste Wut ausgelöst haben – sondern die Tatsache, dass Roblox das Wort „Friends“ durch „Connections“ ersetzt hat.

Spieler haben in den sozialen Medien ihrem Ärger Luft gemacht:

“Connections lässt es klingen, als wären diese Menschen nur Objekte 💀”
“Was ist das, LinkedIn?”
“Das ist dumm. Ich hasse die Richtung, die Roblox in den letzten Jahren eingeschlagen hat. Das fühlt sich unpersönlicher und deprimierender an als je zuvor.”

Es ist zwar nur eine kleine Änderung, aber für viele Spieler – besonders jene, die mit Roblox aufgewachsen sind – wirkt sie wie ein Symbol dafür, dass sich die Plattform immer weiter von ihrem ursprünglichen Community-Gefühl entfernt.

Trotz der Kritik wurden einige neue Funktionen positiv aufgenommen. Viele Nutzer, insbesondere Teenager, begrüßen neue Features wie Bildschirmzeitkontrollen und die Möglichkeit, Benachrichtigungen einzuschränken.

Kann das überhaupt funktionieren?

Schwer zu sagen... Roblox betont, dass es mit Experten zusammenarbeitet – darunter dem Teen Council, dem Trust and Safety Advisory Board, dem Digital Wellness Lab des Boston Children’s Hospital und dem Family Online Safety Institute, um die richtigen Maßnahmen zu treffen, aber kein System ist unfehlbar.

Kinder sind clever. Sie finden Wege, Beschränkungen zu umgehen. Pädokriminelle sind noch cleverer – und gefährlicher. Einige befürchten, dass diese Änderungen nicht weit genug gehen, solange sie nicht durch strikte Durchsetzung und kontinuierliche Kontrolle begleitet werden.

Trotzdem: Roblox versucht es. Ob es zu wenig und zu spät ist – oder ein echter Fortschritt – wird davon abhängen, wie ernst das Unternehmen es mit der Umsetzung meint.

Laura Axtmann

Laura ist ein großer Fan von allem, was mit Fantasy zu tun hat. Seit ihrem ersten rosa DS Lite ist sie leidenschaftliche Nintendo-Anhängerin und begeistert von Franchises wie Zelda, Splatoon und Animal Crossing. Im Rahmen ihres Studiums der Kommunikationswissenschaft und Psychologie verfasste sie ihre Bachelorarbeit über Mediensucht. Ihre Kreativität lebt sie durch digitale Illustration aus....