In Japan wird eine junge Influencerin während eines Livestreams ermordet, doch nicht alle scheinen erschüttert darüber zu sein.

Eine Streamerin stirbt, als sie vor der Kamera mit einem Messer attackiert wird. Die Reaktionen des Internets wirken verstörend, weisen aber auf das Motiv des Täters hin.
Die Geschichte klingt wie der Albtraum aller Influencer. Eine junge Japanerin ist in Tokio unterwegs. Sie spaziert durch ein Wohngebiet der japanischen Hauptstadt und streamt währenddessen für ihre knapp 6.500 Fans. Plötzlich taucht ein Mann auf, zückt eine 13cm lange Klinge und sticht dutzende Male auf die Frau ein. Die Zuschauer können nur erahnen, was vor sich geht, als sie ihre Schreie über den Livestream hören. Dann herrscht Stille.
Besonders absurd: Viele, die davon erfahren, haben keinerlei Mitleid mit der Streamerin. In den folgenden Tagen wird ihre Gedenkstätte sogar entweiht, es gibt sogar ein Video, in dem ein Mann über die für sie niedergelegten Blumen trampelt.
30 Messerstiche während des Livestreams
Wie konnte es zu diesem Vorfall kommen und warum sind die Reaktionen darauf so heftig?
Bei der Influencerin handelte es sich um die 22-Jährige Airi Sato, im Internet bekannt als Ai Mogami; der Täter, der einige Zeit später gefasst wird, soll ein 42-jähriger Follower sein.
Er hatte anhand des Livestreams ausmachen können, wo genau Sato sich gerade aufhielt, folgte ihr in das Wohngebiet und stach mit einem Jagdmesser immer wieder auf die junge Frau ein, bis sie tot war.
Als die Nachricht sich im Netz verbreitet, gehen viele zuerst von einer parasozialen Beziehung aus, die aus dem Ruder gelaufen war. User vermuten, dass es sich um einen Stalker gehandelt haben könne, der durchgedreht war, als er erfuhr, dass Sato einen Partner hätte.
Ekelhafte Freude über ihren Tod
Andere, die Sato kannten, ihr teilweise auch auf Social Media folgten, haben eine etwas andere Vermutung, glauben sogar, dass sie selbst nicht ganz unschuldig gewesen sei. Es gibt sogar Freudenbekundungen und Videos, auf denen Menschen die für Sato errichtete Gedenkstätte entweihen.
Ein Mann stampft durch Blumen, die für die ermordete Influencerin niedergelegt wurden. Ein weiterer legt eine Packung Küchenschwämme nieder.
Ausgerechnet dieses absurde Kleinod gibt einen Hinweis auf die wahren Hintergründe der Tat.
Denn im Japanischen stehen Schwämme metaphorisch für eine diebische Person, jemand der etwa das Geld aus anderen “saugt”, und genau das soll bei Ai Mogami der Fall gewesen sein.
Influencerin bettelt bei Fans um Geld
Die Influencerin war bekannt dafür, ihre Follower um Geld zu bitten. Wo es an und für sich nicht all zu ungewöhnlich ist, dass Fans eines Streamers diesen auch finanziell unterstützen, soll Ai Mogami ihre Zuschauer regelrecht unter Druck gesetzt haben.
So hatte sie ihnen höchst dramatische Lügengeschichten darüber erzählt, beraubt worden zu sein oder eine OP ihres Bruders bezahlen zu müssen, wobei sie das nicht nur innerhalb des Streams tat, sondern auch, indem sie Follower direkt anschrieb.
Ihre Versprechen, das Geld wieder zurückzuzahlen, löste sie allerdings nie ein.
Die vielen Opfer und Kritiker Satos sollen der Ursprung der mehr als fragwürdigen Begeisterung sein, die ihr Tod nun auslöste.
Auch der Täter war Schuldner
Auch beim 42-jährigen Täter hatte sie angeblich Schulden. Kenichi Takano hatte ihr nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Yen, umgerechnet etwa 15.000 Euro, geliehen, diese aber nie zurückbekommen.
Den Mann, der laut Behörden unter einer Sozialphobie leidet und schwere Geldprobleme hat, hatte die Influencerin über Wochen und Monate hinweg immer wieder kontaktiert und darum gebeten, sein Geld zurückzuerhalten.
Zunächst habe sich Sato immer wieder neue Ausreden einfallen lassen, später habe sie ihn vollständig ignoriert, so dass Takano für sich selbst keinen anderen Ausweg mehr sah, als Ai Mogami aufzusuchen.
Ob er von Anfang an beabsichtigt hatte, die Influencerin umzubringen oder er zunächst nur das Geld zurückfordern wollte, ist unklar. Klar ist aber dennoch, dass jede Form der Selbstjustiz stets scharf zu kritisieren ist und ein Mord aus niederen Motiven niemals zu rechtfertigen ist, insbesondere, wenn es dabei letztlich “nur” um Geld geht. Die Freude über einen Tod erst recht nicht.
Wie steht ihr zu der Sache? Seid ihr der Meinung, dass Influencer zu unvorsichtig sind, wenn sie ihren Aufenthaltsort in Livestreams veröffentlichen?