Auf der TwitchCon in Rotterdam haben wir mit Streamerin Felikah über ihre ersten Schritte, das Streaming als Zufallsberuf und die absurde Erfahrung gesprochen, plötzlich nominiert zu sein – für einen Preis, von dem sie nicht mal wusste, dass es ihn gibt.

Wir haben Felikah auf der TwitchCon in Rotterdam getroffen – Twitch-Account seit 2023, über 36.000 Follower, und nominiert als Upcoming Streamer of the Year bei den EarlyGame Awards. Sie hat den Preis nicht gewonnen, aber dafür einiges über Sichtbarkeit, Community und den absurden Moment gelernt, wenn plötzlich jemand ein Selfie mit dir will.
Zwischen Minecraft und Mikrofon: Ein Crashkurs in Sichtbarkeit
Wie bist du zum Streamen gekommen?
Das war ein relativ langer Prozess. Ich hab in der Schulzeit angefangen, Twitch zu schauen – Corona-Zeit, alles war irgendwie online. Twitch fand ich cooler als YouTube, viel persönlicher. Und ich hab mich gefragt: Wie wär’s eigentlich, wenn ich das selbst mal ausprobiere? Aber ich kannte jemanden aus meiner Klasse, der YouTube gemacht hat – und der wurde ordentlich aufgezogen. Da dachte ich: Okay, das könnte ich mental gar nicht ab. Nach der Schule, im Fernstudium, hab ich dann gesagt: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wie hat dein Umfeld reagiert?
Am Anfang hab ich’s niemandem erzählt. Ich wollte einfach keine Kommentare hören, besonders nicht von außen – aus dem Sportverein oder von alten Schulbekannten. Die kennen diese Twitch-Bubble einfach nicht. Heute bin ich stolz darauf. Ich sag ganz offen: Ich streame. Die Reaktionen sind meistens so: „Okay, und was macht man da?“ Und ich sag dann: „Ich spiele Spiele. Leute schauen zu.“ Im besten Fall.
Hast du das Gefühl, dass Frauen im Streaming andere Voraussetzungen haben?
Ich glaub schon. Es wird oft gesagt, dass Frauen es am Anfang leichter haben – bis ein paar Hundert oder Tausend Viewer. Danach wird’s schwieriger. Ich glaub, es gibt einfach Leute, die schneller klicken, wenn da ’ne Frau im Stream sitzt. Gleichzeitig hast du dann auch Chatter, bei denen ich denke: Die will ich eigentlich nicht in meinem Chat haben.
Gibt’s unter weiblichen Streamerinnen eher Support oder Konkurrenz?
Ich hab ehrlich gesagt immer eher mit männlichen Streamern rumgehangen – war freundschaftlich schon immer so. Aber die weiblichen Streamerinnen, die ich treffe, sind super supportive. Auch wenn wir nicht ständig Kontakt haben, gibt’s oft dieses: „Hey, ich find deine Streams süß“, so kleine Gesten. So ein Twitch-Girl-Squad – das wär schon cool. Das fehlt noch ein bisschen.
Was bedeutet dir die TwitchCon?
Letztes Jahr war ich zum ersten Mal da – das war total krass. Ich hab Leute kennengelernt, die ich nur aus dem Chat oder von Streams kannte, und plötzlich standen sie vor mir. Dieses Jahr ist mehr wie ein Klassentreffen – ich bin über das Gelände gelaufen und an jeder Ecke stand jemand, den ich kenne. Und dann triffst du auch Leute aus deiner Community – und jemand fragt dich nach einem Foto. Das ist für mich immer noch total surreal.
Was war das für ein Gefühl, für den Award nominiert zu sein?
Ich dachte ehrlich gesagt erst, das ist ’ne Fake-Mail. Ich hab das direkt an einen Kumpel weitergeleitet mit: Kennst du das? Ich hatte davor noch nie davon gehört. Und dann seh ich die Liste – Schradin, Zarbex, und ich mittendrin. Was macht mein Gesicht da? Das war richtig, richtig krass.
Wie gehst du mit Privatem im Stream um?
Am Anfang war ich total offen. Ich hab einfach erzählt, was so in meinem Leben passiert. Aber dann wurde irgendwann ein Fake-Account von mir erstellt – jemand hat sich als ich ausgegeben, ist in andere Chats gegangen, hat behauptet, er wäre ich. Da hab ich erst gemerkt, wie viel die Leute eigentlich von mir wissen. Seitdem überlege ich genauer, was ich erzähle.
Welche Tipps hast du für Leute, die jetzt anfangen wollen?
Ich hab wirklich alles reingesteckt. Uni hab ich schleifen lassen, Privatleben auch. Das muss man sich gut überlegen. Ich finde, man sollte’s nur machen, wenn’s aus Spaß passiert – und nicht, weil man „Erfolg“ haben will. Dafür gehört auch einfach viel Glück dazu.
Und zum Schluss – dein erstes Lieblingsspiel?
Ganz klar: Minecraft. Ich saß mit 13 oder 14 nachts bis vier Uhr auf dem Sofa, Laptop am Limit, und hab auf irgendwelchen Servern gespielt. Das Spiel hat mich einfach komplett gecatcht. Und es kommt immer wieder.
Noch nicht angekommen, aber längst unterwegs
Felikah streamt spontan, ehrlich, ohne große Show – und mit einem ziemlich klaren Blick dafür, was ihr guttut. Vielleicht denkt sie selbst noch, sie sei nicht „so weit“ als Streamerin. Aber wenn Leute stehen bleiben, um ein Bild mit ihr zu machen, ist sie längst mittendrin.