„Ich knuddle jede einzelne“ – Im Interview mit Streamerin Hasi

Zwölf Jahre Twitch, eine Sofa-Ecke auf der TwitchCon – und ein Gespräch über Streaming, Muttersein und Chatnamen in Blau.

Hasi
© Hasi via Twitch

Ein Sofa, ein bisschen Luft nach der Opening Ceremony der TwitchCon Rotterdam – und mittendrin Hasi. Seit 2013 streamt sie auf Twitch, mittlerweile folgen ihr über 75.000 Menschen. Sie zockt Warzone, macht Just Chatting, zieht IRL mit der Kamera los – und wurde bei den diesjährigen EarlyGame Awards als Streamerin of the Year nominiert. Gewonnen hat sie nicht, aber das scheint sie selbst am wenigsten zu stören. Hasi hat anderes zu erzählen – über Twitch damals und heute, über das Muttersein mit Streamingjob, über Communitys, und über Abonnenten, die man an der Chatfarbe erkennt.

Zwischen Warzone, Familie und Community: Streamerin Hasi über Alltag und Anspruch

Hasi, wie kam’s überhaupt dazu, dass du mit dem Streamen angefangen hast?

Ich wurde damals vor zwölf Jahren gefragt, ob ich Bock hätte, Social Media zu machen – weil man irgendwie meinte, ich wäre interessant oder so. Dann bin ich da irgendwie reingerutscht. Erst war’s YouTube, aber das war mir zu oberflächlich. Dann hab ich mit Twitch angefangen – und das war irgendwie geil. Man hat Leute gefunden, die das auch fühlen. Da war direkt dieser Vibe.

Wie haben Freunde und Familie reagiert?

Bis heute ist das ein schwieriges Thema. Es gab nie so richtig Support. Viele checken einfach nicht, dass das ein echter Job ist – auch wenn man dabei zockt. Besonders als Mutter kriegt man schnell so Sprüche wie: „Mach mal was Vernünftiges.“ Aber ich hab durch Streaming das Privileg, meine Zeit frei einteilen zu können. In einem normalen Job hätte ich das nicht.

Gab es für dich als Frau im Streamingbereich besondere Herausforderungen?

Als ich angefangen hab, hatte ich direkt 20 Viewer. Das war schon einfach. Aber oben zu bleiben ist was anderes – das ist schwer. Die Männerwelt dominiert da schon. Ich fände es schön, wenn es mehr Mädelsgruppen gäbe. Ich hab mich jetzt mit ein paar zusammengetan, und das ist echt schön. In meiner Bubble ist der Support gut. Ich fühl mich da wohl. Ich knuddle auch jede einzelne!

Was bedeutet dir deine Community?

Alles. Ich treff sie mittlerweile überall. Auf der TwitchCon ist es besonders komisch – die Leute sehen eigentlich mich, ich seh sie nicht, aber sie sind einfach hier. Dann sagen sie ihren Namen aus dem Chat, und ich weiß sofort, wer das ist. Ich merk mir die Farben, die Emotes. „Du bist doch der, der immer in Blau schreibt“ – das hab ich sofort im Kopf.

Wie war es, für den Award nominiert zu sein?

Das war meine erste Nominierung. Ich hab jeden Tag gesagt: Leute, votet für mich! Ich wurde vorher noch nie irgendwo nominiert. Da dachte ich: Jetzt drücken wir rein. Das war schon ein Hammer-Gefühl. Besonders als Frau, weil wir in der Szene immer noch unterrepräsentiert sind. Wir mussten echt kämpfen, dass wir überhaupt sichtbar sind.

Du streamst oft und viel – wie gehst du mit Erschöpfung um?

Letztes Jahr hab ich’s übertrieben. Ich war fast jedes Wochenende irgendwo unterwegs – und im Dezember ging’s mir gar nicht gut. Das hab ich auch offen im Chat gesagt. Für dieses Jahr hab ich mir vorgenommen: Wenn ich merke, dass meine Batterie leer ist, dann mach ich den Stream aus. Man darf das nicht unterschätzen.

Und ganz entspannt zum Abschluss: Was war eigentlich dein erstes Lieblingsspiel?

Rayman, Spyro, Mario Kart, Super Mario Bros – und Pokémon. Rote Edition. Starter war Glumanda. Ganz klar.

Twitch ist kein Solo-Run

Ob IRL, Warzone oder einfach nur Quatschen – Hasi hat Twitch durchgespielt. Seit über einem Jahrzehnt streamt sie sich durch Höhen, Tiefen und neue Chatfarben. Vielleicht hat sie den Award nicht gewonnen – aber das hier ist eh kein Karrieremodus. Das hier ist Multiplayer. Und in dem kennt sie jeden beim Namen.

Johanna Goebel

Johanna studiert Online-Redaktion in Köln und ist schon seit dem Kleinkindalter in der Gamingwelt unterwegs. Ihr Herz schlägt für Open-Worlds, Action- oder Fantasy-RPGs und Third-Person-Shooter mit guten Storylines und (un-)charmanten Charakteren....