„Ich bin nicht euer Finanzberater“: Influencer verteidigt Werbung für Glücksspiel

Auch nach Jahren der öffentlich ausgetragenen Debatte herrscht kein klarer Konsens über die moralische Qualität von Glücksspiel-Werbung durch Influencer

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TikTok-Persönlichkeit Kodi_98 verteidigt seinen „Casino-Deal“ | © Kodrian Bolog, Darya Sannikova

Wer als Influencer wirklich Geld verdienen möchte, muss heutzutage meist neben den saisonal stark schwankenden Werbeinnahmen durch die Social Media Plattformen ein paar Nebeneinkünfte generieren, etwa per Einbindung von Sponsorensegmenten in die eigenen Inhalte.

Besonders viel zahlen dafür oft Glücksspiel-Unternehmen, welche ihre Produkte und Dienstleistungen so einer jüngeren Zielgruppe näherbringen möchten. Für derart moralisch fragwürdige Partnerschaften hagelt es dann von Zuschauerseite gern mal Kritik, welcher dann entweder mit Feingefühl und Verständnis begegnet werden kann – oder so, wie es Influencer Kodi_98 nun getan hat.

Eine provokationsgetriebene Karriere

Kodi_98, bürgerlich Kodrian Bolog, ist seit etwa vier Jahren mit mittelmäßigem Erfolg primär auf den Kurzvideoplattformen Instagram und TikTok aktiv. Dort veröffentlicht er kurze Sketche, in denen Pranks, Interviews und weitere Situationen inszeniert werden, deren Alleinstellungsmerkmale die ins Absurde verzerrten, zweideutigen und sexuellen Anspielungen darstellen. Besonders häufig thematisiert sind hierbei Geschlechtsteilgrößen und Fetische.

Da Kurzvideos eine notorisch unsichere Einnahmequelle darstellen, wandte sich der Webvideoproduzent auch bald weiteren Plattformen zu und konnte sowohl auf YouTube als auch auf der Streaming-Plattform Twitch eine nennenswerte Präsenz etablieren, sodass er bereits 2024 als Gast zu der von Twitch-Größe MontanaBlack ausgerichteten Streamer-Weihnachtsfeier geladen war.

Medial wurde Kodi erstmals einem breiteren Publikum bekannt, als er im Juni 2025 auf der Tuning-Messe „PS Days“ die Gelegenheit erhielt, den ehemaligen Deutschrapper Kollegah zu interviewen – dieser dann aber Kodis Fragen scheinbar so peinlich fand, dass er das Interview keine 50 Sekunden nach Beginn abbrach.

Eine persönlichkeitsbasierte Rechtfertigung

Clips dieser bizarren Szene gingen bald viral, sodass der Influencer kurz darauf erstmals von größeren Sponsoren angesprochen wurde; einer davon war ein namhafter Glücksspiel-Anbieter, mit dem Kodi_98 schnell eine Partnerschaft einging.

Ehemals noch eine weit verbreitete Praxis unter Twitch-Streamern, halten sich viele Influencer auf der Plattform mit dem Eingehen solcher Verträge inzwischen eher zurück. Vorwürfe, dass die betreffende Bezugsperson für viele jüngere Zuschauer diese durch die verzerrte Darstellung von Gewinnchancen in die Glücksspielsucht treiben könnte, könnten andere Werbepartner schnell abschrecken. Kodi_98 hingegen reagierte auf entsprechende Kritik seitens seiner Zuschauerschaft lange gar nicht, bevor er sich am 25. August in einem Video zu Wort meldete.

Der Influencer und Streamer argumentierte, dass er sich nichts vorzuwerfen habe, da er mit seinen Inhalten über die letzten vier Jahre hinweg quasi unentgeltlich Millionen von Zuschauern unterhalten und manchen dabei über ihre Depressionen hinweg geholfen habe.„Irgendwelche Ratten aus diesen Ecken“ würden ihm so lediglich seinen verdienten Erfolg missgönnen. Weiterhin begründete er das Sponsoring-Abkommen mit seiner finanziellen Situation:

„In diesen vier Jahren bin ich über 100.000 Euro in Schulden gegangen, auch wenn es nach außen so aussieht, als würde ich reich sein. [...] Ich habe extrem viel Geld geliehen, damit ich nämlich meine Selbstständigkeit und dieses Influencer-Dasein aufrecht erhalten kann und nicht Nine-to-Five noch arbeiten muss.“

Von seinem Apartment auf Malta aus mahnte der Influencer zwar: „Spielt kein Casino!“, endete aber gleichzeitig damit, die Verantwortung für die potenziellen Konsequenzen seiner Werbung für Glücksspiel von sich zu weisen:

„Wenn ihr spielsüchtig seid, Bruder, ist das nicht meine Schuld. Dann ist es eure Schuld. Ich bin nicht euer Vater, euer Finanzberater oder sonst irgendwas. [...] Ich war in den letzten Jahren immer ehrlich, kein Fake-Beef gehabt; ich bin auch nie durch wirklich jetzt negative Presse irgendwie erfolgreich geworden.“

Doch was ist eure Meinung? Sind solche Werbeabkommen für Glücksspiel durch Influencer allgemein zu verurteilen? Oder ist dieser Appell an persönliche Eigenverantwortung gerechtfertigt? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Adrian Gerlach

Adrian ist fasziniert von Games aller Alters- und Qualitätsklassen. Zeitmangel bereitet ihm diese Interessensvielfalt trotzdem nicht; man kann ja im Schlaf weiter träumen....