"Mich verurteilt hier keiner so schnell": KuchenTV erhält Freispruch in Verfahren zu Naziparole

KuchenTV stand für die Dauer von drei Fünf-Minuten-Terinnen vor Gericht.

Kuchen TV Freispruch
Nun entschied auch die Richterin: KuchenTV beschwerte sich nur über die "Qualität". | © YouTube / KuchenTV

Das KuchenTV vor Gericht steht, ist kein all zu neuer Anblick – dass die allermeisten Leute ihm aber Recht geben, kommt schon deutlich seltener vor.

Strafbefehl wegen "Siegheil"-Ruf?

Bereits im Juni berichteten wir darüber, dass das Amtsgericht Braunschweig Tim Heldt – im Internet besser bekannt als Kuchen TV – postal einen Strafbefehl zukommen ließ. Der Inhalt: Eine Geldstrafe von 16.000 wegen der Verbreitung verfassungsfeindlicher Kennzeichen – dies ist laut §86a StGB verboten.

Während eines Weihnachtsevents des Kollegen Montana Black soll er “Sieg Heil” gesagt haben, gab aber selbst klar zu verstehen, dass er “die Qualität” gesagt und sich dabei verhaspelt und genuschelt habe. Und auch wenn sich Heldt sonst nicht unbedingt mit fragwürdigen und problematischen Aussagen zurückhält, gaben ihm in diesem Fall auch die meisten seiner Kritiker recht.

Und wie sich nun herausstellte, auch das Rechtssystem.

Anhörung dauerte keine 15 Minuten

In einer Instagramstory gemeinsam mit Rapper Twizzy stellte er bereits unmittelbar nach dem Prozess fest "Mich verurteilt hier keiner so schnell" – eine ausführlichere Erklärung folgte kurz darauf auf YouTube.

Laut KuchenTVs eigener Aussage dauerte die Anhörung keine 15 Minuten. Die Richterin habe den Clip gezeigt, danach festgestellt, dass die Beweisaufnahme beendet sei und daraufhin dem Freispruch stattgegeben auf welchen der Staatsanwalt plädiert hatte.

Erklären wie es überhaupt so weit kommen konnte, kann er sich nur durch den Erwartungseffekt, auch "Bias-Effekt" genannt, bei dem die Wahrnehmung durch die eigene Erwartungshaltung beeinflusst wird.

Nachdem eine nicht weiter erwähnte Person also Strafanzeige bei der Polizei gestellt hatte, in der es darum ging, dass KuchenTV die entsprechende Parole gesagt haben solle, war dadurch bei den zuständigen Polizisten die Erwartung geschürt, dass er dies auch wirklich in dem Clip sagen würde, weshalb die Beamten dies auch wirklich herauszuhören glaubten. Selbiges galt dann wohl für die restliche Kette des Justizapparats über die Staatsanwaltschaft bis zum Richter, die allesamt dann ebenfalls der Meinung waren, Heldt hätte genau dies wirklich gesagt.

Strafanzeige war ein "Bärendienst"

KuchenTV gesteht zwar ein, dass er ebenfalls eine Vorladung erhalten hatte, während welcher er sich schon zuvor zu der Situation hätte äußern können, sah aber nicht ein, den Termin um 8 Uhr morgens wahrzunehmen.

Er empfiehlt Zuschauern, die sich in einer ähnlichen Situation wiederfinden, ohnehin nie ohne einen Anwalt in Aktion bzw. Reaktion zu treten, da deren Möglichkeiten, was etwa die Akteneinsicht angeht, wesentlich weitreichender seien.

Auch Kritiker des YouTubers sehen im Vorgehen des Rechtsapparats hier ein Problem – allen voran bei der Person, die Heldt angezeigt habe. In Kommentaren ist von einem "Bärendienst" die Rede, der einen "lächerlichen Präzedenzfall" schaffe, weil anderweitige, berechtigte Kritik an den Aussagen KuchenTVs von dessen Fanbase mit Aktionen wie dieser in einen Topf gesteckt und gemeinsam abgetan werden könnten.

So bleibt wohl für beide Seiten – sowohl für die Fans als auch die Gegner von KuchenTV – zu hoffen, dass sich ein solcher Vorfall nicht so schnell wiederholt.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....