16.000 Euro Strafbefehl wegen "Sieg Heil"-Ruf: Hat KuchenTV Naziparolen verbreitet?

Der kontroverse YouTuber soll sich im Stream verfassungsfeindlich geäußert haben – viele Leute äußern allerdings Zweifel an der angeblichen Faktenlage.

Kuchen TV Verfassungswidrige Parole
KuchenTV wird oft genug zurecht kritisiert – in diesem Fall scheint er aber tatsächlich unschuldig. | © KuchenTV / YouTube

Das Leben besteht aus vielen Fragen. Gibt es intelligentes Leben im All? Was passiert mit uns nach dem Tod? Findet wirklich irgendjemand KuchenTV sympathisch?

Ein Kuchen, der nicht schmeckt

Zumindest bei einer davon fällt es mir äußerst schwer zu glauben, dass irgendjemand sie guten Gewissens mit “Ja” beantworten kann, denn seien wir ehrlich: Wer sich mit 30 Jahren noch immer vor allem auf “schwarzen Humor” beruft, Gewalt an Frauen für “Just a Prank, bro”-Content nutzt und die eigenen Prinzipien für ein paar Euro über Bord wirft, ist niemand, auf dessen Meinung man all zu viel geben sollte. 2016 wurde er schließlich auch rechtskräftig wegen Volksverhetzung verurteilt, nachdem er auf Twitter einen antisemitischen Witz als “gar nicht mal so schlecht” bezeichnete.

Und dennoch wäre es falsch, direkt alles zu verteufeln oder als negativ konnotiert zu betrachten, was Tim Heldt so den lieben langen Tag von sich gibt.

Es ist sicherlich nicht verkehrt, seine Aussagen und Videos mit Vorsicht zu genießen und sich dabei klar zu machen, dass er als gut verdienender, recht konservativ eingestellter junger Mann eine sehr eigene Sicht auf die Dinge hat – das Hinterfragen von Meinungen und Aussagen, insbesondere wenn sie so medienwirksam sind, ist generell zu empfehlen, egal in welche Richtung sie gehen. Dennoch ist nicht alles aus KuchenTVs Mund per se als falsch zu verurteilen.

Besonders, wenn ihm Dinge in den Mund gelegt werden, die er so gar nicht gesagt hat.

KuchenTV erhält Strafbefehl

Genau dies scheint nun nämlich der Fall zu sein und so berichtet KuchenTV davon, einen Strafbefehl über 16.000 Euro (mit einem Tagessatz von jeweils 200 Euro) vom Amtsgericht Braunschweig erhalten zu haben.

Im Schreiben wird ihm zur Last gelegt, nach §86a StGB verfassungsfeindliche Kennzeichen verbreitet zu haben. Eigentlich hätte er besagten Brief bereits einen Monat zuvor erhalten sollen, dem Amtsgericht war es allerdings gelungen, ihn zunächst an eine falsche Adresse zu versenden.

Konkret heißt es im Strafbefehl, er solle in einem Livestream die Nazi-Parole “Sieg Heil” verbreitet haben. Konkret soll er “Ich versuch Sieg Heil, die Qualität ist hier nicht so gut irgendwie” gesagt haben – wobei nicht ganz klar wird, warum genau er die Parole mitten in diesem Satz verwendet haben sollte.

Der Vorfall soll sich während des Weihnachtsevents von MontanaBlack 2024 zugetragen haben, zu welchem eine Vielzahl von Influencern eingeladen war – unter anderem eben KuchenTV. Ob er dort nun aber wirklich “Sieg Heil” gesagt hat, lässt sich anhand des Clips recht eindeutig sagen.

Erneute Volksverhetzung? Wohl kaum

Der Ausschnitt stammt aus einem Video, welches nach wie vor auf Twitch verfügbar ist und KuchenTV im Gespärch mit SkylineTV zeigt, welcher zuletzt unter anderem von sich reden machte, da er in das Beziehungsdrama rund um Tanzverbot und QuiteLola involviert war.

SkylineTV zeigt sich im Clip erstaunt darüber, dass Heldt aktuell gar nicht selbst vom Event aus streamen würde, woraufhin dieser erklärt, dass er es zwar versuche, die Qualität aber nicht gut genug sei.

Dabei verhaspelt sich KuchenTV im Satz und sagt eher etwas in Richtung “Ich versuch’s, die Qual... die Qualität ist hier irgendwie nicht so gut”.

Zugegeben, hört man die Worte komplett isoliert und wartet auf ein “Sieg Heil”, könnte man es tatsächlich heraushören – im Kontext und mit Blick darauf, ob es in irgendeiner Form Sinn ergeben würde, die Parole in dieser Situation zu sagen, wird aber umgehend klar, dass es sich um einen Versprecher beim Wort “Qualität” handelt.

Stimmen aus der Community

Diverse andere Meinungsblogger und Experten wie der Anwalt Christian Solmecke räumen dabei nicht nur dem Strafbefehl wenig Erfolg ein und sind sicher, dass Tim Heldt diesen problemlos anfechten könne, sie zeigen sich auch verwundert darüber, dass es überhaupt soweit kommen konnte.

Schließlich müssen einige bürokratische Hürden überwunden werden, bis ein solcher Strafbefehl erlassen wird. Dass hierbei mehrere Personen das Videomaterial gesichtet und die Parole ohne Weiteres herausgehört haben wollen, erscheint fraglich, so dass im Internet bereits darüber diskutiert wird, ob dies einen Nebenschauplatz seines andauernden Streits mit Shurjoka sei, die Beteiligten persönlich etwas gegen Heldt hätten und ihm einfach eines auswischen wollten oder es sich gar um den Fehler einer KI handelt, die das Material sichtete und fehlerhafter Weise falsch deutete.

Bärendienst für linken Aktivismus

In jedem Fall leisteten sich die Involvierten damit selbst einen Bärendienst. Nicht nur, weil der Strafbefehl offensichtlich angefochten wird, sondern auch, weil er Futter für Konservative und Rechte bietet, die die Lächerlichkeit der Situation herausarbeiten und als Präzedenzfall nutzen werden, wenn es darum geht, die Tatbestände tatsächlicher Verbreitungen von verfassungsfeindlichen Parolen zu hinterfragen.

Wer und warum hier also genau glaubte, KuchenTV die Parole sagen zu hören, bleibt fraglich. Dass das Ganze ein absoluter Fehlschlag war, der nicht nur unnötig Zeit und Geld kostete und noch dazu der eigentlich wichtigen Sache, volksverhetzenden Inhalten entgegenzuwirken schadete, wird dafür aber überdeutlich.

Was haltet ihr von der Sache? Seid ihr der Meinung, dass nachvollziehbar ist, wenn Behörden bei kontroversen Personen besonders aufmerksam sind oder wurde hier an der komplett falschen Stelle Zeit und Mühe investiert?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....