Ein TikToker zeigt, wie leicht es ist, Sicherheitsschlösser zu knacken – Ärger gab es jetzt allerdings vor allem wegen der Wahl seines Getränkes...

Man kann tatsächlich Geld mit dem Knacken von Schlössern verdienen … also auf ganz legalem Wege.
Schlösser knacken – ohne Verbrechen
McNally Official ist hierfür der beste Beweis, denn er ist Lock-Pick-Influencer und verdient sein Geld damit, auf seinen Social-Media-Kanälen zu präsentieren, wie er Schlösser knackt. Viele Zuschauer sind fasziniert davon, wie kinderleicht ihm das Ganze oft gelingt, andere finden, es hat etwas Meditatives, McNally bei der Arbeit zuzusehen. Für ihn selbst geht es dabei um eine Mischung aus Herausforderung und Aufklärung.
Der Lock-Pick-Influencer hat Spaß daran, Unternehmen zu beweisen, dass ihre Schlösser gar nicht so unüberwindbar sind, wie sie es gerne darstellen und möchte auch das Bewusstsein der Verbraucher schärfen, dass wirklich jedes Schloss zu knacken ist.
Dementsprechend ist er natürlich auch ein Dorn im Auge vieler Unternehmen, die Sicherheitssysteme herstellen – doch nur in den seltensten Fällen kommt es deshalb zu einem Gerichtsprozess …
Lock-Picker wird herausgefordert und dann verklagt
Als Proven Industries, ein Unternehmen, welches Sicherheitsschlösser vor allem in den USA vertreibt, vor kurzem ein Video veröffentlichte, in welchem sie behauptete, ihre Schlösser können nicht geknackt werden, führte dies allerdings genau dazu.
Denn McNally sah das Video von Proven Industries selbstverständlich als Herausforderung. Der Clip zeigte, wie ein Mitarbeiter der Firma unterschiedliche Werkzeuge nutzte, doch immer wieder daran scheiterte, sein eigenes Produkt – ein Plaintiffs Lock – ohne den passenden Schlüssel zu öffnen. Weder mit einem Bolzenschneider, noch einer Brechstange und auch mit dem Hammer will es ihm einfach nicht gelingen – wobei natürlich fraglich ist, wie authentisch seine Versuche waren, wenn man bedenkt, dass ja bewiesen werden sollte, dass das Plaintiffs Lock unbeschädigt bleibt.
Auch in den Kommentaren hieß es von Fans bereits, dass McNally das Schloss problemlos öffnen könnte, woraufhin das Unternehmen behauptete, dass der Lock-Pick-Influencer sich vor allem die besonders kostengünstigen Schlösser zur Brust nehmen würde.
Dementsprechend motiviert war McNally natürlich, schien aber alles andere als interessiert daran, großes Gerät auffahren. In seinem Antwortvideo sitzt er in seinem Garten, schlürft genüsslich einen Apfelsaft aus dem Tetrapak, während er seine Beine baumeln lässt, springt dann – bewaffnet mit einer leeren Bierdose – auf, widmet sich dem Proven Lock und öffnet es lediglich mit einem Streifen Blech der Dose.
Proven Industries verstand – trotz ihrer indirekten Herausforderung – allerdings keinen Spaß und verklagte den Lock-Picker. Allerdings aus einem recht absurden Grund: Denn ein wichtiger Teil der Anklageschrift bezog sich auf die baumelnden Beine und das Fruchtgetränk, welches in der Videoantwort konsumiert wurde.
Apfelsaft als wichtiger Teil der Klage
Der Text, der zunächst darauf hinweist, dass McNallys Verwendung des ursprünglichen Videos eine Urheberrechtsverletzung darstellen würde und den Rest des Materials als geschäftsschädigende, unlautere Werbung ansieht, die nicht nur Kunden abschrecken würde, sondern auch die Zusammenarbeit mit anderen Firmen und Partnern erschweren könnte, sieht in der Tatsache, dass McNally am Anfang seines Clips Apfelsaft (wieso nicht Orangensaft? Einfach Orangensaft …) trinkt, die klare Absicht, das Knacken ihres Schlosses als „kinderleicht“ darstellen zu wollen.
In der offiziellen Anklageschrift heißt es:
McNally zeigt sich in seinem Video, wie er seine Beine hin und her schwingt und aus einem Apfelsaft aus einem Saftpäckchen trinkt, um seinem Publikum den Eindruck zu vermitteln, dass das Überwinden eines Plaintiffs Locks sei einfach, trivial und regelrecht lächerlich.
Weiterhin wurde darin ausgeführt:
Ton, Gesten und die Verwendung des Saftpäckchens zusammen mit dem kindischen Schwingen von McNallys Beinen, die in seinem Video zur Schau gestellt wurden, sollten absichtlich dazu dienen, das Vertrauen in Proven Industries als ernstzunehmenden Hersteller zu schädigen und fälschlicherweise darstellen, dass die Produkte des Unternehmens unsicher und nicht vertrauenswürdig seien.
Weiterhin ist in dem veröffentlichten Schriftstück, genau wie in späteren Kommentaren, die von Proven Industries über Social Media abgegeben wurden, die Rede davon, dass das Video von McNally geschnitten sei. Dabei soll das Video aber nicht nur gekürzt sein, Proven Industries gehe auch stark davon aus, dass das Video auch deswegen editiert wurde, damit McNally das Sicherheitsschloss zwischen einzelnen Sequenzen manipulieren konnte.
Influencer antwortet mit noch mehr geknackten Schlössern
Als Antwort auf letzteren Vorwurf veröffentlichte McNally dann ein Video, in dem er ungekürzt und in voller Länge zeigte, wie er mehrere Proven Industries Schlösser von einer Paketstation abholte und eines nach dem anderen auf dieselbe Art und Weise mit einer Dose knackte.
Die Reaktion des Unternehmens darauf sorgte allerdings für reichlich Skepsis. Neben einem weiteren Antwortvideo, in welchem ein Mitarbeiter von Proven Industries versuchte, ein Schloss auf die gleiche Weise zu öffnen, wie McNally dies tat, welches ein Beweis dafür sein sollte, dass dies nicht möglich wäre, wurde auch die Frau des Influencers privat kontaktiert.
So schrieb der Mitarbeiter laut McNally, dass er „einige Ideen mit ihr durchgehen wollen würde“ und sendete an den Influencer selbst ebenfalls eine Nachricht, in der es hieß, er „solle sich vorbereiten“.
Auch in der Öffentlichkeit positionierte sich das Unternehmen auf fragwürdige Weise und kommentierte unter Videos von McNally unter anderem, dass es nun „persönlich“ werden würde, während ein anderer teils sehr beleidigende Kommentare an den Lock-Picker und dessen Zuschauer richtete.
McNallys finale Antwort darauf waren zwei Videos, wobei er in ersterem zeigte, wie er in kürzester Zeit mehr als zehn Schlösser von Proven Industries mit dem Dosen-Trick öffnete, während er im zweiten Video quasi ein Point-and-Click-Adventure daraus machte und lediglich einen Schraubenzieher und drei gezielte Schläge mit der Hand auf das Schloss benötigte, damit es aufsprang.
Proven Industries zieht Klage zurück
Die Art und Weise, wie Proven Industries sich selbst darstellte und auf die berechtigte Kritik durch McNally reagierte, tat ihrem Image alles andere als gut. Diverse User kritisierten immer wieder, wie das Unternehmen mit dem Thema umging und vor allem auch, auf welche recht fragwürdigen Kniffe sie dabei zurückzugreifen schienen.
Auch die Lächerlichkeit der Klage, insbesondere mit Blick auf die Argumentation bezüglich des Saftpäckchens und der baumelnden Beine sorgte für reichlich Belustigung unter den Usern.
Letztlich wohl für so viel, dass Proven Industries sich dazu entschied, die Klage zurückzuziehen.
Heutzutage reicht es eben nicht mehr nur aus, ein funktionierendes Produkt auf den Markt zu bringen, auch die Art und Weise, wie man es auf Social Media bewirbt, ist von großer Bedeutung – ganz besonders, wenn es darum geht, wie man auf Kritik reagiert. Während ein schlichtes Eingeständnis, dass der Lock-Pick-Influencer sie mit seinen Videos auf potenzielle Schwachstellen an ihren Produkten hingewiesen hätte und diese umgehend behoben werden würden, die Situation gar nicht erst hätte so aufkochen lassen, sorgten die fragwürdigen Reaktionen des Herstellers für Sicherheitsschlösser dafür, dass ihr Image stärker litt, als ein einfaches geknacktes Schloss es je hätte verursachen können.