Wir werfen einen Blick hinter den Paulaner Garten und stellen uns die Frage, was für Saft. Ganz einfach: Orangensaft. Turn up!

Woran hat es jelegen? Was ist mit Karsten los? Haben wir noch Pepps? Die Welt der Memes ist eine Welt der unbeantworteten Fragen. Zeit, einige davon zu erklären!
Denn auch wenn wir direkt wissen, was man uns sagen will, wenn “Forza fertig runtergeladen” ist oder jemand “Alaaarm” schlägt, was genau hinter diesen Memes steckt, ist nicht immer klar. Darum ist es an der Zeit, einen Blick hinter den Paulaner Garten zu werfen und die Ursprünge der beliebtesten deutschen Memes zu erkunden.
Frag nicht, was für Saft – einfach Orangensaft
Wer kennt es nicht? Man versucht im Ritz-Carlton Hotel in Berlin einzuchecken, aber kann nicht, weil Orangensaft verschüttet wurde.
Im Ernst, gibt es überhaupt jemanden in Deutschland, der diese Anspielung nicht versteht? Schließlich ist das Meme so legendär wie der Verfasser selbst.
Das Video, welches Moneyboy im Juni 2015 auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte, zeigt den gescheiterten Versuch, in besagtem Hotel einzuchecken.
Eröffnet wird es mit Moneyboy selbst, der die Kamera langsam zu einem Hotelangestellten dreht und dabei fragt “Warum spielt das für Sie keine Rolle? Warum darf ich hier nicht einchecken?” Dessen Antwort, dass der Boy nicht filmen dürfte, quittiert dieser nur einem “Ich darf filmen.”
Gemeinsam begibt sich das ungleiche Duo durch die Lobby des Hotels und Moneyboy spricht die berühmten Sätze:
Oida, wir sind hier im Ritz-Carlton und dürfen nicht einchecken, weil Orangensaft verschüttet wurde. Frag nicht “Was für Saft?” – einfach Orangensaft! Turn up! Einfach Orangensaft.
An den Hotelmitarbeiter gewandt fährt er fort: “Frag nicht ‘Was für Saft?’ – einfach... einfach...” doch dieser bleibt ihm eine Antwort schuldig und so kommt Moneyboy selbst zur Lösung: “Orangensaft!”
Mbeezy wird daraufhin aufgehordert, das Hotel zu verlassen und den Mann nicht zu berühren, wobei der Rapper seinem Gegenüber in den Mund legt, dass er dies nicht wolle, da es “Homo-S**t” sei.
Dann endet das Video – ohne Check-In!
Memeboy
Im Grunde ist doch so ziemlich alles, was der Leader der Eaglegang (skurr, skurr) von sich gibt, ein einziges Meme – ernsthaft, der Dude selbst ist ein lebendes Meme.
Der Österreicher, der mit bürgerlichem Namen Sebastian Meisinger heißt, veröffentlichte im Spätsommer 2010 den Song Dreh den Swag auf und löste damit eine Bewegung aus, die einfach nicht aufzuhalten war.
Während die meisten das Video zunächst aus ironischen Gründen guckten und an Freunde weiterleiteten, wurde schnell klar, dass der unterschätzte Rapper, der in Wien und Illinois Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studiert hatte, scheinbar genau wusste, was er tat. Schließlich erreichte das erste Video noch im Jahr der Veröffentlichung über 2 Millionen Aufrufe und hatte bis 2015 ganze 22 Millionen angesammelt.
2016 löschte er das Video sowie viele weitere allerdings von seinem YouTube-Kanal, weil er sich dazu entschied, in Zukunft nur noch als "Why S L Know Plug” aufzutreten (dies hielt jedoch nicht allzu lange).
Jedes weitere Lied, alle Veröffentlichungen, Gruppierungen und Aktionen des Boys bargen Meme-Potenzial in Hülle und Fülle, Videos wurden tausendfach geteilt, jedes zweite Wort des Österreichers zum viralen Zitat, und doch – kaum ein Clip war derartiges Meme-Gold wie der um den verschütteten Fruchtsaft.
Von TikTok zu gluck-gluck
Das Video, das bereits nach seiner Veröffentlichung zum viralen Meme wurde, fand mit der TikTok-Generation in den letzten Jahren ein Revival, das die Popularität so weit steigerte, dass das Ritz-Carlton in Berlin nicht nur regelmäßig mit Rezessionen geflutet wurde, die sich über den Mangel an Orangensaft beschwerten, sondern letztlich auch einen Deal mit Kaufland mit sich brachte.
Kaufland veröffentlichte in Zusammenarbeit mit dem Boy 2024 nämlich einen eigenen Orangensaft. Der Produktname? “Einfach Orangensaft”.
Obwohl die Marketingaktion viel Aufmerksamkeit erregte, gab es auch Kritik. Einige Produkt-Tester bemängelten das Preis-Leistungs-Verhältnis des Safts. So kostete eine 280-ml-Flasche 1,99 Euro, was einem Literpreis von über 7 Euro entspricht. Trotzdem wurde “Einfach Orangensaft” geschmacklich positiv bewertet.
Meisinger selbst erklärte, dass der Juice-Deal einerseits daher kam, weil er bereits in der Vergangenheit mit der Supermarkt-Kette zusammengearbeitet hatte, aber ist auch der Meinung, dass sein Freund Julien Bam, der zu dieser Zeit das Gesicht einer Kaufland-Kampagne war, für ihn ein gutes Wort eingelegt hatte.
Damit dürfte “Einfach Orangensaft” wohl das erfolgreichste Meme von Moneyboy sein, das sich nicht nur weit über die Rapszene hinaus, sondern bis in die Supermarkt-Regale und eure Kühlschränke hinein verbreitete.
Aber bitte nicht verschütten!