Was dieser Fall über KI, Fetischisierung und unsere Gesellschaft sagt, wollen wir uns einmal genauer ansehen.

Eine Influencerin auf TikTok sorgt für Empörung: Sie nutzt KI-Filter, um eine Behinderung zu simulieren – und bewirbt damit sexualisierte Inhalte.
Eine Grenze wurde überschritten
Eine TikTokerin sorgt aktuell für Aufsehen, weil sie mithilfe von KI-Filtern vorgibt, das Down-Syndrom zu haben – nur um damit sexualisierte Inhalte auf OF zu bewerben. Ihre Videos zeigen eine künstlich veränderte Version ihres Gesichts, die gezielt bestimmte Merkmale von Trisomie 21 nachahmt. Gleichzeitig inszeniert sie sich auf Instagram und TikTok in eindeutig sexualisierten Posen, mit einem Link zu ihrem OF-Menü in ihrer Instagram Bio.Eine andere Creatorin hat dies öffentlich kritisiert und ein TikTok gepostet, in dem sie erklärt, wie verstörend und respektlos sie diese Entwicklung findet. Sie nennt keine Namen – ganz bewusst.
Keine Plattform für Aufmerksamkeitssucht
Die Creatorin Rikki, die das Thema aufgebracht hat, weigerte sich, das Profil der betroffenen TikTokerin öffentlich zu machen. Ihr Argument: Selbst negative Aufmerksamkeit bringt Views, Follower und damit Geld. Jeder Klick, selbst aus Wut oder Neugier, wird monetarisiert. Sie sagt selbst: „Ich weiß, dass ich viral gegangen wäre, wenn ich den Namen gesagt hätte. Ich hätte mehr Brand-Deals bekommen und mehr Geld verdient, aber ich gebe diesem Mädchen nicht mehr Fame.“ Viele kritisierten sie und verlangten einen Namen, den Leute dennoch herausfanden. Seitdem sprachen mehrere Creator auf TikTok die Thematik an.

KI öffnet Tür für neue Formen von Missbrauch
Der Fall zeigt auch, wie gefährlich KI-Tools inzwischen eingesetzt werden können. Es geht nicht mehr nur um Deepfakes oder Fake-News – sondern darum, dass sich Menschen eine künstliche Behinderung antrainieren, um damit in einem sexualisierten Kontext Geld zu verdienen. Dass das funktioniert, sagt viel über die Plattformen – und über ihre Nutzer – aus.
Frauen werden für alles sexualisiert – sogar für Behinderungen
Down-Syndrom ist eine genetische Beeinträchtigung, die das Leben von Betroffenen massiv beeinflusst – gesundheitlich, gesellschaftlich, emotional. Menschen mit dieser Behinderung kämpfen häufig mit Vorurteilen und Einschränkungen. Dass jemand sich entscheidet, diese Behinderung zu imitieren, um damit Geld zu verdienen, ist nicht nur moralisch verwerflich – es ist entmenschlichend.Und es reiht sich ein in ein Muster: Frauen werden für alles sexualisiert. Für ihre Ethnie, ihr Alter, ihre Kleidung – und jetzt sogar für ihre (vorgebliche) Behinderung. Dass solche Inhalte funktionieren und viral gehen, sagt viel über das Publikum aus, das sie konsumiert. Und darüber, was unsere Gesellschaft normalisiert hat.
Kritik an OF – aber differenziert
Natürlich ist nicht jede Creatorin auf OF Teil des Problems. Es gibt viele Frauen, die selbstbestimmt und reflektiert mit der Plattform umgehen. Aber Fälle wie dieser zeigen: Es gibt eine Schattenseite. Es gibt Creatorinnen, die sich gezielt wie Minderjährige inszenieren, um pädophile Gedanken von Männern zu bedienen, oder – wie hier – mit künstlich erzeugten Behinderungen arbeiten, um Fetische zu bedienen. Und Plattformen wie OF profitieren davon.
Wir müssen uns fragen: Wo zieht man die Grenze zwischen Empowerment und Ausbeutung? Zwischen persönlicher Freiheit und öffentlicher Verantwortung? Selbstverständlich liegt die Schuld bei den Männern, die solchen Content konsumieren. Eine OF Creatorin zu bezahlen, die sich bewusst anzieht und benimmt wie ein Kind ist absolut widerlich und zutiefst moralisch verwerflich. Aber ebenso müssen wir Frauen in die Verantwortung nehmen, die diese Fetische und die Entmenschlichung von Frauen bewusst zum Profit nutzen.
Dieser Fall ist kein Einzelfall, kein Skandal der Woche. Er ist ein Symptom für ein größeres Problem: KI wird zu einem Werkzeug für Ausbeutung. Frauen werden weiterhin bis ins Extrem sexualisiert. Und unsere Gesellschaft hat kaum noch ein Gespür dafür, wann etwas einfach nur noch falsch ist.
Was denkt ihr darüber?