Von der Babysitterin missbraucht: Musiker Ray J berichtet im Twitch-Livestream von Kindheitstrauma

Während eines Streams erzählte der Platinmusiker davon, wie er als Minderjähriger von einer 20 Jahre älteren belästigt und missbraucht wurde.

Ray J Trauma
Sich zu öffnen viel dem Sänger sichtlich schwer. | © Wikipedia / Twitch

Ray J geboren als William Raymond Norwood, Jr. hat sich bereits Ende der 90er einen Namen gemacht. Mit Auftritten in Serien wie Moesha oder One on One oder dem Film Mars Attacks erreichte er ebenso Aufmerksamkeit wie mit seiner gold- und platinausgezeichneten Musik. Neben einer eigenen Fernsehshow in der er “die Liebe des Lebens” suchte, ist der 44jährige inzwischen auch ein gerngesehener Gast in den Twitch-Livestreams anderer.

Zuletzt hatte er mit fragwürdigen Aussagen darüber von sich reden gemacht, dass er glaubte, P. Diddy sei unschuldig und er zwar Verbrechen begangen hätte, die Strafen die er nun verbüßen würde, allerdings aus ganz anderen Gründen von angeblichen Hintermännern beauftragt wurden.

Nun allerdings sprach er vor einem Publikum von eigenen Missbrauchserfahrungen.

Ein eigentlich harmloses Spiel

Zuletzt saß Ray J nämlich mit ein paar Freundinnen in einem Stream und spielte eine Runde “We listen and we don’t judge” – ein Internettrend, bei dem es darum geht, anderen bestimmte Dinge oder Geheimnisse über sich zu verraten, ohne dass diese gewertet oder weiter angesprochen werden.

Normalerweise geht es dabei um eher harmlose Dinge, wie dem Partner zu verraten, dass man seinen Auflauf in Wahrheit gar nicht mag, Schuld an dem Brandloch im Schal der besten Freundin ist oder schon immer unsterblich in Krusty den Clown verliebt war. Ray J allerdings nutzte den Livestream, um ein Kindheitstrauma zu benennen.

Als er an der Reihe war, sagte er umringt von den Frauen, die zu dem Zeitpunkt mal mehr mal weniger aufmerksam waren “Meine Babysitterin hat mich vergewaltigt.”

Eine seltsame Situation für alle Beteiligten

Erst langsam scheinen die anderen zu verstehen, was genau er da gesagt hat und sind zunächst sichtlich unsicher, wie mit der Situation umzugehen wäre, während Ray J selbst sich seine Mütze übers Gesicht zieht.

Als die Frau neben ihm in ein nervöses Lachen ausbricht, betont er, dass daran nichts witzig wäre.

Die Situation wirkt zunächst extrem unwirklich, denn die Frauen sind auch während Ray den Vorfall auf eine zugegeben sehr seltsame Art schildert, nach wie vor verunsichert, ob es sich nur um einen geschmacklosen Scherz oder ein tatsächliches Trauma handle.

Als eine seiner Streamingpartnerinnen ihn fragt, ob er von der Situation traumatisiert gewesen wäre, schweigt er zunächst, gibt später aber zu, dass er davon ausgehe, dass ihn der Vorfall traumatisiert hätte.

Bereits im letzten Jahr hatte Ray in einem Interview davon berichtet, dass er mit 15 etwas mit einer Frau gehabt hätte, die 20 Jahre älter gewesen wäre. Dass es sich dabei um Missbrauch gehandelt hatte, hatte er damals jedoch verschwiegen.

Ein Grundsätzliches Problem

Der Stream selbst wirkt seltsam, nicht zuletzt, da offensichtlich keiner der Beteiligten und auch der Chat nicht wirklich wussten, wie damit umzugehen sei, was nicht zuletzt daran liegt, dass Männer als Missbrauchsopfer sich von vielen Seiten der Gesellschaft skeptisch betrachtet.

Oft sehen sie sich selbst mit Vorwürfen oder Banalisierungen konfrontiert, dass es ihnen als Mann doch sicherlich gefallen hätte oder man glaubt ihnen schlichtweg nicht, da als das “starke Geschlecht” doch nicht von einer Frau unterdrückt werden könne.

Die veralteten Rollenbilder machen es vielen Menschen schwer, nachvollziehen zu können, dass auch Jungs und Männer Opfer von Missbrauch werden können, was das Ganze oftmals zu einem Tabuthema für Opfer und Umfeld macht.

Und auch wenn Ray Js Umgang mit dem Trauma daher recht verkrampft und seltsam wirkt, ist es doch ein wichtiger Schritt in eine Gesellschaft in der auch Männer derartige Vorfälle schildern können und ihr Umfeld sensibilisiert dafür ist, wie mit derartigen Geständnissen umzugehen ist.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....