Trotz der Klage wagt sich der Schuh-Influencer zurück auf das Social Media Parkett.
Ein Sneaker-Influencer gibt seinen Zuschauern Tipps zu Repliken teurer Schuhe, was Nike natürlich ein Dorn im Auge ist.
Eine Karriere, die auf gefälschten Schuhen fußt
Der Social-Media-Influencer Eben Fox, besser bekannt als Cedaz, ist eine der bekanntesten und zugleich umstrittensten Figuren der internationalen Sneaker-Szene. Was als Erfolgsgeschichte eines jungen Content-Creators begann, entwickelte sich zu einem aufsehenerregenden Rechtsstreit mit dem Sportartikelriesen Nike – und nun offenbar zu einem vorsichtigen Comeback in den sozialen Medien.
Die Sneaker-Szene ist eine spannende, ganz eigene Welt, in der Kleidungsstücke, die für die andere ganz normale Gebrauchsgegenstände darstellen, wie kostbare Investitionsmöglichkeiten behandelt werden. Doch überall, wo etwas einen hohen (monetären) Wert erzielt, gibt es auch Fälschungen, durch die sich jemand bereichern will.
Eben Fox machte sich in den vergangenen Jahren mit Videos rund um Sneaker, Streetwear und insbesondere sogenannte “Reps“ – also Replikate oder Nachahmungen bekannter Markenprodukte – einen Namen. Auf Plattformen wie YouTube, TikTok und Discord baute er eine riesige Fangemeinde auf; mehr als Hunderttausend Follower lassen sich von Cedaz Tipps und Tricks rund um die Fälschungen teuren Schuhwerks geben.
Seine Clips, tragen Titel wie "I Returned FAKE Nike Shoes to Nike … (SHOCKING)" und zogen Millionen von Zuschauern an. Fox präsentierte sich darin als Experte für die Welt der Fakes – mal kritisch, mal mit augenzwinkernder Ironie. Doch wo andere nur über Nachahmungen sprachen, die auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel besondere Schuhe zugänglich machen sollten, ging er laut Nike einen Schritt zu weit.
Klage von Nike: "Kopf einer Fälscher-Community"
Im Dezember 2023 reichte Nike beim US-Bezirksgericht im Middle District of Florida Klage gegen Fox ein. Der Konzern warf ihm vor, er habe aktiv gefälschte Nike-Produkte beworben, verkauft und verbreitet – unter anderem über soziale Netzwerke, Foren und Zahlungsdienste.
In der Klageschrift bezeichnete Nike ihn als "Anführer einer organisierten Fälscher-Gemeinschaft". Fox soll laut den Unterlagen nicht nur Replika-Sneaker vorgestellt, sondern sie auch über Partnerplattformen vermittelt und an der Vermarktung verdient haben.
Im April 2025 entschied das Gericht teilweise zugunsten von Nike. Es stellte fest, dass Fox "unstrittig" gefälschte Produkte verkauft habe. Eine dauerhafte Unterlassungsverfügung wurde erlassen, die ihm den Handel mit solchen Waren untersagt. Einige Punkte – etwa die Frage, ob seine Werbevideos selbst markenrechtsverletzend waren – sind noch offen und sollen weiter verhandelt werden.
Nike fordert unter anderem die Vernichtung aller Fälschungen sowie dreifache Schadensersatz-Zahlungen – und damit mehr als eine Million Dollar – um ein Signal gegen Produktpiraterie zu setzen.
Social-Media-Comeback unter Beobachtung
Trotz der juristischen Turbulenzen ist Fox inzwischen wieder auf Social Media aktiv. Auf seinem Kanal erscheinen erneut Videos – allerdings mit veränderter Tonlage. Statt offensiver Replica-Werbung scheinen die neuen Inhalte stärker auf Sneaker-Kultur, Reviews und Authentizitätschecks zu setzen.
Einige seiner früheren Beiträge, darunter TikToks mit Links zu Replica-Shops, wurden gelöscht. Beobachter vermuten, dass Fox versucht, sein Image zu rehabilitieren, ohne die rechtlichen Auflagen zu verletzen.
Wenn er von Repliken spricht und diese präsentiert, achtet er bewusst darauf, keine Markennahmen zu nennen, so dass keine direkte Verbindung zwischen der Fälschung und dem Original besteht – wobei es sich hier wohl weiterhin eher um eine rechtliche Grauzone handelt, die Cedaz austestet.
Offiziell geäußert hat sich der Influencer bislang kaum zu der Klage oder dem Urteil. Seine Online-Community diskutiert dennoch lebhaft darüber, ob sein "zweites Kapitel" der Beginn einer seriöseren Sneaker-Karriere oder nur ein taktisches Rebranding ist.
Ein Präzedenzfall für die Influencer-Welt
Der Fall Cedaz vs. Nike gilt in der Mode- und Medienbranche als Präzedenzfall. Er zeigt, wie dünn die Linie zwischen Content, Werbung und Rechtsverletzung sein kann – besonders in Szenen, die zu einem bestimmten Teil daraus besteht, Produkte nachzuahmen und so anderen zugänglich zu machen.
Auch unter Gamern kommt immer wieder die Frage auf, ob es moralisch vertretbar sei, ROMs zu nutzen, wenn die Spiele auf welchen sie basieren, im eigenen Land nie erhältlich waren, generell nur noch zu Unsummen von Sammlern angeboten werden oder YouTuber auf diese Weise ein deutlich klareres Bild für ihre Videos produzieren können, als mit dem Konsolen-Original.
Auch hier gilt: Während die Community unterschiedliche Meinungen vertritt, ziehen Firmen wie Nintendo eine klare Grenze und gehen rechtlich dagegen vor.
Influencer und YouTuber sollten solche Fälle eine Warnung sein: Auch vermeintlich harmlose Produktempfehlungen oder Affiliate-Links können juristische Konsequenzen haben, wenn sie Markenrechte verletzen.
Trotzdem wirkt Cedaz im Vergleich zu seinem Sneaker- und YouTube-Kollegen Adeel Shams wie ein kleiner Fisch, denn wo Cedaz lediglich ein paar Videos machte, geriet Shams ins Fadenkreuz der Behörden, weil auch in seinen Videos immer wieder gefälschte Sneaker eine Rolle spielten – bis man in den Lagern seines eigenen Schuhladens geklaute Nike-Produkte im Wert von einer halben Millionen entdeckte.