YouTuber könnte ins Gefängnis kommen, weil er den isoliertesten indigenen Stamm der Welt kontaktieren wollte

Trotz eines Verbots durch die indische Regierung wollte ein YouTuber für ein Video einen indigenen Volksstamm aufsuchen und nahm dafür sogar Todesopfer in Kauf.

You Tuber sucht indigenes Volk auf
Neo-Orientalist nahm seinen und den Tod der Sentinelesen für sein Video in Kauf. | © YouTube

Influencer haben oftmals ein ganz eigenes Talent dafür, Menschen auf den Keks zu gehen. In erster Linie natürlich ihrer eigenen Fanbase (wobei zumindest die dies ja meist wohlwollend hinnimmt), oftmals aber leider auch Außenstehenden. Oder wie im Fall von Mykhailo Viktorovych Polyakov dem wohl isoliertesten, indigenen Stamm auf der ganzen Welt.

Eine Welt abseits der Moderne

Für unsereins kaum vorstellbar, gibt es überall auf der Erdkugel verteilt noch indigene Völker und Stämme, die abgeschottet von der vermeintlich zivilisierten Welt leben. Diese Lebensweise so ganz ohne Candycrush, Ghibli-AI-Bilder und Grippewelle wird von diesen Gruppen nicht nur vollkommen freiwillig so geführt, in der Regel sorgen die Regierungen der Länder, in welchen diese Stämme beheimatet sind, auch dafür, dass sie entsprechend geschützt sind und sich keine ungebetenen Gäste Zutritt zu diesen Reservaten verschaffen.

Klingt also wie der perfekte Platz für einen Influencer, um nicht nur die Ruhe unschuldiger Menschen zu stören, sondern auch sein eigenes und das Leben anderer zu gefährden.

Polyakov, der auf YouTube unter dem Namen Neo-Orientalist Videos postet, war genau dieser Meinung und wollte illegaler Weise den Stamm der Sentinelesen für Content aufsuchen.

Bei den Sentinelesen handelt es sich um ein isoliertes indigenes Volk auf North Sentinel Island im Indischen Ozean, welches von der Organisation Survival International geschützt wird.

YouTuber will Volksstamm aufsuchen

Versuche, die Sentinelesen mit der modernen Welt in Verbindung zu bringen scheiterten in den 70ern, 80ern und 90ern und führten teilweise sogar zu tödlichen Konflikten mit den Volksstamm. Deshalb entschied die Indische Regierung, die Kontaktaufnahme mit ihnen unter Strafe zu stellen.

Unbeeindruckt davon machte Polyakov sich auf den Weg zur North Sentinel Island. Glücklicherweise begegnete er keinen Bewohnern und konnte gerade einmal eine Kokosnuss sowie eine Coladose am Strand ablegen, bevor die Indischen Behörden ihn festnahmen.

In einem Statement äußerte sich Survival International zu dem Vorfall:

In einem leichtsinnigen Versuch, Aufmerksamkeit in den sozialen Medien zu erlangen, hätten seine illegalen Handlungen beinahe den gesamten Stamm der Sentinelesen ausgelöscht, da er neue Krankheiten wie die Grippe hätte einschleppen können, gegen die sie keinerlei Immunität besitzen.

Die (Todes-)Opfer des Kulturschocks

Vorfälle dieser Art gab es in der Vergangenheit überall auf der Welt.

Als Britische Kolonialisten den Stamm der Onge in der Nähe der Little Andaman Island aufsuchten, sorgten eingeschleppte Krankheiten dafür, dass fast 85% der Bevölkerung verstarben. Im Fall der Groß-Andamaner fielen dem Kontakt mit der modernen Welt sogar bis zu 99% zum Opfer.

Im Jahr 2018 wollte der Amerikaner John Allen Chau die Sentinelesen “missionieren” und zum Evangelismus führen, wurde vom indigenen Stamm jedoch gefangengenommen und umgebracht.

Vor diesem Hintergrund kann Polyakov sich fast glücklich schätzen, dass die Indische Regierung ihn aufgriff, bevor er mit den Sentinelesen in Kontakt treten konnte, sich nun vor Gericht verantworten muss und vermutlich “nur” für bestimmte Zeit ins Gefängnis einwandert.

Kennt ihr die Videos von Neo-Orientalist? Interessiert ihr euch für Content dieser Art oder ist der YouTuber eurer Meinung nach viel zu weit gegangen?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....