Es wirkte wie der Beginn eines Teenager Fantasy-Romans – Der exzentrische Popstar und der Tech-Milliardär, zusammengeführt durch einen gemeinsamen Witz und ihre Liebe zum Surrealen. Doch diesmal wurde der „Bad Boy“ nicht zum Guten und ein Happy End blieb aus. Stattdessen entwickelte sich die Beziehung zu einer langen, chaotischen Saga, die von Millionen mitverfolgt wurde.

Manche Beziehungen beginnen mit Chemie, andere mit einem Scherz über einen KI-Folterer. Die ungewöhnliche Verbindung zwischen Grimes und Elon Musk begann online und wurzelte in der gemeinsamen Obsession für Futurismus, Technik und Ironie. Schnell wurde sie zu einer der brisantesten und tragischsten Romanzen des digitalen Zeitalters.
Wenn Indie auf Industrie trifft
Als Grimes (bürgerlich Claire Boucher) und Elon Musk im Mai 2018 bei der Met Gala öffentlich als Paar auftraten, wussten nur wenige, dass ihre Romanze ursprünglich mit einem Wortspiel begann. Die Beziehung wurzelte in einem Witz über Roko's Basillisk, einem obskuren Gedankenexperiment über eine KI die diejenigen bestraft, die ihr nicht bei deren Entstehung helfen. Beeindruckt davon, scheinbar unabhängig voneinander den selben Witz gemacht zu haben, schrieb Musk Grimes eine Nachricht, um auf den Zufall aufmerksam zu machen - ein einzigartiges Werberitual, das nur durch die Natur der Sozialen Medien möglich ist.
Während Musk Raketen baute, erschuf Grimes in ihrer Musik futuristische KI-Götter. Ihre Liebe zum Übernatürlichen verband sie, doch ihre politischen und ideologischen Unterschiede sorgten in der Öffentlichkeit für Aufsehen.
Grimes war eine linke Künstlerin, die mit ihrer genreübergreifenden Musik und ihren Wurzeln in der alternativen Tumblr-Szene bekannt wurde. Er war ein milliardenschwerer Unternehmer an der Spitze von Tesla und SpaceX – gefeiert von Wagniskapitalgebern und Startup-Enthusiasten, aber zunehmend umstritten durch sein unberechenbares Verhalten und öffentliche Kontroversen.
Gerade dieser Konflikt zwischen ihren Welten faszinierte das Publikum. Manche hielten die Beziehung für ein ironisches Kunstprojekt. Grimes’ alte Fans, besonders aus queeren und linken Kreisen, fühlten sich verraten. Sie fragten sich: Wie konnte sich eine selbsternannte Anarchistin, die den Kapitalismus kritisierte, mit einem der reichsten Männer der Welt zusammentun?
Grimes wurde vorgeworfen, „Elonpilled“ und damit zu einer Verräterin an ihren früheren Idealen geworden zu sein. Grimes selbst selbst sah die Beziehung als intellektuell anregend. In Interviews verteidigte sie Musk, nannte ihn missverstanden, „tief in Kunst und Technik involviert“, und arbeitete sogar kreativ mit ihm an Projekten zusammen.
Zwischen Tweets und Trennungen
Kaum eine moderne Beziehung war so „online“ wie diese. Twitter dokumentierte nicht nur ihre Romanze, sondern formte sie auch. Sie lernten sich dort kennen, stritten dort und schienen es sogar als Kommunikationsmittel zu nutzen, wenn andere Wege versagten. Was mit Memes begann, wurde schließlich zu surrealer Realität.
2020 bekamen sie ihr erstes Kind: X Æ A-12. Kalifornien verbot Zahlen in Namen, also wurde er kurzerhand zu X AE A-Xii. Musk nannte ihn schlicht „X“. Der Name wurde online schnell zum Meme, verspottet und gefeiert – je nachdem, wen man fragte.
In den Jahren danach wechselten sich Trennungen und Versöhnungen ab. 2021 sagte Musk, sie seien „halb getrennt“, aber liebten sich immer noch. 2022 verriet Grimes in einem Vanity-Fair-Porträt, dass sie ein zweites Kind per Leihmutter bekommen hatten, Exa Dark Sideræl (Spitzname „Y“). Kurz nach der Veröffentlichung des Artikels twitterte sie, dass sie sich erneut getrennt hätten.
Me and E have broken up *again* since the writing of this article haha, but he's my best friend and the love of my life, and my life and art are forever dedicated to The Mission now, I think Devin wrote that part of the story rly well. Sique - peace out
— (@Grimezsz) March 10, 2022
Mitte 2023 enthüllte der Biograf Walter Isaacson in seiner autorisierten Biografie über Elon Musk, dass Grimes und Musk abseits der Öffentlichkeit ein drittes Kind bekommen hatten: Techno Mechanicus – genannt „Tau“.
Mit der wachsenden Familie wuchsen auch die Spannungen in der Beziehung, offengelegt durch digitale Eskapaden. Grimes postete kryptische Tweets über Schmerz, Kontrolle und das Unterdrücktsein. Einmal bat sie Elon Musk öffentlich auf X darum, eines ihrer Kinder sehen zu dürfen. Obwohl der Tweet schnell wieder verschwand, blieben die Spekulationen bestehen. In ihnen wurde von einem Mächteungleichgewicht in der Beziehung geredet.
Ein digitales Märchen mit düsterem Ende
Was einst als popkulturelle Kuriosität begann, nahm 2023 eine düstere Wendung. Grimes reichte eine Klage ein, um ihre elterlichen Rechte durchzusetzen – dem Anschein nach wurde sie von ihrem früheren Partner emotional und rechtlich von ihren Kindern isoliert. Sie sprach davon, ein Jahr lang in einem Bundesstaat mit schwachen Mutterschutzrechten gekämpft zu haben und während des Rechtsstreits mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert gewesen zu sein. In öffentlichen Aussagen kritisierte sie das Ungleichgewicht zwischen ihr und Musk. Während er als Milliardär über deutlich größere Ressourcen verfügte, hatte sie nur einen Bruchteil seines Vermögens, was den Sorgerechtsstreit besonders schwierig machte. In einem Tweet sagte sie enttäuscht:
„Er ist nicht mehr derselbe. Der Mann, in den ich mich verliebt habe, existiert nicht mehr.“
Der Draht zwischen den einst Verliebten schien endgültig gekappt. Grimes ist nicht die Erste, die über emotionalen Stress unter Musks Schatten berichtet. Seine Ex-Frau Justine Musk beschrieb ihre Ehe in einem viralen Essay aus dem Jahr 2010 mit den Worten: „Es ist Elons Weg oder keiner.“ Musk sagte ihr einmal: „Wenn du meine Angestellte wärst, würde ich dich feuern.“ Auch die Schauspielerinnen Talulah Riley und Amber Heard, die in den 2010er Jahren mit ihm liiert waren, beschrieben Beziehungen, die von Stimmungsschwankungen, emotionaler Distanz und Ungleichgewicht geprägt waren.
Für Grimes war das Zerwürfnis auf besonders öffentliche Weise spürbar. Was früher noch exzentrisch oder ironisch wirkte, begann sich als Muster abzuzeichnen: Musk triumphierte in Beziehungen geprägt von Mächtungleichgewicht und öffentlichem Zerfall, während seine Partnerinnen mit emotionalen und juristischen Folgen allein zurückblieben.Das im Internet geborene Märchen endete nicht nur mit dramatischen Tweets, sondern in einem Sorgerechtsstreit – ein eindringlicher Beweis dafür, dass selbst die surrealsten Liebesgeschichten unweigerlich mit der Realität konfrontiert werden.