Wo die FIBO 2025 eigentlich ein Ort für Sport, Empowerment und Community sein sollte, wurde sie für viele Frauen zum Schauplatz von Belästigung, Angst und Machtmissbrauch.
Die FIBO in Köln gilt seit 1985 als weltgrößte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit. Vom 10. bis 13. April 2025 zog sie wieder tausende Besucher nach Köln — doch auf TikTok wurde sie in diesem Jahr vor allem wegen eines Themas diskutiert, das offiziell kaum Beachtung fand: sexualisierte Belästigung.
TikTok wird zur Anlaufstelle für Erfahrungsberichte
Zahlreiche Frauen meldeten sich nach der FIBO auf TikTok zu Wort — mit Videos, in denen sie von übergriffigem Verhalten durch Männer berichten. Die Vorfälle reichten von unangenehmem Anstarren und hartnäckigem Ansprechen bis hin zu heimlichen Videoaufnahmen. In den Kommentaren sammelten sich Hunderte ähnliche Erfahrungen, was schnell zeigte: Das war kein Einzelfall, sondern ein strukturelles Problem.Viele Frauen berichteten, dass sie aufgrund ihrer Kleidung — Leggings, Sport-BHs oder enger Tops — angestarrt und sexualisiert wurden. Dabei ist diese Kleidung auf einer Fitnessmesse absolut normal und funktional. Trotzdem behandelten einige Männer die Messe offenbar als Dating-Event oder schlimmer: als Jagdgebiet.
Ein besonders erschütternder Fall: Heimlich gefilmt
Die Fitness-Creatorin @clarissa_fit schilderte auf TikTok, dass sie während der FIBO heimlich gefilmt wurde, gezielt von hinten, während sie sich dort aufhielt. Eine andere Frau tippte sie an und machte sie auf den Mann aufmerksam. Gemeinsam mit ihrem Freund konfrontierte sie ihn, Security wurde gerufen, und später konnte die Polizei einen Rucksack ausfindig machen, der dem Mann zuzuweisen war. In dem Rucksack befanden sich eine Kamera mit drei Speicherkarten, auf denen Aufnahmen von der jungen Frau eindeutig zu sehen waren. Der Mann hatte gezielt und heimlich ihren Po gefilmt.
Clarissa erstattete Anzeige. In einem Update berichtete sie später, dass der Mann bereits 4.000 Euro Strafe zahlen musste und der Fall nun an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurde. Sie sagte, sie fühle sich seitdem nicht mehr sicher in Gym-Kleidung — obwohl Fitness für sie zuvor ein befreiender, empowernder Raum gewesen war. In den Kommentaren werfen viele Männer der Betroffenen vor, selbst Schuld zu sein – weil sie sich in Leggings „präsentiere“ und sich über solche Vorfälle nicht wundern dürfe. Genau solche Aussagen machen deutlich, wie tief das Problem sexualisierter Gewalt und die Verharmlosung durch Victim-Blaming in unserer Gesellschaft verankert sind.

Belästiger war Teil eines Influencer-Teams, berichtet Fitness-Creator Alexandro Berati
Der TikTok-Nutzer @alexandroberati machte ebenfalls auf die Problematik aufmerksam. In einem Video berichtet er, dass seine Freundin während der FIBO hartnäckig von einem Mann angesprochen wurde — immer wieder, obwohl sie deutlich machte, dass sie kein Interesse hat. Als sie sagte, dass sie vergeben sei, meinte der Mann nur: "Er ist ja nicht hier." Außerdem konnte Alexandro beobachten, wie der Mann genau das Gleiche bei unzähligen anderen Frauen versuchte. Besonders schockierend: Der Mann gehörte zur Begleitung eines bekannten Influencers.
Als Alexandro die Security rief, wurde der Mann schließlich der Messe verwiesen. Er kritisierte das Verhalten deutlich: Die FIBO sei kein Ort, um Frauen auf diese Art anzusprechen – und schon gar nicht, um sie zu belästigen. Es gehe um Sport, Community und Inspiration – nicht um eine Datingbörse auf Kosten anderer. In der Caption seines TikTok-Videos schreibt er, dass der Mann am nächsten Tag wieder auf der Messe war.

Das eigentliche Problem: Männliches Fehlverhalten, nicht Kleidung
Für viele Frauen wurde die FIBO dieses Jahr zum Ort der Angst und Übergriffigkeit — statt zum Safe Space für Fitness und Wellness. Nicht wegen Leggings oder Sport-BHs, sondern wegen Männern, die glauben, Haut sei eine Einladung — und einer Gesellschaft, die Täter schützt und Opfer beschuldigt. Sexuelle Belästigung hat nichts mit Kleidung zu tun. Sie hat mit Macht zu tun. Frauen werden in Jogginghose belästigt, im Hijab, im oversized Pullover — und auch in Sportkleidung, weil sie einfach in Ruhe trainieren oder sich frei bewegen wollen. Trotzdem meinen viele Männer, sie dürften starren, ansprechen, filmen, weil eine Frau „sich ja präsentiert“. Dieser Gedanke ist nicht nur respektlos, sondern tief verankert in einer toxischen Männlichkeit und patriarchalen Strukturen, die Frauen auf Objekte reduziert.Und übrigens: Auch Männer tragen auf der FIBO enge Kleidung, kurze Shorts, Muskelshirts. Aber niemand kommt auf die Idee, sie heimlich zu filmen oder permanent anzubaggern. Weil es nie um Kleidung geht. Es geht um Macht. Und um das tief verankerte Problem, dass viel zu viele Männer glauben, sie könnten sich überall alles nehmen — egal, wie laut das Nein ist.
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