Nach Online-Gerücht: Polnischer Bauer verliert 150 Tonnen Kartoffeln

Die realen Konsequenzen des blinden Vertrauens in große Gruppenchats.

Piotr Gryta Potato Theft
Piotr Gryta, Besitzer des Feldes und der Kartoffeln | © Polsat News

Während Fehlinformationen im Internet auf globaler Ebene bereits ausführlich diskutiert wurden, bleiben lokal begrenzte Informationen meist weitgehend verschont – hier gelten etablierte regionale Nachrichtenmedien weiterhin als wichtigste Informationsquelle.

Doch selbst auf Dorfebene können sich Gerüchte in lokalen Internetgruppen per Facebook, WhatsApp und Telegram mit realen Folgen verbreiten – wie kürzlich der Diebstahl von rund 150 Tonnen Kartoffeln von einem Feld im polnischen Dorf Dąbrowica eindrucksvoll gezeigt hat.

Wie Kartoffeln über Nacht verschwinden können

In Dąbrowica, einer Gemeinde mit rund 650 Einwohnern im Südosten Polens gelegenen Landkreis Leżajsk, verschwanden die erwähnten Kartoffeln am 11. Oktober 2025, nachdem sich das falsche Gerücht verbreitet hatte, man dürfe sie kostenlos mitnehmen. Die Falschmeldung, wonach der Landwirt die Ernte wegen niedriger Marktpreise aufgegeben habe, lockte Dutzende mit Säcken, Anhängern und sogar Traktoren auf das Feld.

Die Kartoffeln gehörten dem Unternehmer Piotr Gryta, Mitbesitzer des Felds und einer nahegelegenen Wodka-Destillerie. Er stellte klar, dass die Ernte erst am 9. Oktober bezahlt und auf das Feld geliefert worden war. Zwar ist noch unklar, wer das Gerücht ursprünglich in Umlauf brachte, doch Gryta äußerte die Hoffnung, dass die Person den Irrtum öffentlich richtigstellen werde, damit seine Kartoffeln baldmöglichst zurückkehren könnten.

Nachdem bekannt wurde, dass die Kartoffeln doch nicht kostenlos waren, begannen einige Dorfbewohner laut Berichten, die gestohlene Ware aus Reue zurückzubringen. Der Unternehmer, der den Sachschaden auf rund 60.000 Złoty (etwa 14.000 Euro) schätzt, erklärte gegenüber Polsat News, die zuerst darüber berichteten, dass er die Staatsanwaltschaft einschalten werde, falls sich die Angelegenheit nicht eigenständig klären ließe.

„Ich hoffe, dass die Leute zur Vernunft kommen, mal darüber nachdenken und dass derjenige, der diese Falschmeldung verfasst hat, sie in irgendeiner Form berichtigt und einen Appell an die Diebe richtet.“ – Piotr Gryta

Warum so viele darauf hereinfielen

Potato Prices Evolution
Die Entwicklung der Kartoffelpreise pro Kilo über einen Zeitraum von zehn Jahren | © TradingEconomics

Die Glaubwürdigkeit des Gerüchts lässt sich wohl sowohl durch aktuelle landwirtschaftliche Bedingungen als auch durch soziale Dynamiken in den Medien erklären. Angesichts der Post-Covid-Inflation führten die EU und mehrere Mitgliedstaaten Maßnahmen ein, um Lebensmittelpreise zu senken. Zusammen mit dem großen Binnenmarkt der Union sowie möglichen künftigen Handelsbeziehungen zu den landwirtschaftlich starken Regionen MERCOSUR und Ukraine übte dies Druck auf die Lebensmittelpreise im Verhältnis zum Einkommen aus.

Zwar profitieren die meisten Verbraucher von niedrigeren Preisen, doch Landwirte müssen entweder sinkende Einnahmen hinnehmen oder sind gezwungen, von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln auf profitablere, aber arbeitsintensivere Anbauprodukte umzusteigen. Viele Betriebe in Europa setzen stattdessen auf lokale Zugangs- oder „Selbstpflück“-Modelle, um gestiegene Arbeitskosten zu senken. Diese sind in der Landwirtschaft jüngst vor allem durch eine strengere Einwanderungspolitik und den dementsprechenden Mangel an Saisonarbeitskräften entstanden.

Zudem verstärken digitale Kommunikationsmuster die Glaubwürdigkeit solcher Gerüchte durch Geschwindigkeit und soziale Bestätigung. Studien zeigen, dass die Fear of Missing Out (FoMO) und Mechanismen sozialer Rückversicherung Menschen dazu bringen, unbestätigten Informationen in Online-Gruppen zu glauben – besonders dann, wenn viele Bekannte scheinbar mitmachen und die vermeintliche Gelegenheit nur kurz verfügbar wirkt.

Doch was ist eure Meinung? Gibt es Wege, auch kleine Communities widerstandsfähiger gegen Online-Fehlinformationen zu machen? Oder war dies einfach ein unglücklicher Zufall? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Adrian Gerlach

Adrian ist fasziniert von Games aller Alters- und Qualitätsklassen. Zeitmangel bereitet ihm diese Interessensvielfalt trotzdem nicht; man kann ja im Schlaf weiter träumen....