Shurjoka will Facebook vor den internationalen Gerichtshof zerren, weil ihre Reichweite beschränkt werde

Shurjoka ist der Meinung, dass ihre Reichweite eingeschränkt wurde, weil Meta Pro-Palästina-Inhalte zensiert.

Shurjoka vs Facebook
Shurjoka ist unbegreiflich, was an dem offensichtlich manipulierten Bild gefaked sein soll. | © Twitter / Twitch

Im Zuge zweier Videos auf Instagram stellt Shurjoka die Behauptung auf, dass Meta ihre Reichweite einschränken würde, um pro-palästinensische Inhalte zu zensieren, doch die Kritiker gehen stark davon aus, dass Metas Schritt berechtigt ist.

Die vielen Kämpfe der Shurjoka

Früher zockte sie Elden Ring, ARK: Survival Evolved oder Anno – heute legt sie sich mit allem an, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Im Laufe ihres Internet-Daseins – denn Influencerin will sie nach eigenen Angaben ja nicht mehr sein – hat sich Shurjoka schon so einige Gegner gesucht: KuchenTV, Tobias Huch, MontanaBlack, Gronkh und HandOfBlood sind dabei nur einige der bekannteren Namen. Ein neuer Gegner, der sich nun in diese Liste einreiht, ist eine multinationale Milliardenfirma und Stress bekommt dieser mit der Streamerin, weil er – angeblich – ihre Reichweite einschränkt.

Doch haben Meta und Tochtergesellschaft Facebook es tatsächlich auf Shurjoka und ihren Einsatz für Palästina abgesehen, so wie sie das behauptet, oder steckt dahinter etwas ganz anderes?

Reichweite eingeschränkt

Vor einigen Tagen teilte Pia Scholz (so Shurjoka bürgerlich) in ihrer Instagramstory ein Bild. Auf dem Bild zu sehen: Eine Flotte mit zahlreichen Schiffen unterschiedlichster Größe, angefangen bei kleinen Kuttern bis hin zu ausgewachsenen Tankern, die teilweise regelrecht übersäht mit Fahnen und Flaggen Palästinas sind. Der dazugehörige Beitrag spricht von der “Flotte der Standhaftigkeit”, die sich auf den Weg mache, um Solidarität für Palästina zu bekunden und auf die Zustände im Gazastreifen aufmerksam zu machen.

Unterlegt hat Shurjoka das Bild dann noch mit einem Lied von Macklemore, wohlwissend, dass sie bereits vor einiger Zeit dafür kritisiert wurde, ein Video des amerikanischen Musikers im Stream gezeigt zu haben, welches antisemitische Inhalte reproduzieren soll.

Shurjoka Insta Story
In Shurjokas Beitrag fehlt der Hinweis auf die Bildmanipulation gänzlich. | © Shurjoka / Instagram

Instagram reagierte auf den Post, indem es Shurjokas Reichweite in Bezug auf diesen Beitrag einschränkte, was dieser natürlich so gar nicht passte und in zwei Videos entsprechend ihrem Frust Luft machte.

Instagram zensiert jetzt übrigens die Instastorys, die man zu der Freedom Flotilla macht”, sagt sie und präsentiert dazu eine Benachrichtigung, welche sie laut eigenen Aussagen von Instagram erhalten haben soll, “dass meine Reichweite eingeschränkt wurde, wegen angeblichen Fakenews, weil ich einen Beitrag gepostet habe zur Freedom Flotilla, der darauf hinweist, wie viele Schiffe gerade ins Mittelmeer stechen, um die Siege [Anm. der Redaktion: englisch für “Belagerung”] von Israel in Gaza zu brechen”.

Shurjoka will Meta in Den Haag anklagen

Für Shurjoka handelt es sich dabei ganz klar um einen Eingriff Metas in den Konflikt zu Gunsten Israels.

Ist schön zu sehen, auf jeden Fall, dass Meta sich mitschuldig macht und die Frage, die sich da für mich so’n bisschen stellt ist: Kann man eigentlich Meta auch in Den Haag anklagen? Ist nur so ‘ne Frage in den Raum gestellt.

Sie sagt dies mit einem eher hochmütig wirkenden, süffisanten Lächeln, welches sie schon öfter zeigte, wenn sie glaubt, ihrem Gegenüber ein Schnippchen schlagen zu können, da sie sich im Recht sieht und fährt dann damit fort, dass es sich bei dem Beitrag, den sie geteilt hat, um Boote handeln würde, die sich auf den Weg nach Gaza machen würden, begleitet von einem Text diesbezüglich und fordert ihre Zuschauer auf, dass sie sich ja mal selbst über die “angeblichen Fakenews” informieren könnten.

Hierbei betont sie auch besonders, dass sie wenig von Instagrams Angabe halte, dass “externe Faktenchecker” den Post überprüft und entsprechend als Fehlinformation eingestuft haben sollen. Ihr selbst ist unbegreiflich, was diese in ihrem Post gefunden haben sollen und geht von ganz anderen Beweggründen aus:

Es ist so offensichtlich, dass das einfach nur Zensur ist, von jeglichem Widerstand gegenüber dem Genozid in Gaza, der da grade stattfindet und dass auch Social Media Plattformen ganz aktiv versuchen, die Demonstrationen und Proteste gegen Israels Kriegsverbrechen, Genozid, Okkupation – die Liste ist lang – zu zensieren.

Sie fordert ihre Community daher auf, diese Beiträge zu teilen, damit zu interagieren, sie zu liken.

Eben doch Fakenews

Konträr zu ihrer eigenen Aussage, dass Meta den Post zensieren würde, weist sie dann aber gleichzeitig darauf hin, dass der ursprüngliche Post 87.000 Likes hätte und “sie” diesen “nicht eingedämmt” bekämen und es sich nur um den “lächerlichen Versuch” handeln würde, “die Menschen zu silencen”.

Wo dieser letzte Teil schon ein wenig wie die Schwurbelei mancher Zeitgenossen wirkt, die in Bezug auf Verschwörungstheorien davon reden, dass bestimmte Inhalte und Fakten zensiert und aus dem Internet getilgt werden würden, sie diese aber dann gleichzeitig eben doch teilen und posten, glauben User noch einen ganz anderen, wesentlich elementareren Fehler in der Schlussfolgerung Shurjokas gefunden haben.

Offensichtliche (Bild-)Manipulation

So wiesen Kritiker darauf hin, dass sich die Reichweiteneinschränkung durch Meta schlicht und ergreifend auf die Tatsache beziehen könnte, dass das von ihr geteilte Bild mit großer Wahrscheinlichkeit manipuliert wurde oder eventuell sogar von einer KI erstellt ist.

Bilder, die entsprechend manipuliert oder durch künstliche Intelligenz generiert sind, müssen dementsprechend markiert sein, damit es nicht zu Fehlinformationen kommen kann. Ein derartiger Hinweis fehlte allerdings bei dem von Shurjoka geteilten Bild, obwohl die Manipulation mit etwas Erfahrung recht offensichtlich ist, was wahrscheinlich der Grund für die Reichweitenbeschränkung sein könnte.

Die viel zu große Anzahl an Flaggen und teilweise himmelshohen Masten, an welchen sie befestigt sind, sowie die schiere Größe einiger abgebildeter Schiffe, die in keinem der vielen – in keiner Weise zensierten – Berichte so erwähnt werden, sollten ein mehr als offensichtlicher Indikator dafür sein, dass das Bild so nicht die Realität abbildet und es sich dabei insofern also um Fakenews handelt.

Ein weiterer Bärendienst

Ob Shurjoka nicht bewusst war, dass Masten so nicht aussehen und kein Schiff dieser Größenordnung Teil der Flotte ist, ist nicht klar, dass sie spätestens, als sie darauf hingewiesen wurde, von ihrer Kritik hinsichtlich der angeblichen Zensur seitens Meta hätte abweichen sollen jedoch umso mehr.

So erweist Pia der Sache, der sie sich angeblich verschrieben hat, leider erneut einen Bärendienst, weil sie die Maßstäbe, die sie bei ihren Gegnern anlegt – also etwa Wahrheitsgehalt, unverfälschte Informationswiedergabe, Einsicht und eine gesunde Diskussionskultur – selbst nur viel zu selten mit an Tisch bringt.

Wie seht ihr das? Schadet Shurjoka mit ihrer ganz eigenen Form des Aktivismus den Ideen, für die sie nach eigenen Angaben einsteht, ganz gleich ob es sich um linke Politik, Feminismus oder eben ihre Positionierung im Gazakonflikt handelt oder handelt sie auf diese Weise richtig?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....