Simpsons-Autor rechnet mit KI ab: „KI steht für Künstliche Idiotie“

Beim Thema KI hört der Spaß für das Simpsons-Team auf – Springfield bleibt (vorerst) eine menschengeführte Zone.

Simpsons ai
KI? Homer bleibt skeptisch | © 20th Century Fox

Auf dem Internationalen Animationsfilmfestival von Annecy stellten sich Matt Groening, der Schöpfer der „Simpsons”, und seine langjährigen Mitarbeiter einer immer wichtiger werdenden Frage: Könnte künstliche Intelligenz eines Tages die am längsten laufende Zeichentrickserie aller Zeiten steuern?

Ihre Antwort? Ein klares „Nein“ – oder zumindest nicht in nächster Zeit.

„KI wird nie einen Sinn für Humor haben“

Während einer Podiumsdiskussion machte Matt Selman, Autor und ausführender Produzent der „Simpsons”, deutlich, wo die Reise hingeht:

„Die Simpsons werden nicht die erste, sondern die letzte Serie sein, die KI einsetzt.“

Er verriet außerdem, dass es im Team einen Gruppenchat gibt, in dem über die bizarren und oft ungenauen Beschreibungen der Serie durch KI-Tools wie ChatGPT gelacht wird.

„Die KI wird mit Selbstbewusstsein auf diese Episode verweisen, die es gar nicht gibt. Sie wird sich Titel und Gaststars ausdenken und behaupten, dass Schauspieler Leute spielen, die gar nicht aufgetreten sind."

sagte Selman und verwies damit auf die nach wie vor bestehenden Fehler bei KI-generierten Inhalten.

"Die Idee ist sehr faszinierend. Mein Bauchgefühl sagt mir allerdings, dass KI niemals einen Sinn für Humor entwickeln wird. Ich denke, dass wir Menschen deshalb immer gebraucht werden.“

Mit seinem typischen trockenen Witz mischte sich Groening ein: „Nun, KI ist die Abkürzung für künstliche Idiotie.“

Könnte KI jemals die Simpsons steuern?

Da KI-Tools mittlerweile in der Lage sind, Stimmen zu imitieren und Skripte zu erstellen, fragen sich einige Fans, ob „Die Simpsons” ewig laufen könnte – und zwar auch ohne die Originalbesetzung und die Autoren.

Aus technischer Sicht könnte die KI viele der erforderlichen Elemente produzieren und sogar Szenen animieren. Doch die Macher und viele Fans bleiben skeptisch.

In einer kürzlich ausgestrahlten Folge wurde sogar mit dieser Idee gespielt. Unter dem Titel „Barts Geburtstag“ und scherzhaft als „Finale der Simpsons-Serie“ angekündigt, wurde eine fiktive KI namens „Hack-GPT“ damit beauftragt, die letzte Folge der Serie zu schreiben. Die Folge war eine selbstironische Antwort auf die Spekulationen der Fans darüber, wie die Serie enden könnte, und zeigte, dass sich die Macher der Simpsons des Hypes um KI mehr als bewusst sind.

Während einige Fans in der KI eine Möglichkeit sehen, die Serie fortzuführen, wenn wichtige Synchronsprecher in den Ruhestand gehen oder sterben, argumentieren andere, dass die Serie ohne menschliche Autoren und Darsteller ihre Seele verlieren würde.

Deshalb ist eine wachsende Zahl von Fans der Meinung, dass die Serie, die mittlerweile mehr als lange genug läuft, ein würdiges Ende finden sollte, bevor sie jemals auf automatisierte Schreibvorgänge angewiesen ist.

Der wahre Knackpunkt: KI und Animationsabläufe sind nicht kompatibel.

Für die Beschäftigten hinter den Kulissen geht dabei nicht nur um die Moral, sondern auch um die Logistik. David Silverman, der bei „The Simpsons Movie” und vielen klassischen Episoden Regie führte, wies auf die Unvereinbarkeit von KI mit dem komplexen Produktionsprozess der Serie hin.

„Der Animationsproduktionsprozess passt nicht zu KI. Es gibt keine sinnvolle Möglichkeit, sie einzusetzen. Alles, was sie tut, ist Verwirrung stiften.“

sagte er gegenüber Screen Daily.

Dieser Prozess – bestehend aus Drehbuchschreiben, Storyboarding, Charakterdesign, Key-Animation, Zwischenschritten, Kolorierung und Schnitt – ist stark strukturiert und wurde über Jahrzehnte hinweg verfeinert.

Visuelle Inhalte aus KI fehlen oft die nötige Genauigkeit und Einheitlichkeit – besonders bei ikonischen Figuren wie Homer Simpson. Mal sind die Augen aus dem Lot, mal stimmt die Kieferpartie nicht: Von Bild zu Bild kann sich sein Aussehen ungewollt verändern.

Anders als bei menschlichen Animatoren ist es bei KI-Modellen oft nicht möglich, Änderungen präzise vorzunehmen. Für Produktionsteams, die Kontrolle benötigen, stellt dies ein Hindernis dar.

Für professionelle Animatoren bedeutet die Korrektur dieser Fehler mehr Arbeit, statt zu helfen.

Es gibt auch rechtliche Stolpersteine. KI-Kunst- und -Schreibwerkzeuge werden häufig mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert. Dadurch stellt sich die Frage nach dem Besitz von geistigem Eigentum.

Bei einer Serie mit einem so starken Markenimage und einem so breiten Merchandising wie den „Simpsons” könnte die Verwendung von KI-generierten Assets die Produktion eher verlangsamen als beschleunigen – allein schon wegen der erforderlichen rechtlichen Prüfung.

Und schließlich gibt es da noch das wichtigste Element: sinnvolles, durchdachtes Feedback. Animation lebt von kontinuierlichem Austausch und Rückmeldung zwischen echten Menschen.

Autoren feilen an Pointen, Regisseure steuern die emotionale Wirkung, und Animatoren verfeinern den bildlichen Humor – ein Zusammenspiel, das AI leicht aus dem Takt bringen kann. Denn was sie liefert, versteht oft niemand so ganz – nicht einmal sie selbst.

Also die Frage an euch: Simpsons von der KI oder Simpsons abschalten – was wäre das kleinere Übel?

Laura Axtmann

Laura ist ein großer Fan von allem, was mit Fantasy zu tun hat. Seit ihrem ersten rosa DS Lite ist sie leidenschaftliche Nintendo-Anhängerin und begeistert von Franchises wie Zelda, Splatoon und Animal Crossing. Im Rahmen ihres Studiums der Kommunikationswissenschaft und Psychologie verfasste sie ihre Bachelorarbeit über Mediensucht. Ihre Kreativität lebt sie durch digitale Illustration aus....