Online-Casino CEO verliert durch MrBeast-Scam 1,25 Millionen

1,25 Millionen US-Dollar – eingenommen durch Glücksspiel, ausgegeben für eine nicht-existente Kryptowährung

Online Casino Mr beast scam
Wer sich als Veranstalter von Wohltätigkeits-Streams ausgibt, kommt schnell ans große Geld | © Darya Sannikova, James Donaldson, Tima Miroshnichenko

Online-Casinos und Influencer – insbesondere Streamer – verbindet eine symbiotische und nicht selten öffentlich kritisierte Beziehung. Häufig bezahlen erstere hohe Beträge dafür, damit letztere in nervenaufreibenden Livestreams vor ihrem meist minderjährigen Publikum Glücksspiel als spannende Unterhaltungsmöglichkeit präsentieren.

Deutlich seltener kommt es vor, dass die Online-Casinos ihre Finanzen stattdessen für wohltätige Zwecke Streamern zukommen lassen möchten ...nur um sie dann an eine Krypto-Betrugsmasche zu verlieren.

Eine echte Spende

Der Betroffene dieses erfolgreichen Abzock-Versuchs ist der schwedische Unternehmer Erik Bergman. Er ist Gründer eines – hier aus jugendschutzrechtlichen Gründen nicht näher genannten – Online-Casinos, welches von sich selbst behauptet, 100% seiner Einnahmen für wohltätige Zwecke zu spenden; so seien beispielsweise in der Vergangenheit bereits 1,2 Millionen USD an die von Influencer MrBeast beworbene „Team Seas“-Kampagne geflossen.

Der nicht unumstrittene US-Amerikanische Multimillionär hat sich mit Videos und Streams einen Namen gemacht, in denen er aufmerksamkeitserregend hohe Summen oder Projekte für wohltätige Zwecke auf den Weg bringt; aktuell namhaft „Team Water“ – eine von MrBeast ins Leben gerufene Initiative, bei der zu Spenden für bessere Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern aufgerufen wird. Für dieses Projekt konnte er letztens in einem einzigen Livestream über 12 Millionen USD sammeln.

So war es für Erik Bergman nicht völlig überraschend, einen Anruf von dem Influencer zu erhalten, in dessen Zuge er zusicherte, eine Million USD für „Team Water“ zu spenden, wie der echte MrBeast kurz darauf in einem Tweet verkündete. Etwa eine Woche später wurde Bergman dann von der vermeintlichen Nummer des Influencers zu einer Gruppe mit vielen weiteren berühmten Persönlichkeiten hinzugefügt, um dort eine gemeinsame Reise der „Team Water“-Großspender nach Afrika koordinieren zu können. Was der Schwede zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: In Wahrheit waren diese berühmten Persönlichkeiten anonyme Abzocker und die Gruppe eine Krypto-Betrugsmasche.

Ein falsches Angebot

Die WhatsApp-Accounts unter den Namen diverser Unternehmer und Influencer tauschten sich eine Weile über das vorgebliche Ziel aus, um Bergman einzulullen, der sich geehrt fühlte, Teil einer derart exklusiven Gruppe zu sein. Er selber behauptete im Nachhinein, zu diesem Zeitpunkt aufgrund mehrerer Veranstaltungen häufig abgelenkt zu sein.

Dann kam der Betrug: Der vermeintliche „MrBeast“ behauptete, dass Großspender an „Team Water“ für ein weiteres seiner Projekte (implizit ein typisches Wohltätigkeits-Video) eine geheime Chance erhalten sollten, früh in eine neue Kryptowährung zu investieren. Die anderen Accounts erzeugten schauspielerisch eine Atmosphäre der Vertrautheit, Euphorie und des Zeitrdrucks, welche den Unternehmer dazu veranlassten, gemeinsam mit einem Freund zunächst 500.000 USD, dann weitere 750.000 USD zu überweisen.

Als dann jedoch eine dritte Runde angekündigt wurde, bemerkte Bergman erstmals einige Ungereimtheiten – etwa falsche Telefonnummern und gebrochenes Englisch. Ein Anruf beim echten MrBeast brachte dann die bittere Wahrheit ans Licht. Die Gruppe, die Reise, das Investment – nichts davon war real.

Ein unterschätztes Problem

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Die erfolgreichsten Formen von Krypto-Betrugsmaschen waren 2024 High-yield investments (unrealistisch rentable Investitionen, hinter denen in Wirklichkeit Schneeball-Systeme stecken) und Pig butchering scams (Vertrauen einer Person gewinnen, damit sie einem Geld überweist) | © CoinLaw.io

Dass Personen des öffentlichen Lebens heutzutage leicht Opfer von Betrugsmaschen werden können, ist allgemein bekannt – wenn über Social Media Plattformen ständig persönliche Ereignisse publiziert werden (etwa eine große Geldspende), können Fremde leicht vorgeben, Vertraute zu sein (in diesem Fall MrBeast). Das gleiche Phänomen sorgt etwa dafür, dass Influencer besonders anfällig für Heirats- oder Liebesschwindel sind.

Doch auch Privatpersonen bleiben nicht verschont; allein im Jahr 2024 verloren Menschen europaweit laut Chainanalysis.com schätzungsweise 3,95 Milliarden Euro, was unter anderem daran liegt, dass vor allem in Ländern Osteuropas und Südostasiens kriminelle Banden verstärkt auf die Ausnutzung der dezentralen und kaum zurückzuverfolgenden Blockchain-Technologien setzen. Er seit Anfang diesen Jahres gilt die MiCA-Verordnung der EU, um Krypto-Investoren und -Verkäufer besser zu schützen.

Die Dunkelziffer an verlorenen Finanzen dürfte noch deutlich höher sein, da sich viele Betroffene zu sehr für ihren Irrtum schämen, um den Fall zu melden. Bergman hingegen vertraute sich erst Freunden und Familie an und erfuhr von diesen genug Unterstützung, um sich am 29. August 2025 an die Öffentlichkeit zu wenden; in der Hoffnung, sein Fall könne als mahnendes Beispiel dienen.

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Adrian Gerlach

Adrian ist fasziniert von Games aller Alters- und Qualitätsklassen. Zeitmangel bereitet ihm diese Interessensvielfalt trotzdem nicht; man kann ja im Schlaf weiter träumen....