"Wird für seine Taten einstehen müssen": Philippinen wehren sich gegen kriminellen Streamer

Vitalydz TV in Haft
So ganz scheint der Streamer die Tragweite seiner Taten noch nicht realisiert zu haben... | © Richard A. Reyes

In jüngster Vergangenheit wurden IRL-Streamer, die außerhalb ihres Heimatlandes Chaos verursachen und Passanten auf unterschiedlichste Arten und Weisen angehen, um daraus Content zu kreieren, zu einem problematischen Trend.

Die philippinische Regierung wehrt sich nun gegen einen solchen Unruhestifter und könnte damit ein Zeichen für andere Länder setzen, gegen diese Streamer vorzugehen.

Vom erfolgreichen YouTuber zum peinlichen Chaos-Streamer

Vitaly Zdorovetskiy war einst einer der ganz großen auf YouTube. Mit seinen Prankvideos verbuchte er für die damalige Zeit unglaubliche Erfolge, ist in der letzten Zeit aber sowohl karrieretechnisch als auch mit Blick auf seine Moral abgestürzt.

Aktuell hält er sich in den Philippinen auf und versuchte dort mit IRL-Livestreams auf sich aufmerksam zu machen. Diese involvieren meist die Belästigung von Passanten, das Beleidigen von Polizisten und Sicherheitspersonal, so wie Diebstahl.

Klar ist, dass Zdorovetskiy sich hierbei an den Schandtaten anderer, wie etwa dem Extremfall Johnny Somali orientiert, der in Südkorea ebenfalls die Bevölkerung attackiert, Sehenswürdigkeiten entehrt und kürzlich sogar Kinder zu seinen Opfern machte.

Streamern wie diesen und auch ihrem meist sehr kleinen Publikum geht es nicht um qualitativ hochwertige Inhalte, noch nicht einmal um humorvolle Ausnahmesituationen. Sie wollen Chaos anrichten und verstören, nur für ein paar Klicks mehr. Oder wie es ein finnischer Streamer sagte, der mit einem Auto in die Wand eines Ladens krachte: "So viel Unglück wie möglich in der Gesellschaft anrichten".

Im Falle von Zdorovetskiy griff die philippinische Regierung nun aber durch.

Die philippinische Regierung wehrt sich

Nach einem seiner letzten Streams, in dem der amerikanische YouTuber mit russischen Wurzeln einer Frau drohte sie zu überfallen, Hoteleigentum entwendete und einen Polizisten fragte, ob er ihm eine Banane einführen dürfte, wurde er festgenommen.

Bei einer öffentlichen Presseerklärung, bei der Zdorovetskiy in Handschellen vor die Kameras geführt wurde, machte der Innenminister Jonvic Remulla klar, dass man die Situation sehr ernst nehmen würde.

Der Streamer selbst schien in diesem Moment noch gar nicht zu verstehen, welche Bedeutung dies für ihn haben könnte, nahm einem der Beamten während der Übertragung sogar noch die Mütze ab und feixte – wohl auch, weil er glaubte, das Schlimmste, was ihm widerfahren könnte, wäre, dass man ihn zurück nach Amerika abschieben würde.

Tatsächlich hat die philippinische Regierung aber andere Pläne und will Zdorovetskiy den Prozess machen. So ließ sie über Remulla verlautbaren:

Er wird vorerst in der Hafteinrichtung des Einwanderungsbüros in Muntinlupa bleiben, während er hier auf seinen Prozess wartet. Wir werden ihn nicht abschieben. Er wird nach philippinischem Gesetz zur Rechenschaft gezogen werden.

Viele Jahre Haft in einem der schlimmsten Gefängnisse weltweit

Und dies kann einige Zeit dauern, denn die Gerichtsmühlen vor Ort mahlen teilweise so lange, dass Angeklagte jahrelang auf ihren Gerichtsprozess warten müssen und in der Zwischenzeit in Haft verbleiben.

Philippinische Gefängnisse sind dabei nicht unbedingt für ihre luxuriöse Aufmachung bekannt. Zellen sind oftmals bis zu 500% überbelegt und beherbergen in der Regel statt der vorgesehenen 10 Insassen 40 bis 50.

Wegen der Temperaturen vor Ort dringend benötigte Klimaanlagen gibt es meist nur gegen hohe Bestechungssummen und wer sich mit den Vollzugsbeamten und den Mithäftlingen nicht gut stellt, dem wird das Leben hinter Gittern zur Hölle gemacht – besonders, wenn dabei eine Sprachbarriere herrscht, wie im Falle des Streamers.

Wann genau ihm dies alles bewusst wird, werden die kommenden Wochen, Monate oder sogar Jahre zeigen – dass die Philippinen hier ein Vorbild für andere Länder sein könnten, die mit ähnlichen Individuen zu tun haben, ist aber jetzt schon klar.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....