
Alle Michael Bully Herbig-Filme: Vom Schlechtesten zum Besten

Alle Michael Bully Herbig-Filme: Vom Schlechtesten zum Besten
Der Name Michael "Bully" Herbig scheint mit deutscher Comedy und deutschem Kino fast so eng verknüpft, wie Ranger und Abahachi es einst mit dem Marterpfahl des listigen Lurchs waren.
Egal, ob ihr diese Anspielungen nun versteht oder gar keine Ahnung habt, was das bedeuten soll: Hier seid ihr genau richtig, denn diese Liste von EarlyGame begutachtet alle Filme aus dem Hause herbX – vom Schlechtesten bis zum Besten. Wir analysierten, was ihren Charme ausmacht, wieso der Mann dahinter so wichtig für die Filmkultur war und ob auch sein neuestes Werk "Das Kanu des Manitu" dem Eindruck gerecht werden kann, den der Mann dahinter seit Jahren hinterlassen hat.
Und wenn euch vollkommen klar ist, wer Spucki und Kaiserin Lissi sind, dann seid ihr hier erst recht am richtigen Ort und könnt euch mit uns auf eine nostalgische Reise durch ein Stück deutscher Filmgeschichte machen, das viele Höhen, aber doch auch die eine oder andere Tiefe zu verbuchen weiß. | © Warner Bros. Entertainment

Buddy (2013)
Buddy gilt nicht ganz grundlos als der schlechteste Film aus dem Hause herbX. Bullys Versuch einer romantischen Komödie mit einem übersinnlichen Twist scheitert für viele, trotz interessantem Ansatz.
Ein imaginärer Freund, der plötzlich real wird und das Leben eines erfolgreichen, aber emotional leeren Geschäftsmannes aufwirbelt. Obwohl die Grundidee Potenzial hatte, blieb die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück. Weder Humor noch emotionale Tiefe konnten wirklich überzeugen. Die Figuren wirkten oft eindimensional, die Gags gezwungen, und der Film verlor sich zwischen Slapstick und Romantik. Kritiker und viele Zuschauer empfanden Buddy als zu konstruiert – ein seltener Fehltritt für Bully. | © Warner Bros.

Bullyparade – Der Film (2017)
Dieser Film war ein Liebesbrief an Fans der Bullyparade-Fernsehserie, die Herbig mit Christian Tramitz und Rick Kavanian in den 90ern bekannt machte.
Bullyparade – Der Film besteht aus mehreren Episoden – u. a. einem Western, einem Sci-Fi-Abenteuer und einer Märchenparodie, alle gespickt mit Referenzen auf Gags und Sketche von damals. Für langjährige Fans war es ein Fest der Nostalgie, doch außerhalb dieses Kontextes wirkte der Film oft beliebig. Die Episoden schwankten stark in Qualität, manche Witze zündeten hervorragend, andere verliefen im Sande. Der Film hat seine Momente, aber als Gesamtwerk blieb er deutlich hinter den Erwartungen zurück – vor allem im Vergleich zu früheren Kinofilmen Bullys. | © Warner Bros. Entertainment

Lissi und der wilde Kaiser (2007)
Mit Lissi und der wilde Kaiser wagte sich Herbig an sein erstes großes Animationsprojekt. Inspiriert vom Sissi-Mythos und gespickt mit Anspielungen auf die Monarchie, Religion und Popkultur, versprach der Film viel satirisches Potenzial.
Leider konnte er dieses nur teilweise einlösen. Der Animationsstil war für die damalige Zeit solide, aber nicht überragend. Der Versuch, die bereits zuvor gedrehten Sketche, in welchen Bully sich als Sissi verkleidet hatte, in animierter Weise weiterzuspinnen, gelang nur bedingt: Viele Gags wirkten bemüht und weniger pointiert als in Bullys Live-Action-Filmen. Für ein jüngeres Publikum war die Story teilweise zu komplex, für Erwachsene zu albern. Dennoch wurde der Film kommerziell ein Achtungserfolg. | © Constantin Film

Ballon (2018)
Ballon markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Karriere von Bully als Filmemacher: ein ernsthafter, historisch inspirierter Thriller, der die echte Flucht zweier Familien aus der DDR mit einem selbstgebauten Heißluftballon erzählt.
Die spektakuläre Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten, die mit viel Respekt und großem Aufwand inszeniert wurde. Die Spannung ist greifbar, die Ausstattung beeindruckend, und die schauspielerischen Leistungen durchweg überzeugend. Besonders lobenswert ist, dass Herbig hier auf seinen typischen Humor verzichtete und sich ganz dem Drama widmete. Ballon wurde auch international gelobt und bewies eindrucksvoll, dass Herbig nicht nur Comedy kann, sondern auch als Regisseur ernsthafter Filme zu glänzen weiß. | © Studio Canal GmbH

Tausend Zeilen (2022)
Mit Tausend Zeilen nahm sich Bully Herbig erneut ein reales Medienthema vor – den Fälschungsskandal rund um den Spiegel-Journalisten Claas Relotius, der im Film in leicht verfremdeter Weise dargestellt wurde.
Der Ton ist deutlich ernster als bei früheren Projekten, obwohl der Film auch satirische Züge trägt. Die Geschichte ist interessant und gesellschaftlich relevant, die Umsetzung jedoch eher konventionell. Kritiker lobten die Schauspieler – allen voran Elyas M’Barek und Jonas Nay – sowie den Mut, den Bully mit diesem Genrewechsel zeigte. Leider fehlte dem Film dennoch ein wenig Tiefe und echte medienkritische Schärfe. Trotz allem ist Tausend Zeilen ein ambitionierter und sehenswerter Film, der zeigt, dass Herbig auch Drama kann. | © Warner Bros. Entertainment

(T)Raumschiff Surprise – Periode 1 (2004)
Dieser Science-Fiction-Klamauk hat sich tief ins popkulturelle Gedächtnis Deutschlands eingebrannt.
Mit einem Mix aus Star Trek-Parodie, Star Wars-Referenzen, queeren Charakteren und urbayrischem Humor war (T)Raumschiff Surprise herrlich absurd und überraschend kreativ. Obwohl der Film nicht jedermanns Geschmack trifft, war er ein riesiger Kinoerfolg und brachte zahlreiche kultige Zitate – und eine Käsesahne bei McDonald's – hervor. Die visuelle Qualität war für eine deutsche Komödie ihrer Zeit beachtlich, und der Humor traf insbesondere bei der jungen Zielgruppe einen Nerv, auch wenn ihm damals wie heute ein teils zu plumper Umgang mit Klischees vorgeworfen wurde. | © herbX film

Der Schuh des Manitu (2001)
Der klare Spitzenreiter ist der Film, mit dem die meisten Deutschen Bully für alle Zeiten verbinden werden: Der Schuh des Manitu.
Herbigs größter Kinoerfolg und vermutlich sein bekanntestes Werk ist eine Parodie auf Karl-May-Western und kombinierte schräge Figuren, brillante Situationskomik und massentauglichen Humor. „Abahachi“, „Ranger“, „Winnetouch“ – die Namen allein reichen, um ein Schmunzeln hervorzurufen und viele Witze werden heute noch überall zitiert.
Der Film war stilprägend für das deutsche Comedy-Kino der 2000er, zementierte Bullys Status als Star-Regisseur und löste einen wahren Hype aus. Trotz mancher Albernheiten und der Tatsache, dass ein ganz großer Teil der Witze grauenhaft schlecht gealtert ist, ist Der Schuh des Manitu handwerklich gut gemacht, durchweg unterhaltsam und ein Stück deutscher Filmgeschichte. | © herbX film

Das Kanu des Manitu (2025)
Wo aber sollte man in dieser Liste nun die Western-Fortsetzung Das Kanu des Manitu positionieren?
Für eine klare Einordnung in Hinblick auf das deutsche Kinopublikum und die Wirkung, die das neue Abenteuer von Ranger und Abachi auf die hiesige Filmwelt haben könnte, ist es definitiv noch zu früh – dennoch gibt es erste (recht unterschiedliche) Stimmen, die ein erstes Gefühl dafür geben, ob herbX damit in die ewigen Jagdgründe eingeht oder nicht.
So wird zwar immer wieder betont, dass gerade Nostalgie-Liebhaber und Fans des alten Bullyparade-Humors bestens auf ihre Kosten kommen, jene, die frische, neue Gags erwarten, die auch einen subversiven Blick auf den aktuellen Zeitgeist werfen, allerdings eher enttäuscht werden dürften.
Die Rede ist von altbekannten Witzen ohne nennenswerte Innovation und einen absoluten Stillstand in Sachen Political Correctness, aber eben auch genau die Art seichter Unterhaltung, die es manchmal braucht, um einen entspannten, angenehmen Abend zu verbringen, der ganz ohne Überraschungen auskommt. | © herbX film

Deutsche Klassiker, die man heute nicht mehr schauen kann Das Kanu des Manitu
Nun sind mit Blick auf den Zeitgeist nicht nur Der Schuh und Das Kanu des Manitu ein wenig in die Jahre gekommen. Es gibt auch jede Menge andere Filme, die man heute wohl nicht mehr so machen würde, wie man sie damals gemacht hat – und das ist auch gut so.
Nicht jeder Witz, der damals ein Brüller war, zieht heute noch. Nicht jedes Rollenbild, das damals gang und gäbe war, sollte heute noch so vertreten werden. Darum werfen wir einen Blick auf deutsche Klassiker, die man heute nicht mehr guten Gewissens schauen kann.
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