Musik wird häufig als „der schnellste Weg ins Herz der Menschen“ bezeichnet – und Werbeunternehmen haben bereits vor vielen Jahrzehnten erkannt, dass das Herz der Menschen auch in nicht unerheblichem Maße über den Umgang mit deren Geldbörse entscheidet.
So sind kurze, einprägsame Jingles oder die Verwendung von existierenden, wiedererkennbaren Liedern häufig verwendete Mittel, um eigene Produkte und Dienstleistungen aus der Masse hervorstechen zu lassen.
Doch gelegentlich machen sich Unternehmen auch die Mühe, existierende Kompositionen zu Werbezwecken für den deutschen Markt gänzlich umschreiben zu lassen. Wir von EarlyGame möchten in dieser Liste die 10 besten und erinnerungswürdigsten Ergebnisse genau dieser Marketingstrategie vorstellen.
Als die Gruppe Der Tourist 2013 zum ersten Mal den Song Supergeil mit dem Spandauer Label Starlight Musik veröffentlichte, war direkt klar, dass es sich hierbei um etwas ganz Besonderes handeln musste. Die schiere Absurdität eines Friedrich Liechtenstein, der mit seiner tiefen, rauchigen Stimme zu ruhiger Elektropop-Musik sarkastisch verkündet, was er denn während eines einsamen, nass-kalt-verschneiten Regentags in Berlin so alles „supergeil“ findet, ist schlichtweg eindrucksvoll. Dementsprechend ist es kaum verwunderlich, dass die für Edeka 2014 umgetextete Version, in der Liechtenstein eine Lobeshymne auf die Lebensmittel der Supermarkt-Kette trällert, immer noch regelmäßig freiwillige neue Hörer findet. | © Edeka-Gruppe
Der gelernte Fremdsprachenkorrospondent Kazim Akboga war bereits 2013 als Werbetexter mit der Branche vertraut, in der er später mithilfe seines 2014 erstveröffentlichten Titel Is mir egal seinen größten Erfolg feiern sollte. Das Lyrische Ich äußert hierbei Apathie angesichts seiner sich verschlechternden Lebensumstände („Keine Geld, ist mir egal; zweite Mahnung, ist mir egal“). Damit waren bereits inhaltliche Ähnlichkeiten zu der Version vorhanden, welche Akboga Dezember 2015 in einer Werbekampagne für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) vertonte. Die Neufassung beschreibt den Alltag als Fahrkartenkontrolleur und Busfahrer („Keine Ticket, is nich egal“). | © Berliner Verkehrsbetriebe
Als die britische Rockband Queen 1977 mit ihrem extra fürs Mitstampfen und -klatschen konzipierten Song We Will Rock You einen Mega-Hit landete, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass die Melodie rund 30 Jahre später von einer deutschen Baumarkt-Kette lizenziert werden würde. In letzterer Version kommen viele verschiedene Sänger zu Wort, welche dem Zuhörer eindringlich nahelegen, von der Beratungskompetenz und Kundenorientierung der Obi-Mitarbeiter Gebrauch zu machen. Die Spots waren so erfolgreich, dass das Unternehmen erst viele Jahre später überhaupt wieder neue Werbeansätze in Betracht zog. | © Obi Group
Auch wenn online das Gerücht kursiert, dass es bereits zu Saturns bekanntem Werbeslogan „Geiz ist geil“ einen Werbesong gab, in dem die – zugegebenermaßen ohnehin recht simplen – Textzeilen des österreichischen Hits Live is Life von 1984 angepasst wurden, finden sich heute vor allem Aufzeichnungen der Kampagne anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Elektro-Einzelhändlers im Jahr 2011. Hier wurde der ursprüngliche Slogan in der leicht abgeänderten Version „Geil ist geil!“ wieder aufgenommen und passend zur Melodie von Live is Life in TV-Werbungen von lebenden Elektrogeräten vorgesungen. | © JD.com
Es ist eigentlich schon etwas ironisch, dass der klar gegen große Unternehmen gerichtete Comedy-Hip-Hop-Song Like A Boss – veröffentlicht 2008 von der Gruppe The Lonely Island – im Jahr 2019 selbst Teil der Marketingkampagne eines der weltweit größten Technologieunternehmen wurde. Anstatt wie im Original um das überhöhte Selbstbewusstsein eines pedantischen und sexistischen Vorgesetzten geht es in den Like A Bosch-Spots meist um junge Männer, welche – selbstverständlich nur dank den Heimtechnologie-Lösungen der Robert Bosch GmbH – souverän ihren Alltag meistern. | © Robert Bosch GmbH
Der 1981er Schlager Ich mag von Volker Lechtenbrink und Michael Reinecke (später auch adaptiert von Rulf Zockowski) sticht im Vergleich zu anderen Liedern in dem Genre dadurch hervor, dass nicht nur von einer großen Liebe geschwärmt, sondern eine Vielzahl an Alltagsfreuden besungen wird. Kurze Zeit später vertonte Lechtenbrink das Lied als Teil eines Werbeabkommens mit Nestlé neu, diesmal allerdings in einer Fassung, welche Momente aus der Herstellung und Anwendung von Caro-Ersatzkaffee zelebritiert. | © Nestlé S.A.
Es ist ehrlich gesagt furchtbar, wie catchy die 2022 von Marketingagentur Grey umgetextete Version des 2007er amerikanischen Rap-Songs Low ist. Anstatt sich – wie das Original – in Fantasien über eine gutaussehende Tänzerin in einem Club zu ergehen, behandelt Der Preis ist Wow den deutlich weniger attraktiven Akt des zielgruppenübergreifenden Preisvergleichs, indem etwa der Vers, in dem es ursprünglich um tief sitzende Jeans geht, nun den tief angelegten Preisen auf der Vergleichsplattform gewidmet wird. | © Idealo Internet GmbH
Johann Strauss hätte wohl eher nicht zugestimmt, dass sein 1848er Armeemarsch zu Ehren von Feldmarschall Joseph Radetzky mal verwendet werden würde, um die Maismischungen von einem ausgerechnet französischen Hersteller zu bewerben. Anstatt patriotische Begeisterung für das habsburgische Heer auszudrücken, wurde in der Zeichentrick-Reklame auch vielmehr der angebliche Siegeszug der Gemüsekonserven durch die Häuser der Kunden gefeiert – die von Kinderstimmen gesungenen Versprechen wie „Der Mais kommt an!“ wirken da fast schon bedrohlich. | © Bonduelle S.A.
Der Instantkaffe Nescafé galt lange Zeit als wertvollste Marke der Schweiz und war quasi das Vorzeigeprodukt von Nahrungsmittelhersteller Nestlé. Als das Unternehmen dann im Jahr 1986 ausgerechnet den 1982er Chicago-Song Hard to say I'm sorry lizenzierte, wollte es damit nicht etwa auf seine ausstehenden Entschuldigen für diverse Umweltvergehen und Menschenrechtsverletzungen anspielen. Stattdessen wurde das Lied mit Ich bin so frei zu einer Hymne der Spontanität und Auswahlmöglichkeit umgedichtet – also vielleicht höchstens eine Anspielung auf die eigene Steuervermeidung. | © Nestlé S.A.
Und zu guter Letzt auf dieser Liste die wohl bekannteste Umdichtung eines existierenden Songs für deutsche Werbezwecke: Ging es in Close to You, veröffentlicht von Robin Beck im Jahr 1994, noch darum, wie die Erinnerung an Geliebte auch dann noch nachwirken kann, wenn jene nicht mehr erreichbar sind, erhoffte sich McDonald's von ihrer Umdichtung zu Einfach gut... wohl eine Nachwirkung anderer Art. Also, von Diabetes Typ 2 einmal abgesehen. Vielmehr sollte Kindern das Gefühl vermittelt werden, dass es sich lohnt, die Mühen des Alltags – vom Friseur bis zur Schule – zu ertragen, da bei der Fast-Food-Kette ja stets ein Lächeln sowie eine Menge hochkalorisch-vitaminarmer Frittierspeisen auf sie warten würde. | © McDonald's Corporation
Wer nach dieser Liste immer noch nicht genug von Markenbotschaften mit Ohrwurmpotenzial hat, dem sei gesagt: Unser Angebot ist noch längst nicht erschöpft!
So könnte es gut sein, dass eventuell eine der 20 nostalgischsten deutschen Werbungen der 2000er längst vergessen geglaubte Werbejingles wieder im Gedächtnis ertönen lässt. | © Oetker-Gruppe
Gelegentlich machen sich Unternehmen die Mühe, existierende Kompositionen zu Werbezwecken für den deutschen Markt gänzlich umschreiben zu lassen. Wir von EarlyGame möchten in dieser Liste die 10 besten und erinnerungswürdigsten Ergebnisse genau dieser Marketingstrategie vorstellen.
