Der Schöpfer von Squid Game, Hwang Dong-hyuk, verrät, wie die mutigen, performativen Milliardäre von heute – wie etwa Elon Musk – die maskierten VIPs der Show widerspiegeln.

Als Squid Game 2021 erstmals ausgestrahlt wurde, wurde die Serie schnell zu einem weltweiten Phänomen – nicht nur wegen ihrer brutalen, dystopischen Handlung, sondern auch wegen ihrer scharfen Kritik an wirtschaftlicher Ungleichheit und der unkontrollierten Macht der Superreichen. Mit der Weiterentwicklung der Serie entwickelten sich auch ihre Bösewichte – insbesondere die geheimnisvollen „VIPs“ – eine verschleierte Gruppe von Ultrareichen, die die tödlichen Spiele allein zur Unterhaltung finanzieren. Nach dem Abschluss der dritten Staffel hat Squid Game-Schöpfer Hwang Dong-hyuk nun die realen Vorbilder für diese Figuren enthüllt. Ein Name sticht dabei besonders hervor: Elon Musk.
Vom Reichtum zur sadistischen Unterhaltung: Der Aufstieg der VIPs
In der ersten Staffel werden die VIPs als groteske Karikaturen der Ultrareichen eingeführt. Hinter kunstvollen Masken und in Anonymität gehüllt, reisen sie aus aller Welt an, um verzweifelte Teilnehmer beim Kampf auf Leben und Tod zu beobachten – nur zur Belustigung. Ihre Dialoge sind von Gleichgültigkeit und Grausamkeit durchzogen, ihre Anwesenheit sendet eine erschreckende Botschaft: So sieht Macht aus, wenn sie jegliches Mitgefühl verloren hat.
In der dritten Staffel schlägt die Serie einen noch düstereren Ton an. Einige VIPs geben sich nicht mehr damit zufrieden, Zuschauer in einem goldenen Salon zu sein – sie mischen sich als maskierte Wärter selbst ins Spielgeschehen ein und eliminieren Spieler eigenhändig. Diese Entwicklung ist symbolisch – ein Wechsel von passiven Voyeuren zu aktiven Tätern. Laut Hwang spiegelt das wider, wie reale Eliten heutzutage nicht mehr aus dem Schatten agieren, sondern sich zunehmend selbst ins Rampenlicht stellen wollen.
Hwang Dong-hyuk: Der Mann hinter der Maske
In einem Interview mit dem Time Magazine sprach Hwang über seine Beobachtungen zur heutigen Elite und deren Einfluss auf die Squid Game-Handlung. „Früher hielten sich die Mächtigen im Hintergrund – wie eine unsichtbare Hand. Heute, besonders in den USA, nehmen sie die Maske ab und sagen: ‚Wir sind die, die alles kontrollieren‘“, erklärte er.
Er sprach gezielt Tech-Milliardäre an, die nicht nur finanzielle Macht besitzen, sondern auch zunehmend Politik, Medien und Kultur beeinflussen. Elon Musk rückte dabei besonders in seinen Fokus.
„Elon Musk ist heutzutage überall“, sagte Hwang. „Er leitet nicht nur ein riesiges Tech-Unternehmen, das fast die Welt kontrolliert, sondern ist auch ein Showman. Nachdem ich die dritte Staffel geschrieben hatte, wurde mir klar: Einige der VIPs erinnern tatsächlich an ihn.“

Elon Musk: Der echte VIP?
Auch wenn keine Squid Game-Figur direkt auf einer realen Person basiert, lassen sich die Parallelen zwischen Musk und den fiktiven VIPs kaum übersehen. Musk gehört zu den reichsten Menschen der Welt, steht an der Spitze mehrerer prominenter Unternehmen – Tesla, SpaceX, X (ehemals Twitter) – und ist ein kultureller Reizfaktor. Er ist bekannt für provokante Aussagen, medienwirksame Aktionen und eine Persona, die zwischen genialem Innovator und chaotischem Showman schwankt.
Er unterstützt offen politische Kandidaten, beeinflusst mit einem einzigen Tweet globale Märkte und stilisiert sich als Visionär, der die Menschheit zum Mars führen will – während er gleichzeitig Tausende entlässt, Gewerkschaften bekämpft und wegen angeblich toxischer Arbeitsbedingungen in der Kritik steht. Diese Ambivalenz – Retter und Zerstörer zugleich – erinnert stark an die verzerrte Logik der VIPs in Squid Game, die ihr Handeln mit einem verdrehten Sinn für Leistungsgerechtigkeit und Unterhaltung rechtfertigen.
Milliardäre ohne Grenzen
Hwangs Kritik beschränkt sich nicht auf Musk. Er hat auch frühere Parallelen zwischen den VIPs und Ex-US-Präsident Donald Trump gezogen, insbesondere hinsichtlich Selbstinszenierung, geldgetriebener Macht und Konsequenzlosigkeit. Die übergeordnete Botschaft ist klar: Die modernen Oligarchen verstecken sich nicht mehr. Sie bauen Marken auf, präsentieren sich öffentlich – und laden uns ein, zuzuschauen.
In Squid Game tragen die VIPs Masken. In der realen Welt tragen heutige Milliardäre Markenlogos.
Eines der aufschlussreichsten Details über die VIPs ist ihre Liebe zum Spektakel. Sie kontrollieren nicht nur das Spiel – sie müssen auch unterhalten werden. Diese Fixierung auf Leistung spiegelt Musks eigenen Hang zum Drama wider. Ob es darum geht, einen Tesla Roadster ins All zu schießen, das Logo einer großen Social-Media-Plattform über Nacht zu ändern oder an polarisierenden Interviews teilzunehmen. Musk scheut das Rampenlicht nicht, er kultiviert es.
Diese performative Kontrolle – die Vorstellung, dass Macht sowohl sichtbar als auch spürbar sein muss – ist der Kern von Musks öffentlichem Auftreten und der verdrehten Moral der VIPs. Es reicht nicht, mächtig zu sein. Man muss auch als mächtig wahrgenommen werden.
Ein Spiegel, kein Porträt
Ist Elon Musk der VIP aus Squid Game? Nicht direkt. Aber wie Hwang Dong-hyuk deutlich gemacht hat: Musk verkörpert die Eigenschaften, die zur Erschaffung dieser Bösewichte inspirierten. Enormer Reichtum, übergroßer Einfluss und ein Hunger nach Aufmerksamkeit – selbst in den dunkelsten Spektakeln.
Letztlich geht es bei den VIPs nicht um eine einzige Person. Es geht um ein System, in dem Macht nicht mehr versteckt, sondern offen zelebriert wird – wo Realität und Unterhaltung verschwimmen und die Reichen nicht nur zusehen, sondern die Regeln machen.
Squid Game zwingt uns dazu, die Grausamkeit sozialer Ungleichheit zu erkennen – und stellt uns zugleich eine verstörende Frage: Wenn die Maske fällt, erkennen wir dann das Gesicht?