Die Stimme hinter zwei der beliebtesten Zeichentrickfiguren der 1980er Jahre gehörte einem Kinderstar, dessen Leben tragisch endete.

Für viele, die in den 80ern aufgewachsen sind, waren Filme wie „In einem Land vor unserer Zeit“ und „Charlie – Alle Hunde kommen in den Himmel“ mehr als nur Zeichentrickfilme – sie waren emotionale Wegmarken ihrer Kindheit. Kaum jemand wusste jedoch, dass das kleine Mädchen hinter zwei der beliebtesten Figuren jener Zeit – Ducky und Anne-Marie – in einem realen Albtraum lebte, der in eine der tragischsten Geschichten Hollywoods mündete.
Ein aufgehender Stern – und ein Leben in Gefahr
Judith Barsi war ein außergewöhnlich begabtes Kind, das mit fünf Jahren entdeckt und sofort in eine Schauspielkarriere katapultiert wurde, von der viele Erwachsene nur träumen konnten. Sie trat in über 70 Werbespots auf, spielte in diversen Serien und Filmen wie „Der weiße Hai – Die Abrechnung“. Berühmt wurde sie aber durch ihre Synchronrollen: als Dino-Mädchen Ducky in „In einem Land vor unserer Zeit“ und als Waisenmädchen Anne-Marie in „Alle Hunde kommen in den Himmel“.
Doch abseits des Mikrofons litt Judith. Ihr Vater József Barsi war ein schwer gestörter Mann – ein gewalttätiger Alkoholiker, der mit Judiths wachsender Bekanntheit und dem damit verbundenen Einkommen immer unberechenbarer wurde. Er bedrohte wiederholt seine Frau Maria und Judith, hielt seiner Tochter einmal sogar ein Messer an den Hals. Es gab Meldungen über häusliche Gewalt, eine Kinderpsychologin stufte die Situation als gefährlich ein – doch es wurden keine Schutzmaßnahmen ergriffen. Maria zögerte, endgültig zu fliehen – aus Angst, das von Judiths Gagen bezahlte Haus zu verlieren. Judith zerbrach unter dem Druck: Sie riss sich die Wimpern aus, nahm stark zu und zeigte Symptome tiefster seelischer Not. „Ich habe Angst, nach Hause zu gehen“, sagte sie Freunden. „Mein Papa ist jeden Tag betrunken, und ich weiß, dass er meine Mutter umbringen will.“
Der Mord, der Hollywood erschütterte
Am 27. Juli 1988 wurde Judiths Angst bittere Realität: József tötete sowohl Judith als auch Maria im gemeinsamen Haus in Los Angeles, übergoss die Leichen mit Benzin, zündete das Haus an und erschoss sich anschließend in der Garage. Judith war gerade einmal zehn Jahre alt. „In einem Land vor unserer Zeit“ und „Alle Hunde kommen in den Himmel“ erschienen erst nach ihrem Tod. Beide Filme tragen die Schwere dieser Tragödie in sich – besonders „Alle Hunde kommen in den Himmel“, dessen Szenen auf beklemmende Weise prophetisch wirken. In einer Szene singt Anne-Marie das Lied „Soon You’ll Come Home“ – ein Wiegenlied über Sehnsucht und Verlust. Judith versuchte, das Lied selbst einzusingen, doch sie brach jedes Mal in Tränen aus und konnte die Aufnahme nie beenden. Schließlich musste eine professionelle Sängerin den Song übernehmen.
Der traurigste Abschied
Der wohl herzzerreißendste Moment folgt am Ende des Films – ein stiller, emotionaler Abschied zwischen Anne-Marie und dem Hund Charlie, gesprochen von Burt Reynolds. Laut Aussagen aus dem Produktionsteam hatte Judith ihre Sätze bereits eingesprochen. Als Reynolds später seinen Part aufnahm, war Judith bereits tot. Was wir in dieser Szene hören, ist nicht nur Charlies Abschied von Anne-Marie – es ist Burt Reynolds’ Versuch, sich von einem kleinen Mädchen zu verabschieden, das nie erwachsen werden durfte. Wenn man genau hinhört, hört man, wie seine Stimme bricht. Der Abspannsong „Love Survives“ wurde Judith gewidmet.
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Regisseur Don Bluth beschrieb Judith als seltenes Ausnahmetalent – ein Kind, das emotionale Nuancen ausdrücken konnte, wie es selbst Erwachsene kaum vermochten. Er hatte geplant, sie regelmäßig in seinen Filmen einzusetzen. Stattdessen wurde sie zum Symbol – für ungenutztes Potenzial und für ein System, das wegsah, als es am dringendsten gebraucht wurde. Im Jahr 2004 sammelten Fans Geld für Judiths Grabstein. Darauf steht: „Unser Betonengel – Yep! Yep! Yep!“ – eine Hommage an ihren berühmtesten Satz und ein stilles Andenken an das Kind, das die Welt nicht retten konnte.