Ein Schritt in die Zukunft... oder ins Verderben, je nach Ansichtsweise.

Nur wenige Unternehmen haben die Kreativbranche in letzter Zeit so nachhaltig verändert wie OpenAI. Namhafte Produkte wie ChatGPT haben dazu beigetragen, generative KI im Alltag zu popularisieren und – mindestens ebenso relevant – „künstliche Intelligenz“ zu dem Investoren-Schlagwort schlechthin zu machen.
Seit der Veröffentlichung des berühmten Sprachmodells hat das Unternehmen kontinuierlich weitere KI-Tools herausgebracht, darunter Bildgenerator DALL-E und Videogenerator Sora – und das trotz jährlicher Nettoverluste in Milliardenhöhe, Kontroversen um führende Persönlichkeiten und Rechtsstreitigkeiten wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen. Im nächsten Schritt sollen diese Bemühungen scheinbar in der Veröffentlichung eines vollwertigen, KI-generierten Films im Jahr 2026 gipfeln.
Anfänge von Critterz
Erste Hinweise auf die Entstehung ein solchen Projekt gab es bereits 2023, als OpenAI ein Video mit dem Titel „匚尺丨ㄒㄒ乇尺乙 -- An animated short created with AI“ veröffentlichtem mit dem Bildgenerierungsmodell Dall-E 2 beworben werden sollte. Ein Kreativspezialist des Unternehmens, Chad Nelson, nutzte die Software, um das Design der titelgebenden Fantasy-Waldkreaturen zu generieren. Diese „Critterz“ wurden dann von der Kreativagentur und Produktionsfirma Native Foreign animiert. Das Ganze stieß bei ersten Zuschauern auf eine gemischte Resonanz:
„Stimmungsvoll und wunderschön, aber man hat den Eindruck, dass die Figuren sich wirklich nur minimal bewegen. Leute wie wir, die noch mit herkömmlichen Methoden animieren, können höchstwahrscheinlich nicht so schnell ersetzt werden.“
In dem Kurzfilm von 2023 wurden nur die Designs KI-generiert. Nach weiteren technologischen Fortschritten beschloss OpenAI jedoch, die Fähigkeiten des hauseigenen Tools Sora hervorzuheben, indem dieses im Februar 2025 eine „remasterte“ Fassung des Videos komplett selbst generierte – etwas, das mit Konkurrenzprodukten freilich auch schon möglich war. Auch diese Version stieß erneut auf eher gemischte Resonanz, wie den Kommentaren darunter zu entnehmen ist:
„Ich denke, ein Video, das zeigt, wie Sie das alles hier erstellt haben, wäre deutlich nützlicher gewesen als der fertige Kurzfilm. Ich selbst zahle für das Pro-Abonnement von Sora, aber bei mir wird immer nur Müll generiert [...].“
Ungeachtet dieser Kritik tauchten am 7. September 2025 erste Berichte auf, dass OpenAI nun anscheinend dieselben Generierungstools verwenden wolle, einen abendfüllenden Zeichentrickfilm basierend auf dem Kurzfilm erstellen zu lassen. An dem Projekt sind Berichten zufolge offenbar erneut Native Foreign sowie das britische Studio Vertigo Film beteiligt.
Details von Critterz
Die von einigen Kommentatoren verwendete Bezeichung als „erster KI-generierter Kinoilm“ ist jedoch etwas irreführend: Zwar wäre der geplante Kinostart (rechtzeitig zu den Filmfestspielen von Cannes 2026) mit einer herkömmlichen Animation nur schwer zu erreichen, doch abgesehen von den visuellen Elementen werden weiterhin primär menschliche Künstler an der Entwicklung beteiligt sein.
Für das Skript werden so etwa die Autoren von Paddington in Peru (2024) verantwortlich sein, obwohl die Verwertung KI-generierter Geschichten inzwischen auch keine Neuerung mehr wäre. Die Synchronsprecher sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Dennoch: Mit einem aktuellen Budget von nur 30 Millionen US-Dollar wäre der Film deutlich günstiger als die meisten aktuellen Zeichentrickfilme, was das Endprodukt im Erfolgsfall sicherlich zu einer hervorragenden Werbung für die Produkte von OpenAI in der Branche machen könnte.
Gleichzeitig hat die Ankündigung selbst bereits für einige Aufmerksamkeit in der Branche gesorgt, sowohl bei den Kunstschaffenden (welche KI ohnehin weitgehend ablehnen) als auch beim Publikum. Die Reaktionen waren jedoch insgesamt negativ; beispielsweise gab es nach der Ankündigung einen regelrechte Ansturm auf die Kommentarsektionen der existierenden Critterz-Kurzfilme:
„So etwas trägt dazu bei, die Zukunft der Animation zu ruinieren. Dementsprechend kann ich nur hoffen, dass der Film ein totaler Flop wird.“
Doch was ist eure Meinung? War der Zeitpunkt dieser Ankündigung angesichts der aktuell derzeit weit verbreiteten Bedenken hinsichtlich KI in der Branche unklug gewählt? Oder war dies vielleicht genau die Aufmerksamkeit, die sich OpenAI erhofft hatte? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!