Ein Gewinner des Street Fighter 6 „New Challenger Art Contest“ wurde disqualifiziert – generative KI und gestohlenes Artwork stehen im Fokus. Das Problem ist nicht neu.

Für die Community von Street Fighter 6 sollte es eigentlich ein Highlight sein: Der offizielle New Challenger Art Contest bot Fans erneut die Chance, ihre eigenen Kunstwerke ins Spiel zu bringen und so direkt Teil der legendären Prügelspiel-Serie zu werden. Doch in diesem Jahr wurde die Freude getrübt, denn einer der Gewinnerbeiträge wurde nun von Capcom offiziell disqualifiziert – Grund: mutmaßlich gestohlenes Artwork, erstellt mit Hilfe generativer KI.
Verdacht kam aus der Community
Wie Capcom in einem Statement bestätigte, verstieß der Beitrag gegen die Teilnahmebedingungen, genauer gesagt gegen Abschnitt 5, der besagt, dass das eingereichte Design eine originale, selbst erstellte Arbeit sein muss und der Einsatz von generativer KI ausdrücklich verboten ist. Den Stein ins Rollen brachte die Community selbst: Ein Nutzer namens Hoodratt untersuchte den verdächtigen Beitrag und deckte Ungereimtheiten auf, die stark auf KI-Nutzung hindeuteten.
Die genauen Details, welcher Charakter betroffen ist, hat Capcom bisher nicht veröffentlicht. Nach Recherchen ist jedoch wahrscheinlich, dass es sich um ein Artwork zu Kimberly handelte. Auffällig: Der vermeintliche „Künstler“ hat nach Bekanntwerden der Vorwürfe offenbar seine Social-Media-Profile gelöscht – ein weiteres Indiz dafür, dass an den Vorwürfen etwas dran ist.
We want to extend a big thanks to everyone who participated in the latest Street Fighter Art Contest New Challenger Edition. Unfortunately, we have determined that one of the winning entries violated contest rules, specifically Section 5 pertaining to: Entry Submission and...
— Street Fighter (@StreetFighter) July 25, 2025
Das Problem mit KI und gestohlenem Content
Die Disqualifikation richtet die Blicke auf ein wachsendes Problem in der Kunst- und Gaming-Szene: Generative KI-Tools wie Midjourney oder Stable Diffusion machen es extrem einfach, auf Knopfdruck Designs zu erzeugen – oft auf Basis bestehender Kunstwerke. Viele KI-Bilder „zitieren“ oder kopieren dabei unbemerkt reale Künstler und deren Werke. Deshalb schließen immer mehr Wettbewerbe den Einsatz von KI explizit aus – so auch Capcom.
Die Community begrüßt diesen Schritt weitgehend. Schließlich ist der Reiz solcher Fan-Contests gerade, dass sie echten Künstlern eine Bühne geben – und keine Generatoren belohnt werden, die mit fremden Stilrichtungen gefüttert wurden.
Nicht der erste Fall: Parallelen zu Counter-Strike
Street Fighter steht mit diesem Vorfall nicht alleine da. Auch andere Spiele haben bereits ähnliche Skandale erlebt: In Counter-Strike: Global Offensive wurde 2014 der bekannte Skin M4A4 Howl zur berüchtigten „Contraband“-Waffe erklärt. Grund: Der Skin basierte auf gestohlenem Artwork eines DeviantArt-Künstlers. Valve musste den Skin aus den Community-Workshops entfernen und durch ein eigenes Rework ersetzen.
Ein weiterer Fall war die AWP Doodle Lore, ein beliebter Skin, der 2023 aus dem Spiel entfernt wurde, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Grafiken ohne Zustimmung kopiert worden waren. Beide Skandale zeigen: Der Missbrauch von fremdem geistigen Eigentum ist kein Einzelfall – und der Schaden für Künstler wie Publisher ist immens.
AWP Doodle Lore features stolen designDMCA apparently on the way https://t.co/Hox2St1kbO pic.twitter.com/weQ7tUzvGt
— ohnePixel (@ohnePixel) February 12, 2023
Capcom reagiert konsequent
Capcom hat angekündigt, das disqualifizierte Artwork vorerst noch im Battle Hub verfügbar zu lassen, bis die Voting-Phase endet. Danach wird es durch eine neue Illustration ersetzt. Für die Community bleibt der Vorfall eine klare Mahnung: Kreativität und Originalität sollen im Vordergrund stehen – wer betrügt, fliegt raus.
Mit zunehmender Verbreitung von KI-Werkzeugen wird es für Veranstalter solcher Contests immer wichtiger, eingereichte Werke sorgfältig zu prüfen. Die gute Nachricht: Viele Fans übernehmen diese Aufgabe inzwischen selbst und decken Plagiate auf.
Der Fall zeigt deutlich, dass generative KI zwar beeindruckend sein kann – aber auch große Probleme mit sich bringt, wenn sie Regeln und Rechte verletzt. Es bleibt zu hoffen, dass Publisher wie Capcom auch in Zukunft ein wachsames Auge haben und Künstler ihre Chance bekommen, ohne dass KI-Betrüger ihnen die Bühne stehlen.