H2O – Plötzlich Meerjungfrau ist und bleibt eine erstklassige Serie für den Sommer. Und nein, das ist nicht (nur) die Nostalgie, die hier aus mir spricht.

Der Sommer ist zurück und macht allen das Leben ein wenig schwerer. In den Sommermonaten ist es zu heiß, um zu arbeiten, zu heiß zum Kochen und zu heiß, um wirklich produktiv zu sein.
Und genau das macht es zur perfekten Zeit für eines der am meisten unterschätzten Vergnügen des Lebens: den ultimativen Comfort Serienmarathon mit nostalgischen Klassikern. Und bei mir – und offenbar auch bei einem überraschend großen Teil des Internets – ist das H2O – Plötzlich Meerjungfrau.
Mermaidcore, bevor es cool war
Irgendwas an H2O fühlt sich im Sommer einfach besonders richtig an. Vielleicht ist es das tropische Setting oder die ganz spezielle Art von 2000er-Strandmode... aber am meisten ist es wohl das Gefühl, wieder Kind zu sein.
Seien wir ehrlich: Wenn du zwischen 8 und 14 Jahre alt warst, als die Serie ausgestrahlt wurde, wolltest du auch eine Meerjungfrau sein. Und tun wir nicht so, als hätten wir alle nicht „Meerjungfrauen“ im Pool gespielt. Manche von uns machen’s heute noch.

Wahrscheinlich habt ihr euch in der Clique darum gestritten, wer Rikki sein darf (sie war halt einfach die Coolste, aber ihr könnt mir in den Kommentaren gerne widersprechen) oder wer welche Kraft bekommt.
Ich war auf jeden Fall das Kind, das verzweifelt eines dieser Medaillon-Ketten haben wollte, die in der Serie getragen wurden. Bekommen habe ich natürlich keine, weil sie laut meinen Eltern "zu teuer waren". (Okay, rude.)
Gut, vielleicht hatten sie recht mit der Kette. Dass die Serie, aus der sie kam, richtig gut war und quasi mein Leben geprägt hat, war natürlich kein überzeugendes Argument..
Moment mal... Die Serie war wirklich gut?
Was mich beim Rewatch der Serie als Erwachsener, überrascht:
Es sind nicht nur nostalgische Kindheitserinnerungen durch die rosarote Brille, die H2O so besonders machen. Die Serie war tatsächlich gut.
Nicht perfekt, sicher, aber definitiv qualitativ in keinerlei Weise den Serien der heutigen Zeit unterlegen.
Die Serie ist gut geschrieben und auf hohem Niveau produziert, etwas, das manche Kindersendungen heute nicht einmal erreichen. Und man bedenke: Die Erstausstrahlung war 2006. Das ist inzwischen ganze 19 Jahre her!

Hier ein paar Gründe, warum die Serie bis heute einen so festen Platz in unseren Herzen hat:
Die Charaktere waren Archetypen, aber niemals Klischees!
Emma, Rikki und Cleo (und all die anderen Hauptfiguren im Laufe der Staffeln) hatten jeweils etwas Einzigartiges an sich. Etwas, das nicht so einfach replizierbar ist.
Die Charaktere mögen zu Beginn bekannte Archetypen sein (die Verantwortungsbewusste, die Rebellin, die Sensible...), aber jeder von ihnen erhält Raum, um zu wachsen und sich auf eine Art und Weise zu entwickeln, die sich echt und emotional geerdet anfühlt.

Emma ist die strukturierte Perfektionistin, die lernt, ihre verkrampfte Art loszulassen. Rikkis rebellische Art ist oft ein Schutzmechanismus, hinter dem sich emotionale Reife und ein feines Gespür für andere verbergen.
Lewis, Cleos schusseliger, wissenschaftsbesessener bester Freund (und später Partner), ist ein gut umgesetztes Beispiel für einen wirklich einfühlsamen männlichen Charakter in einer Teenie-Serie.
Zane, der ein einseitiger reicher Vollidiot hätte sein können, ist überraschend facettenreich und entwickelt sich mit der Zeit zu einer der kompliziertesten Figuren der Serie.
Und ja, Cleo, das emotionale Zentrum des Trios, wirkt in einigen Momenten etwas dümmlich, wird aber deswegen nie als blöd dargestellt oder dafür verurteilt, mädchenhaft und sensibel zu sein.
Das ist tatsächlich eines der Dinge, die ich an der Serie am meisten mag: Sie erlaubt es den weiblichen Hauptfiguren, Mädchen zu sein, ohne sich über sie lächerlich zu machen. Freundschaften unter Mädchen wurden ernst genommen und Konflikte wurden nie auf ein toxisches Mean-Girls Niveau reduziert.
Ohne zum Klischee zu werden, hatte jede der Figuren mit Dingen zu kämpfen, die ganz ihrer Rolle entsprachen, aber behandelte diese Themen mit genug Respekt und Einsicht.

Emma zum Beispiel, die den Verlust ihrer sportlichen Ambitionen verarbeiten muss. Cleo, die mit der Trennung ihrer Eltern und dem Druck eines Nebenjobs konfrontiert ist.Oder Rikki, die mit finanziellen Problemen aufwächst und in der dritten Staffel sogar ein eigenes Café mitführt.

Das sind Themen, mit denen sich viele Menschen – unabhängig vom Geschlecht – identifizieren können. Und sogar Themen, mit denen sich noch Erwachsenen in ihrem täglichen Leben konfrontiert sehen.
Handwerk mit Herzblut
Lasst uns über Fischschwänze reden. Schließlich waren diese Meerjungfrauen-Schwänze wahre Kunstwerke.

Die Filmemacher haben sich für die Kostüme glücklicherweise nicht auf klobige CGI verlassen. Stattdessen hatten diese Kostüme Textur und Substanz.
Die SFX-Elemente, wie beispielsweise die Meerjungfrauen-Flossen, wurden von Hand modelliert und sahen vor der Kamera absolut atemberaubend aus.
Die Schauspieler hatten sogar Spezialunterricht im Schwimmen, um sich in ihnen bewegen zu können. Das ist ein erstaunlich ehrgeiziger Einsatz, wenn man bedenkt, dass es harte Arbeit ist, sich mit ein paar zusätzlichen Kilos an den Beinen zu bewegen.
Früher habe ich mir echt jedes der Making-Of Videos reingezogen und muss ehrlich sagen: man denkt als normaler Zuschauer gar nicht darüber nach, wie aufwending die Serie produziert wurde.
Die Handwerkskunst, die in den Unterwasseraufnahmen und den praktischen Effekten steckt? Ehrlich gesagt, besser als die Hälfte von dem, was heute als High-Budget-Fantasy durchgeht.

Nicht zu vergessen der Soundtrack! Der wird kriminell unterschätzt! Jedes Mal wenn ich mir den ambientereichen Soundtrack anhöre, fühle ich mich ganz im Ernst so, als würde ich gerade selber am Strand unterwegs sein oder mit Delfinen schwimmen. (Eignet sich auch hervorragend für die Badewanne!)
Charmanter Kitsch mit Camp-Qualität
Sicher, die Dialoge sind manchmal ... ein bisschen unbeholfen. Und im Englischen machen sich übrigens viele über die australischen Akzente der Schauspieler lustig, das bekommt man im Deutschen gar nicht mit. (TikTok hat H2O allein mit dem Zitat „Orr norr, Cleoorr!“ wieder zum Leben erweckt. Mit ein bisschen Englischkenntnis kann man auch gut als Deutscher darüber lachen.)
Aber ich glaube, gerade durch dieses etwas Komische an der Serie entsteht ein Humor, den man einfach ins Herz schließt. Die Serie nimmt sich selbst nicht zu ernst und das ist ihre größte Stärke.

Man kann mit einer Prise Humor und einer gewissen Ironie an die Sache herangehen und sich über jede übertrieben dramatische Szene lustig machen, aber am Ende wird man doch irgendwie mitgerissen.
Fun Fact: Selbst meine erwachsenen, männlichen Freunde, die sonst "mit Teenie-Serien nichts anfangen können" haben H2O mehrfach mit mir geschaut. Freiwillig. Wenn das nichts heißt, weiß ich auch nicht.Das ist die Macht der Meerjungfrauen, Baby.
Ein sicherer Rückzugsort – damals wie heute
H2O – Plötzlich Meerjungfrau war für viele weit mehr als nur Unterhaltung. Es war eine Welt fernab von Schulstress oder Alltagsdruck.
Ein Ort, an dem Sorgen für eine Weile untertauchen konnten (pun intended).
Und selbst heute bietet die Serie ein Gefühl von Trost, das vielen modernen Produktionen fehlt.
Kein Wunder dass die Serie auch heute noch online auf TikTok und anderen Social Mediaplattformen weiterlebt.
Denn manchmal sehnen wir uns einfach nach einer Zeit, in der das Leben leichter war und die Welt voller Wunder zu sein schien (und in der deine Mutter dir noch das Abendessen auf Geschirr servierte, das du nicht selbst abwaschen musstest).

Dank TikTok lebt H2O weiter.
Egal, ob es um Memes über australische Akzente geht oder um Fans, die Szenen an den Original-Drehorten in voller Verkleidung nachspielen - das Internet weigert sich, diese Serie sterben zu lassen. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Fazit: Immer noch zauberhaft
H2O – Plötzlich Meerjungfrau wurde in der goldenen Ära des Jugendfernsehens ausgestrahlt, einer Ära, die viele (inzwischen Erwachsene) im Herzen behalten, weil sie ihre Kindheit geprägt hat.
In einer Zeit voller Reboots wünsche ich mir vor allem, dass man diese Serie genau so lässt, wie sie ist. Denn meiner Meinung nach ist sie heute genauso aktuell wie damals. Sicher, sie hat ihre Schwächen. Aber ehrlichgesagt bevorzuge ich eine Serie mit Herz gegenüber einer inspirationslosen Geschichte die zwar super aussieht, aber hinter der nicht dieselbe Passion steckt.
Falls doch ein Reboot kommt würde ich es natürlich ohne zu zögern schauen. Aber ob ein Reboot denselben Zauber einfangen könnte, den die Original-Serie hatte? Daran habe ich meine Zweifel.

Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss mir jetzt unbedingt den Intro-Song anhören.
(P.S.: Das Original von „Ordinary Girl“ ist besser als die Version aus Staffel 3. Sorry, not sorry.)