Sich für mehrere Stunden einzelne Wassertropfen auf den Kopf fallen zu lassen, galt in der Vergangenheit als Foltermethode – heute ist es Content für Livestreams...

Ein Twitch-Streamer hat sich für Geld foltern lassen. Live und vor laufender Kamera, von seinen eigenen Followern. Die Streamingplattform hat daraufhin die Reißleine gezogen.
Um auf Twitch zu den ganz Großen zu gehören, muss man kreativ sein, ein Alleinstellungsmerkmal besitzen und dieses am besten auch noch entsprechend vermarkten können.
Manchmal nimmt die Suche nach dem Unique Selling Point der eigenen Internetpersona jedoch abstruse Züge an und Menschen lassen sich für ihre 15 Minuten Ruhm im Internet im wahrsten Sinne des Wortes quälen. So, wie der Streamer Izidore.
Sein Plan, um auf Twitch so einzigartig wie nur möglich zu sein? Eine alte, chinesische Foltermethode.
Folterpraktik made in Italy
Die als “Chinesische Wasserfolter” bekannte Praktik wurde in der Vergangenheit zwar vor allem im asiatischen Raum genutzt, erste Aufzeichnungen dazu gibt es allerdings bereits im 15. Jahrhundert in Bologna, Italien.
Bei dieser Foltermethode wird das Opfer so fixiert, dass kalte Wassertropfen immer auf die exakt selbe Stelle auf dem Kopf oder der Stirn tropfen – über einen äußerst langen Zeitraum und im besten Fall sogar in unregelmäßiger Art.
Auch wenn die Wirksamkeit der Chinesischen Wasserfolter nie wirklich bestätigt wurde, kann man sich dennoch vorstellen, dass die Praktik auf Dauer eine starke Belastung sein kann. Die unstete Berührung durch kaltes Wasser treibt den Stresspegel hoch, weil der Körper immer wieder auf die Berührung und die Temperatur reagiert, bei langer Anwendung leidet das Opfer früher oder später sogar Schlafentzug.
Dieser Live-Stream war pure Folter – wirklich
Izidore hatte sich selbst eine Apparatur gebastelt, die genau dies nachahmt. Wassertropfen wurden dabei immer dann auf seine Stirn abgelassen, wenn Zuschauer eine bestimmte Menge an “Bits” – einer der Währungen auf Twitch – gespendet hatten.
Der Chat ließ sich nicht zweimal bitten und spendete munter drauf los. Wann immer eine bestimmte Menge gespendet worden war, landete wieder ein Tropfen auf Izidores Stirn. Der Stream dauerte dabei ganze 16 Stunden an.
Rückwirkend entschied Twitch jedoch eine 24-Stunden-Sperre zu verhängen, die es dem Streamer für einen ganzen Tag nicht gestattete, wieder live zu gehen.
Guess I'm streaming on DumDummies from now on
— izidore (@izidoreX) April 15, 2025
Izidore hatte eine entsprechende Mail, die er von Twitch erhalten hatte, auf Twitter geteilt. Ein Vergleich der Zeiten, zu denen er seinen 16-Stunden Stream abgehalten hatte, mit dem Zeitraum der Begründung seines Bannes machte klar: Es ging Twitch tatsächlich um den Folterstream.
Folgeschäden?
Tatsächlich ist Izidore nicht der erste, der sich selbst einer enormen psychischen Belastung aussetzte, um dafür Live-Content für seine Zuschauer zu kreieren.
Erst im letzten Jahr hatte sich ein Streamer für einen gesamten Monat isoliert und in kompletter Dunkelheit aufgehalten, um herauszufinden, ob er so im Livestream verrückt werden würde.
Und die Nachwirkungen der Wasserfolter? Laut Izidore selbst keine. Im Gegenteil: Nach dem 16-stündigen Stream ließ er seine Zuschauer wissen: "Das hat Spaß gemacht, Chat. Das Ergebnis war so viel besser, als ich das erwartet habe.”
Gut, es bleibt natürlich die Frage, wie viel Schaden die Foltermethode im Kopf des Streamers überhaupt noch anrichten konnte, wenn der schon davor solch absurde Ideen für seinen Content hatte.
Hoffen wir für ihn einfach, dass alles wirklich so viel harmloser war, als es auf den ersten Blick schien und dass er nicht in Kürze auf neue, noch gefährlichere Ideen für seine Streams kommt.