Meddl, Loide!

Die Mauer, auf die einst das triumphale “UNBESIGT” [sic!] gesprüht worden war, steht längst nicht mehr. Das Haus ist niedergerissen, die Überreste sind entsorgt oder finden sich teilweise noch auf eBay, auf dem Grundstück liegt nur noch eine einsame Wurst.
Kaum etwas deutet noch auf den einstigen Hausherrn hin, der schon mit vier Jahren im Wald mit seinem Vadder Bäume gefällt hat.
Gegen das Netz und sich selbst
Und so, wie in der philosophischen Frage, ob ein fallender Baum, der von niemandem gehört wird, überhaupt ein Geräusch macht, stellt sich auch beim Drachenlord die Frage, ob er überhaupt noch der Drachenlord ist, wenn keiner ihn hört, sieht oder liest. (Zum Beispiel, weil man Kopfhörer aufhat.)
Denn in den letzten Monaten schien der Drache, bürgerlich “Rainer Winkler mit AI (ganz wichtig)”, den Absprung tatsächlich geschafft zu haben. Ob nun vollends freiwillig oder ob Gerichte, Bewährungshelfer oder sein Vermieter Uwe auf ihn eingewirkt hatten, war dabei nicht klar, aber erstmal auch nicht wichtig.
Wichtig (und richtig) war, dass er seine Internetaktivitäten letztendlich eingestellt hatte – nicht nur um den Willen aller anderen, sondern auch um seiner Willen.
Nur wenigen Internetpersönlichkeiten sah man so sehr an, dass der Zugang zum World-Wide-Web ihnen alles andere als gut tat, wie es beim Drachenlord der Fall war. Nicht nur, weil er sich mit jeder Aktion, jedem Video und jeder Lüge weiter blamierte und selbst zerstörte, sondern auch, weil er immer wieder anderen schadete. (Und damit sind nicht nur Ferd Blu, seine Hamster oder die armen Küken gemeint...)
Die Ruhe vor dem Winkler
Gerade in den letzten Monaten vor dem vermeintlichen Ende seiner “Karriere” sorgte der Drache mit höchst problematischen Dingen für Aufmerksamkeit. Immer wieder kamen von ihm verfasste Geschichten auf, die die Notwendigkeit von Konsens beim Geschlechtsverkehr in Frage stellten, es gab Aussagen seinerseits, die sich um die Sexualität von Kindern drehte am Ende sah er sich sogar mit einer Anzeige konfrontiert, weil er das Kind einer anderen Hausbewohnerin unsittlich berührt haben sollte.
Und auch wenn all dies nicht allein der Tatsache geschuldet war, dass Winkler Zugang zum Internet hatte, sorgten seine Reichweite und seine Möglichkeiten so mit anderen in Kontakt zu treten, dafür, dass derlei stark begünstigt wurde.
Mit dem Ende des Drachenlords schien also auch ein wenig Ruhe einzukehren – denn anders als bei dem Video vor vielen Jahren, bei dem er einfach behauptete, verstorben zu sein, nur um eine Woche später weiterzumachen, als wäre nichts gewesen, gab es nun über längere Zeit kein Lebenszeichen von ihm und so ließen auch die meisten seiner Hater von ihm ab. (Ja okay, bis auf ein paar Level-Nuller, die sich zum 1510-mal den Stream des “Schanzenfest” ansahen).
Doch so oft wie Drachenlord sich aus dem Internet verabschiedet hatte, so oft kam er zurück. Mal nannte er das Ganze “Projekt Phönix” (und machte die gleiche Grütze wie zuvor) mal wechselte er die Plattform (und machte die gleiche Grütze wie zuvor) mal tat er so, als wäre gar nichts gewesen (und machte die gleiche Grütze wie zuvor).
Und nun scheint es wieder so weit. Doch diesmal ist er nicht der Drachenlord (verdammde Akst!), sondern Rainer Winkler. Und statt nur ein neues Video veröffentlicht zu haben, hat er ein gesamtes Universum kreiert.
Vom Lord zum Gott
Denn so wie Rapper Kollegah sich selbst vom Boss zum King und dann zum Imperator aufschwang, machte Winkler aus sich zuerst einen Lord, dann einen Glaubensführer und nun sogar einen Gott.
Einen Gott, der ein gesamtes Universum kreiert hat. Samt Blog, Instagram-, Twitter- und TikTok-Account und natürlich einem Tippy-Profil, auf dem man ihm die einst so liebgewonnenen Barrne spenden kann.
Nun wird auch klar, was der Drache in der ganzen Zeit getrieben hatte, in der er sich vermeintlich aus dem Internet zurückgezogen hatte: Seine Traumwelt aufgebaut. Dutzende Texte zur Erschaffung eines Universums, diverser Planeten und seiner Geschöpfe, Glaubensgrundsätze und nebenbei noch ein Gespräch mit einem guten Freund (aus Denken), dem von seiner Frau ein Keuschheitsgürtel angelegt wurde. Weil... wieso nicht?
Der gleiche Schmutz wie immer
Dabei handelt es sich auch nicht um einen kleinen Ausrutscher zurück in seine vergangenen widerlich schlüpfrigen Texte. Denn wenn man nicht direkt von der schieren Masse an Geschriebenem und Blogeinträgen erschlagen wird, wird einem schnell klar, dass Winkler absolut nichts aus der Vergangenheit gelernt hat.
Im Gegenteil: So ziemlich jedes Wesen, welches er für sein neues Universum beschreibt, wird unter anderem anhand seiner sexuellen Begierde und Freizügigkeit gemessen. Besonders problematisch ist dabei, dass die Darstellungen, die beigefügt sind, oftmals niedliche, kleine, kindliche Wesen darstellen, was nahelegt, dass er sich nach wie vor hauptsächlich mit diesen Themen beschäftigen und darüber schreiben und sprechen möchte.
Letztlich bleibt nur die Hoffnung, dass auch dieser Rückkehr des Lords von so kurzer Dauer sein wird, wie seine letzten Versuche, die allesamt daran scheiterten, dass seine Hater ihn immer wieder aufspürten, seine Accounts überschwemmten und meldeten und er am Ende einfach doch längst nicht mehr unbesigt ist – zum Glück.