Die unerwünschten Nebenwirkungen der Zuschauerbindung – mit teils extremen Nachwirkungen.
Wer sich seinen Lebensunterhalt damit verdient, freiwilliige Spenden von Zuschauern einzutreiben, dem mögen gut betuchte, großzügige und regelmäßig wiederkehrende Fans zunächst wie eine große Erleichterung erscheinen.
Allerdings hat der Mord an einer TikTokerin am 11. September 2025 durch einen Mann, der ihr zuvor rund 70.000 US-Dollar gespendet hatte, nun erneut eine Reihe professioneller Influencer dazu veranlasst, vor der Annahme wiederkehrender und überhöhter Summen zu warnen.
Der Fall Yoon Ji-ah
Yoon Ji-ah, das Mordopfer, war als südkoreanische TikTokerin und Livestreamerin in ihren Zwanzigern vor allem für ihre Sketche und Vlogs bekannt. Am 11. September 2025 wurde sie tot an einem Berghang im Kreis Muju aufgefunden. Der Fall erregte in der Presse besondere Aufmerksamkeit aufgrund des mutmaßlichen Mordmotivs, war doch der Verdächtige – ein Mann in seinen Fünfzigern – ein regelmäßiger und besonders großzügiger Zuschauer von Yoon Ji-ah:
Choi, auch bekannt unter seinem Pseudonym „Black Cat“, war eine vergleichsweise bekannte Persönlichkeit in der koreanischen Streaming-Szene und ein wichtiger finanzieller Unterstützer vor allem weiblicher Content-Creator. Er gab sich üblicherweise als leitender Angestellter eines IT-Unternehmens aus, wobei spätere Ermittlungen jedoch ergaben, dass diese Selbstdarstellung falsch war. Tatsächlich war er hoch verschuldet und stand kurz vor der Obdachlosigkeit.
Vor ihrem Tod hatte Yoon Ji-ah Berichten zufolge versucht, ihre berufliche Verbindung zu Choi aufgrund seines zunehmend aufdringlichen Verhaltens zu beenden. Überwachungsaufnahmen deuten darauf hin, dass sie kurz nach ihrer letzten Live-Übertragung am 11. September gewaltsam festgehalten und kurze Zeit erwürgt wurde. Nach anfänglichen Fluchtversuchen gestand Choi die Tat. Analysten vermuten, dass als Motiv das absehbare Ende seiner Partnerschaft mit der Influencerin gedient haben könnte.
Eine Warnung für Influencer
Es ist inzwischen zwar keine Seltenheit mehr, dass Straftaten durch derlei einseitige parasoziale Beziehungen motiviert sind, bei denen regelmäßige Zuschauer von Influencern oft das Gefühl haben, sie persönlich zu kennen und daher ihre Aufmerksamkeit zu verdienen, doch die außerordentlich hohen Spendensummen von Choi und die Schwere des Verbrechens veranlassten andere Streamer dazu, ihre Kollegen nochmals explizit zu warnen.
Zu ihnen gehören der US-amerikanische Gaming-Influencer Asmongold sowie sein gelegentlicher Gast Tectone, die beide dafür bekannt sind, selbst beträchtliche Geldspenden von Zuschauern zu erhalten. Sie gaben jedoch an, inzwischen Maßnahmen gegen wiederkehrende und verdächtig großzügige Spender ergriffen zu haben. Dabei habe man die eigene Sicherheit einer Aufbesserung der finanziellen Situation vorgezogen:
A cautionary tale for any streamer: if someone randomly starts giving you a ton of money, stop/block them.
— Zack (@Asmongold) October 9, 2025
I know it might sound insane, but think about the kinds of people who give 50k to a girl on the internet
Insane people.
Be safe and proactive!
Doch was ist eure Meinung? Ist es für diese ohnehin schon wohlhabenden Streamer schlichtweg einfacher, andere dazu aufzurufen, auf so viel Geld zu verzichten? Oder ist der Fall von Yoon und Choi vielleicht ein Sinnbild für ein größeres Problem? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!