Neue Ermittlungen wegen Kindeswohlgefährdung – Johnny Somali drohen inzwischen bis zu 46 Jahre Haft

Noch während der Streamer vor Gericht darum bemüht ist, sich für die bisherigen Anschuldigungen zu rechtfertigen, folgen bereits neue, noch schwerere Vorwürfe.

Sein neuestes Vergehen fand ausnahmsweise innerhalb der "eigenen" vier Wände statt. | © Twitch

Seit knapp vier Monaten steht Streamer Johnny Somali nun regelmäßig in Südkorea vor Gericht. Dies ist für den Streamer ein Novum, denn seine bisherigen Vergehen in Japan und Israel blieben weitestgehend ungestraft – Somali musste lediglich das Land verlassen.

Ein Prozess, der wächst und wächst

Südkorea will allerdings ein Exempel am Streamer statuieren und lud ihn vor. Während der ersten Anhörung Anfang März wurde er damit konfrontiert, Geschäftsvorgänge behindert zu haben, weil er einen Busfahrer während der Arbeit mit einem toten Fisch belästigt hatte.

Damals bekannte Somali sich schuldig, weil er das Vergehen für banal hielt und nicht davon ausging, dass ihn eine all zu hohe Strafe erwarten könnte – wusste jedoch nicht, wie streng in Südkorea geahndet wird, wenn Privatpersonen einen so wichtigen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens wie den öffentlichen Nahverkehr stören.

Ebenfalls schien Somali nicht klar gewesen zu sein, dass Gerichtsprozesse im asiatischen Raum nach einem bestimmten Prinzip laufen: Gibt es gleich mehrere Klagen gegen ein und dieselbe Person, wird der Prozess mit einem kleineren, leicht beweisbaren Vergehen eröffnet, weitere Straftaten werden dann im Laufe der Verhandlungen “hinzugefügt” und der Fall somit vergrößert, bis sämtliche Anklagepunkte aufgelistet sind.

Im Fall von Somali waren das unter anderem das Entehren eines Denkmals, die Androhung, so viele Menschen wie möglich mit HIV anzustecken und später sogar die Bedrohung des Richters und dessen Mutter.

Gefährdung von Kindeswohl

Einer der größten und schwerwiegendsten Anklagepunkte war die Belästigung von Kindern. In einem Freizeitpark hatte Somali Nachrichten aus seinem Chat laut und für die anwesenden Kinder hörbar vorlesen lassen, wobei die Texte voll von vulgärer Sprache und sexuellen Inhalten waren.

Ein großes Problem Somalis bei alledem: Die meisten Beweise lieferte der Amerikaner selbst durch seine Streams. Einen großen Teil seiner Vergehen hielt er selbst auf Video fest und streamte sie live und noch während sie stattfanden, sodass die Behörden bisher nur wenig eigene Untersuchungsarbeit leisten mussten.

Dennoch fördert auch die südkoreanische Polizei immer wieder neue Vergehen und dazugehörige Beweise ans Tageslicht – und ihre neuesten Ermittlungen fallen in eine ähnliche Kategorie wie der Freizeitparks-Vorfall.

Laut den Ermittlungen der Südkoreanischen Behörden sollen Somali und ein Freund bereits zuvor Jugendliche und Minderjährige mit sexuellen Inhalten belästigt haben. Auf der Plattform Omegle, auf der unterschiedliche User wahllos miteinander verbunden werden, um miteinander zu schreiben, versendeten sie mehrfach Nachrichten mit eindeutigen Inhalten an Jüngere. In den Aufnahmen ist sogar zu hören, dass Somalis Freund den Streamer mehrfach darauf aufmerksam macht, dass es sich bei ihrer aktuellen Chatbekanntschaft um ein Kind handele, was diesen allerdings nicht davon abhielt, Texte zu schreiben, die überaus unangebracht waren.

Bis zu 46 Jahre Gefängnis für Johnny Somali

Ein einzelnes Vergehen hinsichtlich der sexuellen Belästigung von Minderjährigen kann in Südkorea mit einer Geldstrafe von bis zu 36.000 Dollar oder 10 Jahren Haft bestraft werden – bei mehreren Verdachtsfällen können diese Zahlen auch noch drastisch erhöht werden, etwas, was in seinem Fall nun gegeben ist.

Experten und Beobachter gehen inzwischen davon aus, dass Somalis Liste an Vergehen mittlerweile so lang und die Beweislage so erdrückend ist, dass dem Streamer bei einem Schuldspruch in allen Fällen bis zu 46 Jahre Haft drohen.

Damit könnte Somali ähnlich wie Vitaly Zdorovetskiy auf den Philippinen beispielhaft für den Umgang asiatischer Regierungen mit problematischen Streamern sein und diesen Fall dafür nutzen, dass Content Creator wie sie sich in Zukunft aus entsprechenden Ländern fernhalten.

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....