Warum nicht einfach mal nach Papua und die Einheimischen vor Ort belästigen und im wahrsten Sinne des Wortes salty machen?

Zugegeben, als ich hiervon erfahren haben, glaubte ich zunächst an ein Déjà-vu, aber nein, tatsächlich scheint es inzwischen jeden Monat mindestens einen Influencer oder YouTuber zu geben, der glaubt, er wäre der eine, der sich unbedingt auf den Weg machen und isolierte Stämme oder Dörfer auf der Welt ausfindig machen sollte oder andere Kulturen vor Ort zu beleidigen.
Bereits vor einiger Zeit berichteten wir über Mykhailo Polyakov, der sich auf den Weg machte, einen der isoliertesten indigenen Volksstämme des indischen Ozeans zu finden, nur um ihnen eine Dose Cola ans Ufer zu legen.
Lochie Jones bestahl in Japan Friedhöfe, indem er Opfergaben von Gräbern nahm und verspeiste und Johnny Somali sorgt, wo er geht und steht, für Chaos und Empörung, egal ob er sich gerade in China, Israel oder Südkorea aufhält.
Von kleinen Geistern und großen Bögen
Nun beschloss der Extremsportler und YouTuber Darah Tah in diese äußerst dummen Fußstapfen zu treten und einen Volksstamm in Papua, West-Neuguinea mit Salz zu beschenken, von dem er sich erhoffte, dass sie es essen würden.
Schon der Anfang seines Videos wirkt so surreal wie hirnlos. Tah und eine Gruppe Reisender, die nicht klischeehafter nach amerikanischen Toursiten aussehen könnten, sitzen in einem Boot, welches sich langsam dem Flussufer nähert, an welchem eine Gruppe Einheimischer mit Pfeil und Bogen lauert.
Dabei mag man gar nicht raten, wer hier gerade verdutzter guckt, klar ist aber, dass nur eine dieser beiden Menschengruppen hier sein sollte – und es ist sicher nicht der parfümierte Blondie mit dem Gel im Haar.
Als einer der Begleiter Tahs nervös feststellt, dass er glaube, die Männer würden ihre Pfeile auf sie richten, stimmt der YouTuber selbst zu: “Ja, das ist gruselig, die Bögen sind riesig!”
YouTuber will "Kannibalenstamm" mit Salz füttern
In einem naiven Versuch, die angespannte Situation zu entschärfen, reicht Tah einem der Eingeborenen etwas Salz – vielleicht hat er einfach zu viel Anno gespielt und glaubt, man müsse Urvölker mit Salz beschenken.
Er schüttet eine Prise aus dem Päckchen, welches er extra dafür mitbrachte, in seine Hand und hält diese dem Mann, der sich aus dem Unterholz hervorwagt, hin. Als er ein wenig von dem Salz nimmt und probiert, spuckt er es umgehend wieder aus und man erkennt merklich, wie die Anspannung auf beiden Seiten sofort wieder zurück ist.
Wütend macht der Mann, von dem Tah einfach behauptet, er wäre Teil eines Kannibalenstammes, eine abweisende Handbewegung und bedeutet der Reisegruppe schleunigst zu verschwinden, was diese auch tut, während Tah selbst anmerkt, wie gruselig die Situation sei.
Das Internet kocht
Ein Glück für Tah, denn hätte es sich wirklich um Kannibalen gehandelt, wäre es äußerst dumm gewesen, wie eine Packung Instant-Nudeln direkt mit den eigenen Gewürzen vor Ort aufzutauchen...
Die Reaktionen in den sozialen Medien ließen nicht lange auf sich warten. Das Internet bewertete den Clip zurecht als unsensibel, respektlos und gefährlich. Dem YouTuber wurde vorgeworfen, die indigene Kultur zur Selbstvermarktung auszubeuten und mit der Bezeichnungen “Kannibalen” veraltete und falsche Stereotype zu reproduzieren.
Lebensgefahr für alle Involvierten
Darüber hinaus betonen viele, wie gefährlich die Situation für beide Seiten war. Sich ahnungslos zu einem indigenen Stamm zu begeben, könnte schnell zu einem tödlichen Missverständnis führen, andererseits sind so isolierte Menschen oft nicht immun gegen moderne Krankheiten.
Als Britische Kolonialisten einst den Onge-Stamm in der Nähe der Little Andaman Island aufsuchten, verstarben fast 85% der Bevölkerung an eingeschleppten Krankheiten. Im Fall der Groß-Andamaner fielen dem Kontakt mit der modernen Welt sogar bis zu 99% zum Opfer.
Aus diesen Gründen war Tah schon zuvor vor seiner Reise gewarnt worden. Sowohl Kulturexperten als auch Survival-Organisation rieten dem YouTuber eindringlich davon ab, doch dieser ignorierte alle Hinweise und Bitten, wie er es bereits zuvor schon tat.
Lebensmüder YouTuber macht dennoch weiter
Schon in vorherigen Videos hatte der 28-jährige Ire durch gefährliche Unternehmungen von sich reden gemacht, so dass seine mehr als 800.000 Follower auf YouTube und TikTok ihm dabei zusehen konnten, wie er auf einer von Schlangen besiedelten Insel überlebte oder sich in einem nuklearverstrahlten Bunker bewegte.
Dennoch gilt sein neuestes Video als bisher kontroversestes, weil er nicht nur sich selbst, sondern auch viele andere Menschen damit in Gefahr brachte.
Einsicht zeigt Tah dennoch keine: “Will try again tomorrow. Wish us luck” schreibt er zu seinem Video, was davon ausgehen lässt, dass er trotz des Aufschreis irgendwann einen zweiten Versuch starten wird, den indigenen Stamm zu belästigen.