YouTuber bietet Somali 30.000 für eine Doku – und trickst ihn mit "Borat-Vertrag" aus

Dass Streamer Johnny Somali, für seine Beteiligung an einer kritischen Dokumentation über ihn selbst nicht entlohnt wurde, lag in gewisser Weise auch an der Produktion von Borat.

Johnny Somali Unterschreibt Borat Vertrag
Warum genau Somali und Yoo den Vertrag unterschrieben, weiß wohl keiner... | © YouTube

Mit einem Interview wollte Streamer Johnny Somali sein Image reinwaschen – am Ende bekam er allerdings überhaupt nichts, noch nicht einmal die versprochene Gage von 30.000 Dollar.

Johnny Somali und Hank Yoo – hoffnungslose Fälle

Eigentlich hat das Ansehen von IRL-Streamer Johnny Somali längst irreparablen Schaden genommen – vor allem durch seine eigenen Worte, Taten und ihn selbst. So hatte er ein Denkmal entweiht, das zu Ehren von Frauen im Koreakrieg errichtet wurde, damit gedroht, so viele Menschen wie möglich mit HIV anzustecken und auch Minderjährige in der Öffentlichkeit, genau wie im Internet, sexuell belästigt.

Auch sein aktueller Finanzier, Hank Yoo ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt, befand sich während seines Studiums in Texas, wo er als „Asian Nazi“ bekannt war, zweimal in einer psychiatrischen Anstalt und wurde wegen illegalen Waffenbesitzes zu 8 Jahren Haft verurteilt (allerdings nach 41 Monaten auf Bewährung freigelassen und zurück nach Südkorea abgeschoben).

Dennoch ist Somali der festen Überzeugung, dass er sein Image noch reinwaschen und damit den Prozess, der in Südkorea gegen ihn ansteht, zu seinen Gunsten beeinflussen könnte.

Zwei Dokumentationen sollten seine Weste reinwaschen

Dies will er aber keineswegs durch gute Taten oder eine offensichtliche Läuterung seinerseits erreichen, sondern allen voran durch Dokumentationen. Wohl nach dem Prinzip von Netflix, bei dem selbst Massenmörder wie Jeffrey Dahmer eine neue Fanbase finden, wenn man ihr Leben im Zuge einer True-Crime-Doku beleuchtet.

Hierfür standen bis vor kurzem zwei Produktionen entsprechender Dokus an. Einmal eine, die von Streamerkollegen IcePoseidon gedreht werden soll – ja, jener IcePoseidon, der vor kurzem im Zuge eines „Gefängnisexperiments“ einen seiner Mitarbeiter an ein chinesisches Gefängnis verlor, weil sich Crewmitglieder wegen Pädophilie-Vorwürfen geprügelt hatten – und eine, die vom YouTuber Alex Novell, der ansonsten vor allem dafür bekannt ist, Leute aus der Right-Wing-Bubble zu pranken, in die Wege geleitet wurde.

Letztere sollte allerdings nicht zu Gunsten Somalis und Yoos ausfallen und beschäftigt sich extrem kritisch mit den beiden Personen und ihren Taten. Warum sie sich dennoch bereiterklärten, für den Film sogar ein Interview zu geben, lag nicht zuletzt daran, dass man ihnen hierfür 30.000 Dollar bot. 30.000 Dollar, die sie jedoch nie erhalten werden.

Denn die Gage wurde zwar sogar vertraglich festgehalten – dann aber auch wieder nicht, denn wie Alex Novell in einem Interview mit dem YouTube-Channel 15 Minutes of Shame erklärte, hatte er von Anfang an die Absicht, Somali auszutricksen.

Keine Gage und kritische Äußerungen – Dank "Borat"-Vertrag

Als Novell Somalis Discord-Server beitrat, versprach er ihm zunächst, ihn nicht nur unterstützen zu können, sondern auch dafür sorgen zu können, dass sein Gerichtsverfahren positiv für ihn verlaufen könnte und er bald aus Korea abreisen könne, als die beiden sich kurz darauf in Südkorea zum Interview trafen, willigte er zusätzlich in eine Forderung Yoos ein, man müsse Somali 30.000 Dollar zahlen.

Die absurde Situation, eine solche Gage erst kurz vor dem Interview zu fordern, war für Novell nur akzeptabel, weil er nie vorhatte, irgendwelches Geld zu zahlen.

Als sich Novell dann mit Somali, Yoo und deren Anwalt im Büro von letzteren trafen, hatte Novell einen entsprechenden Vertrag dabei, den er von den Papieren ableitete, die Sacha Baron Cohen für seine Borat-Aufnahmen verwendet hatte.

In diesem Vertrag waren sämtliche Punkte vermerkt, auf die sich beide Parteien geeinigt hatten, im letzten Absatz wurde in einem Paragrafen jedoch ausgeführt, dass die Unterzeichnenden auf jedwede Ansprüche verzichten und auch keine juristischen Konsequenzen gelten machen dürften, wenn sie sich in der Dokumentation fehl repräsentiert fühlen würden.

Der Anwalt Yoos und Somalis prüfte den Vertrag zwar, hatte jedoch keine Einwände, dass seine Mandanten das Papier unterschrieben, das sich quasi selbst außer Kraft setzte. Warum er sie dies tun ließ, könnte daran liegen, dass der Anwalt in seinem Job wohl genauso schlecht ist, wie Johnny in seinem, sich ein gutes Image aufzubauen.

Keine Imagerettung für Somali

Das Endergebnis von Novells Arbeit ist eine fertige Dokumentation, die sich kritisch mit dem kontroversen Streamer auseinandersetzt, in keiner Weise ein positiveres Licht auf ihn werfen wird und in der er selbst mit einem Interview auftritt, für welches er allerdings auf keine Art entlohnt wurde.

Damit fällt ein weiterer Pfeiler, der Johnny Somalis angeblich positives Images aufrechterhalten sollte, auch wenn – abgesehen von ihm selbst – wohl ohnehin niemand daran glaubt, dass er sich je wieder ein gutes Ansehen erarbeiten können wird.

Was haltet ihr von der Aktion? Gebt ihr Somali selbst die Schuld dafür, den Vertrag nicht richtig gelesen zu haben, oder sollte man derartige Geschäfte, trotz Somalis Vergangenheit stets ohne Täuschungsabsicht abwickeln?

Daniel Fersch

Daniel schreibt über so ziemliches alles, was mit Games, Serien oder Filmen und (leider) auch fragwürdigen Streamern zu tun hat – insbesondere, wenn es dabei um Nintendo, Dragon Ball, Pokémon oder Marvel geht....