Der anstehende Gerichtsprozess scheint Johnny Somali dazu zu motivieren, sein problematisches Verhalten nochmals auf eine ganz neue Ebene zu bringen.

Am Freitag ist es soweit: Der Gerichtsprozess um den IRL-Streamer Johnny Somali geht endlich los. Doch statt nun die Füße still zu halten und zu hoffen, ein wenig Ruhe in die in Südkorea stattfindende Verhandlung bringen zu können, scheint er das genaue Gegenteil erreichen zu wollen und benimmt sich in den letzten Tagen schlimmer als je zuvor.
Was wird verhandelt?
Seit Somali vor einigen Monaten nach Südkorea reiste, sammelte er eine ganze Liste an Vergehen, wegen derer er sich nun vor Gericht verantworten muss. Die schwersten sind dabei das Deepfaken einer südkoreanischen Influencerin, das Belästigen von Kindern in einem Freizeitpark und seine Drohungen, so viele Südkoreanerinnen wie möglich mit HIV zu infizieren.
Seit einem Vorfall, der das gesamte Land erschütterte, liegen Deepfake-Videos im Fokus der Gesellschaft und der Justiz. Damals wurde ein Ausbeuterring mit Tausenden Mitgliedern zerschlagen, der Deepfake-Videos nutzte, um Frauen zu erpressen.
Somalis Tat ist im Vergleich dazu zwar fast harmlos, wird aber dennoch unter den gleichen Gesichtspunkten verhandelt – nicht zuletzt, weil er direkt mehrere Videos von unterschiedlichen Influencern veröffentlichte.
Auch das Belästigen von Kindern, indem er sie in einen sexuellen Kontext stellte, wird anhand eines eigenen Gesetzes gewertet, das ihn letztlich sogar in ein Arbeitslager bringen könnte.
Das Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor und der Prävention von HIV bezieht sich darüber hinaus allein schon auf die Androhung, jemanden mit der Krankheit anzustecken, sodass Somali sich auch hier mit seinen Aussagen direkt strafbar machte.
Hinzu kommen diverse andere, kleinere Vergehen, wie Ruhestörung, Missbrauch von Alkohol und Drogen und Stalking. Experten rechnen damit, dass Somali – sofern er in allen Punkten schuldig gesprochen werden sollte, bis zu 31 Jahre in einem südkoreanischen Gefängnis landen könnte und darüber hinaus sogar Zeit in einem Arbeitslager verbringen müsste.
Somali macht das alles nur noch schlimmer
Statt sich auf den Prozess vorzubereiten oder sich ruhig zu verhalten, um vor Gericht zumindest behaupten zu können, er hätte seine Vergehen eingesehen und bemühe sich um Besserung, scheint Somali nun alle Register zu ziehen.
In den vergangenen Tagen streamte er fast täglich für mehrere Stunden, oftmals unter dem Einfluss von Alkohol und anderen Drogen.
Dabei drohte er unterschiedlichsten Influencern und Streamern damit, dass er Gangmitglieder auf der ganzen Welt kennen und auf sie hetzen würde, forderte Südkoreaner dazu auf, ihn aufzusuchen und sprach seine Unterstützung für den amerikanischen Footballer Shannon Sharpe aus, der einer Frau, die ihn wegen sexueller Belästigung angezeigt hatte, damit drohte, sie zu erwürgen.
“Er hat gedroht, eine weiße Frau zu würgen, das respektiere ich!”, sagte Somali und fuhr damit fort, wie sehr er “White P*ssy” lieben würde.
Was genau Somali damit bezwecken wollte, ist fraglich – vermutlich spricht aber eher die reine Verzweiflung aus ihm heraus in einem Fall, der inzwischen mehr als hoffnungslos scheint.
Zuvor hatte er noch gehofft, abgeschoben zu werden, um unbehelligt zurück in die USA zu kommen oder bat sogar Präsident Trump direkt, ihn nach Hause zu holen, und plante nebenher sogar, sich auf Racial Profiling oder einen rassistischen Richter zu berufen– weil es ihm damals auf diese Weise gelang, einem chinesischen Gerichtsprozess zu entgehen.
Ein langwieriges Verfahren
Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Somali ungeschoren davonkommt. Der Fall um ihn ist weltweit und speziell in Südkorea längst viel zu publik, als dass man ihn einfach fallen lassen würde, die Vergehen sind zu viele und zu schwerwiegend, und sein Anwalt ist wohl günstig, aber seit Jahren nicht mehr aktiv tätig gewesen.
Am Freitag beginnt der Prozess zwar erst, hierbei wird noch nichts entschieden, sondern mehr oder weniger geklärt, worüber verhandelt wird, welche Beweise vorliegen und wessen Aussagen zugelassen werden, doch er wird richtungsweisend für den Verlauf eines langwierigen Verfahrens sein, an dessen Ende Johnny Somali für bis zu 31 Jahre ins Gefängnis kommen könnte.
Haltet ihr diese Aussicht für richtig? Denkt ihr, Somali sollte für lange Zeit in einem Südkoreanischen Gefängnis landen oder doch in die USA abgeschoben werden?