Keine Zeugen, große Klappe: Jack Doherty und sein 300.000-Dollar-Märchen.

Jack Doherty gab an, dass er während einer Shoppingtour von bewaffneten Männern ausgeraubt wurde – allerdings haben die Zuschauer jetzt schon Zweifel an seiner Geschichte, dafür aber einige andere Theorien.
Jack Doherty zählt zu den wichtigsten und einflussreichsten Internetpersönlichkeiten der Moderne. Denn wie könnte der gemeine Pöbel sonst wissen, wie es sich anfühlt, Leute in der Öffentlichkeit zu belästigen, weil der eigene Bodyguard einen beschützt, obwohl man den Streit selbst begonnen hat und ob es nicht eine nahezu fantastische Idee wäre, bei regenglatter Straße den eigenen Sportwagen mit Vollgas in eine Wand zu crashen, weil man während des Fahrens den Chat liest?
Darüber hinaus informiert er die Menschheit auch über die wichtigsten Spektakel, die auf dem Erdball so stattfinden, also etwa seine gestreamte Hochzeit, bei der er Bots gekauft hatte, um die Klickzahlen in die Höhe zu treiben – oder eben der Moment, als seine Partnerin sich nur noch mit Polizeibegleitung in sein Haus traute, um nach der Trennung ihre Sachen abzuholen.
Nun aber, sehen wir die gesamte Welt in tiefer Trauer, denn Jack (das in seinem Namen steht übrigens für "Sympathisch") wurde ausgeraubt – sagt er.
Der angebliche Raub
Doherty war – laut eigenen Angaben – am helllichten Tag auf Shoppingtour am stets gutbesuchten Rodeodrive (sicherlich um Kleidung und Nahrung für Obdachlose zu kaufen), als mehrere maskierte Männer auf ihn zustürmten. Sie sollen Waffen gezogen, ihn bedroht haben und obwohl er, der männliche Mann, der er ist, sich mit atemberaubender Kampf-Choreo wehrte, seine Kette an sich gerissen haben. Der Babysitt... ähm, ich meine natürlich Bodyguard an seiner Seite konnte – angeblich – nichts dagegen tun.
Das Schmuckstück sei laut Doherty mehr als 300.000 Dollar wert gewesen und da wir alle wissen, wie es sich anfühlt, den Wert eines kleinen Einfamilienhauses am Hals zu tragen, können den Verlust nur zu gut nachvollziehen.
Das größte Problem an der Sache? Er wurde nicht nur seines Besitzes, sondern auch wertvollen Contents beraubt!
Eine Stunde offline im Wert von 300k
Denn ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hatte das reichste Frettchengesicht der Streamerszene, der sein Leben sonst 24/7 aufzeichnet und entweder durch sich selbst oder seine Freunde in den Äther streamen lässt, einen auf Online-Detox gemacht – sagt er zumindest.
Erst nach dem Überfall, der ihn also mehr als 300.000 Dollar gekostet haben soll und beim Eintreffen der Polizei war Jack denn wieder online und streamte und berichtete – angeblichen – Vorfall. Natürlich nicht ohne vor den Polizisten erneut zu behaupten, wie mutig er sich den Räubern in den Weg gestellt hatte und die Befragung immer wieder unterbrechen zu müssen, weil er Tweets abgeben und Chatnachrichten beantworten musste. Ach ja, sein Shirt hat er natürlich auch immer wieder ausgezogen, weil... warum nicht?
Für die Zuschauer war schnell klar, diese Geschichte ist so echt wie die Sympathie, die die Speichellecker um Doherty herum für ihn empfinden, solange er sie mit Geld bewirft.
Only burglars in the building...
Viele hinterfragten schon während der ersten Streams, wie es sein könnte, dass ausgerechnet in einem der wenigen Moment, in dem Doherty nicht live war, zufällig ein Überfall stattfinden konnte und gingen davon aus, dass es sich statt um einen bewaffneten Raubüberfall eher um eine Räuberpistole handeln würde.
Andere nahmen das perfekte Timing zum Anlass, seiner neuen Freundin eine Beteiligung an dem Überfall zuzusprechen und betonten, dass die Räuber genau deshalb wussten, wo sich Doherty gerade befand und gerade keine Kamera lief, weil sie es ihnen verraten hatte – wie sonst hätten sie ohne Livestream auch wissen können, wo er sich gerade befindet.
Eine neue Theorie macht nun sogar den Bodyguard verdächtig, der angeblich ausgerechnet an diesem Tag unbewaffnet gewesen sein soll und absolut machtlos schien, als der Überfall sich zutrug.
Alles bleibt beim Alten
Der Vorfall und die Gefahr, denen sich Doherty ausgesetzt sah, veränderten allerdings etwas in ihm. Zu verstehen, dass sein Leben enden könnte machte ihm bewusst, dass seine Zeit auf diesem Planeten nicht durch Reichtümer bemessen werden könnte und entschied sich dazu, von nun an, ein Dasein für die Gemeinschaft zu fristen... nicht.
Natürlich blieb Jack auch nach diesem Stream, bei dem er nun wieder sich, seine Begleitung, die Polizisten und ein Telefonat mit seinem Vater im Internet verbreitete, so unreflektiert wie eh und je und kündigte lediglich an, dass er einfach an eines seiner vielen, vielen Schließfächer müsse, um neues Geld und weiteren Schmuck zu besorgen...
Das heißt, die Chancen stehen gut, dass Doherty in Kürze entweder wieder beraubt wird oder uns im Gegenzug durch sinnlose Streams und ungehobeltes Verhalten wertvolle Lebenszeit nimmt.
Ich wünsche ihm natürlich nur das Beste – angeblich.