Schnapp' sie dir alle... nochmal von vorn.

In einer Zeit, bevor Videospiele rund alle 10 Minuten den aktuellen Spielstand automatisch abspeicherten, lag es noch am Verbraucher selbst, durch regelmäßiges Betätigen einer „Speichern”-Schaltfläche oder – noch früher – dem Abschreiben eines Passworts dafür zu sorgen, dass die letzten Stunden gesammelten Spielfortschritts sich mit dem Abschalten der Konsole nicht plötzlich in digitalen Rauch auflösen konnten.
Sicher mag so manchem damals auch mal ein Malheur passiert sein, indem unverhofft der Akku zur Neige ging oder das Spiel abstürzte, doch nur in den allerwenigsten Fällen dürften daraus Schäden in Form von vierstelligen Schuldbeträgen entstanden sein – nennenswerte Ausnahme bildet freilich Streamer Rumathra mit seinem kürzlichen unabgesicherten Schließen von Pokémon Schwarze Edition 2.
Verbundene Seelen, separate Monster
Der schwerwiegende Fauxpas ereignete sich im Rahmen einer Stream-Reihe, in welcher Rumathra – ohnehin nicht unbedingt bekannt für seinen sicheren Umgang mit digitalen Daten – zusammen mit Pokémon-Karten-Sammler Trymacs und Co-Gamer Chefstrobel das 2012er Nintendo DS-Spiel Pokémon Schwarze Edition 2 in der sogenannten „Trio Soullink Challenge” durchspielte.
Hierbei werden die Pokémon im Spiel nicht nur per externer Software randomisiert, sodass es quasi unmöglich ist, sich auf das Arsenal der computergesteuerten gegnerischen Pokémon-Trainer einzustellen, sondern die eigenen Taschenmonster unterliegen auch sogenannten Nuzlocke-Regeln; soll heißen, dass nur eines pro In-Game-Location gefangen werden kann und es bereits nach einmaligem Besiegtwerden aus dem Team entfernt muss.
In dieser „Soullink Challenge” kommt noch erschwerend hinzu, dass die drei Streamer zwar jeweils über ihren eigenen Spielstand und eigene Pokémon verfügen, jedoch beim Besiegtwerden des Pokémons eines Streamers auch die beiden anderen ein Äquivalent dauerhaft aus ihrem Team entfernen müssen. Dieses Soullink-Konzept existiert bereits seit 2014 und soll Videos zu den vergleichsweise einfachen Pokémon-Videospielen für Zuschauer spannender machen.
Ein folgenschwerer Fehlklick
Und Spannung lag auch spürbar im Raum, als Rumathra während des gemeinsamen Livestreams am 22. September 2025 schockiert verkündete, er habe „DeSmuME geschlossen”. Damit war das Emulationsprogramm gemeint, welcher der Streamer nutzte, um den Nintendo-DS-Titel auf seinem PC zu spielen. In einer ersten Reaktion verkündete Trymacs lapidar:
„Dann darfst du zwei Stunden länger wachbleiben.”
Damit eine Soullink für die Zuschauer nachvollziehbar bleibt, sollten die Spielstände der Teilnehmer immer ungefähr gleich weit fortgeschritten sein. Um zu vermeiden, dass diese Synchronisation verloren geht, hatten sich die Streamer bereits im Vorfeld darauf geeinigt, als Anreiz zu gründlicher Fürsorge eine Strafzahlung festzulegen, welche es zu entrichten gelte, sollte einer der Teilnehmer eine Störung des gemeinsamen Spielflusses verursachen.
Vielleicht hätte es auch noch eine gewisse Kulanz zugunsten Rumathras gegeben, wenn sein Fehlklick nicht so gravierend gewesen wäre. Wie sich herausstellte, hatte er seit Beginn des Streams kein einziges Mal die Speicherfunktion des Spiels genutzt, sodass durch das Schließen des Programms sämtlicher Fortschritt, den er bis dahin gemacht hatte, verloren war. Chefstrobel zeigte sich entsetzt:
„Du hast nicht gespeichert in sechs Stunden? Das kann... Nein, nein, nein, das ist Verarsche. Dann ist das Verarsche von Rumathra.”
Eine wenig elegante Lösung
Nach einer anfänglichen Schockstarre stand schnell fest, dass Rumathra die zuvor vereinbarte Strafzahlung (jeweils 500€ an beide seiner Kollegen) zu entrichten habe. Weniger klar war, wie das Problem nun behoben werden sollte. Sich die just verloren gegangenen Pokémon wieder zu holen, wäre zumindest mithilfe von Fan-entwickelten Hacking-Tools kein Problem.
Der vielversprechendste Vorschlag, damit Rumathra in kürzerer Zeit zum Spielfortschritt seiner Kollegen aufholen könnte, schien, sich über die Hacking-Tools besonders starke Pokémon zu sichern, die Spielgeschwindigkeit im Emulator höher zu setzen und so in etwa einer Stunde die verlorenen sechs wettzumachen.
„Wir müssen jetzt nur 'nen Plan machen, was wir machen, wenn wir... Wenn Rumathra das jetzt eine Stunde macht.”
„Du kannst mal duschen gehen, weil du derbe stinkst.”
Letztendlich entschieden sich Trymacs und Chefstrobel dann jedoch für einige Runden Clash of Clans, bevor Rumathra knapp eine Stunde und zehn Minuten später tatsächlich wieder aufgeholt hatte. Ob die 1000€ Verlust ihre gewünschte pädagogische Wirkung zeigen werden, bleibt jedoch abzuwarten.