Finanzamt räumt auf: Strafverfahren gegen 200 Influencer

Die Glitzerwelt der Influencer scheint einige Risse zu bekommen – zumindest in Nordrhein-Westfalen.

Trillu Xe NRW
Vielleicht ist auch dein Lieblingsstreamer, aus NRW, im Visier der Steuerbehörden! | © TrilluXe via YouTube

Das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität in Nordrhein-Westfalen (LBF NRW) ermittelt aktuell in großem Stil gegen professionelle Social-Media-Stars, die ihre Einnahmen offenbar nicht ordnungsgemäß versteuern. Der Verdacht: Steuerhinterziehung in Höhe von rund 300 Millionen Euro!

6.000 Datensätze im Fokus der Steuerfahnder

Die Steuerbehörden in NRW haben eigens ein spezialisiertes „Influencer-Team“ eingerichtet. Dieses Team hat sich die Geschäftspraktiken der Social-Media-Branche genau vorgenommen und wälzt derzeit ein Datenpaket mit mehr als 6.000 Profilen von Influencern auf verschiedenen Plattformen. Der Verdacht: Viele Influencer kassieren teils immense Summen – oft mehrere zehntausend Euro im Monat – ohne diese ordnungsgemäß zu versteuern.

Die Leiterin des LBF NRW, Stephanie Thien sagt:

Es ist keine Seltenheit, dass eine Influencerin oder ein Influencer pro Monat mehrere zehntausend Euro verdient, aber nicht einmal eine Steuernummer hat.

Dabei gehe es ausdrücklich nicht um Hobby-Influencer oder Schüler, die gelegentlich ein paar Produkte bewerben.

Wir haben die großen Fische im Visier.

200 laufende Verfahren – Tendenz steigend

Schon jetzt laufen rund 200 Strafverfahren gegen Influencerinnen und Influencer aus NRW. Die Verdachtsfälle aus dem aktuellen Datenpaket sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Laut LBF geht es in den meisten Fällen um einen hohen fünfstelligen Betrag, in Einzelfällen aber auch um hinterzogene Summen in Millionenhöhe.

Die Steuerfahnder stoßen dabei auf vielfältige Tricksereien: Manche Influencer verlegen ihren Wohnsitz kurzerhand ins Ausland, besonders beliebt ist etwa Dubai, um der deutschen Steuerpflicht zu entkommen. Auch die Beweissicherung gestaltet sich oft kompliziert: Viele Werbekooperationen laufen über Instagram-Storys, die nach 24 Stunden wieder verschwinden. Doch die Behörden haben inzwischen spezielle Methoden entwickelt, um auch solche Deals zu rekonstruieren und die Geldflüsse nachzuvollziehen.

Vorbild für andere Bundesländer

Das LBF NRW vereint seit Anfang 2025 die gesamte nordrhein-westfälische Steuerfahndung mit rund 1.200 Experten unter einem Dach – bundesweit eine Premiere. Auch andere Bundesländer haben bereits Interesse an der Vorgehensweise signalisiert und wollen nachziehen.

NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) macht deutlich, dass es nicht bei diesen Verfahren bleiben wird:

Steuerhinterziehung im großen Stil tritt überall dort auf, wo auch große Summen verdient werden. Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit, dass unsere Steuerfahndung ganz genau hinschaut.

Der Fall macht vor allem eines deutlich: Auch im Internet gelten die gleichen Regeln wie im klassischen Geschäftsleben. Wer Einnahmen erzielt, muss diese versteuern – egal, ob sie aus Werbepartnerschaften, Produktplatzierungen oder Affiliate-Links stammen. Viele Influencer unterschätzen offenbar, dass das Finanzamt inzwischen bestens vernetzt ist – und mit modernen Analysemethoden Plattformen, Werbedeals und Kontobewegungen durchleuchten kann.

Für Influencer, die ihre Finanzen bisher eher kreativ geregelt haben, könnte es also demnächst eng werden. Denn die Steuerbehörden wollen ein klares Zeichen setzen: Steuerbetrug lohnt sich nicht – auch nicht im Glanz der Social-Media-Welt.

Florian Frick

Flo studiert Sportjournalismus und verbindet bei EarlyGame seine Leidenschaft fürs Schreiben und eSports. Er liebt CS, und zu sagen, dass er emotional werden kann, wenn er seine Lieblingsteams verfolgt, wäre untertrieben....