
Alle Deutschen Produktionen, die einen Emmy gewonnen haben

Intro
Deutschland kann also doch auf den großen und kleinen Bildschirmen abliefern! Wenn es nicht gerade um Horrorfilme geht, können deutsche Produktionen gut und gerne auf internationalen Bühnen mithalten und erhalten dafür auch die entsprechende Anerkennung: der International Emmy geht an die Crème de la Crème außerhalb der USA, und wenn Deutschland sich dabei hervortut, ist die Freude jedes Mal wieder groß. Dreizehn Mal haben wir es bereits hinbekommen, und diesen Preisträgern wollen wir uns heute widmen!
Wenn euch eine deutsche Serie fehlt, die praktisch um ihren Emmy betrogen wurde, lasst es uns in den Kommentaren wissen! | © Netflix

Das Boot (1985)
Ein Klassiker, der deutsche Fernsehgeschichte schrieb. Das Boot war nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch eine intensive Studie über Angst, Enge und Menschlichkeit im U-Boot-Krieg. Wolfgang Petersens Verfilmung zeigte, dass deutsches Fernsehen mit Hollywood mithalten kann – und vielleicht noch etwas realistischer und düsterer war als das glamouröse Hollywood. 1985 wurde das Werk völlig zurecht mit dem International Emmy geehrt. | © Bavaria Film / ARD

Die Manns – Ein Jahrhundertroman (2002)
Die Manns erzählte die Geschichte der berühmten Schriftstellerfamilie über ein ganzes Jahrhundert hinweg. Heinrich Breloers Dokudrama verband historische Genauigkeit mit erzählerischer Kraft, was Zuschauer wie Kritiker gleichermaßen faszinierte. Für diese kunstvolle Mischung aus Doku und Fiktion gabs 2002 den International Emmy. | © Bavaria Film / ARD

Mein Vater (2003)
Ein stiller, aber zutiefst bewegender Film über eine Vater-Sohn-Beziehung, die vom unausweichlichen Abschied geprägt ist. Klaus J. Behrendt und Götz George liefern eine schauspielerische Meisterleistung, die mitten ins Herz trifft. Kein großes Pathos, sondern rohe Ehrlichkeit – und genau das machte Mein Vater so besonders. Der WDR-Fernsehfilm gewann 2003 den International Emmy für den besten Fernsehfilm und gilt bis heute als Paradebeispiel deutscher TV-Authentizität. | © WDR / ARD

Berlin, Berlin (2004)
Die ganze Serie war wirklich wie unsere Hauptstadt (sprich: irgendwie gleichzeitig chaotisch und charmant): Berlin, Berlin traf Anfang der 2000er den Nerv einer ganzen Generation. Mit Felicitas Woll als Lolle gelang eine Serie, die das Leben junger Berlinerinnen mit Witz und Herz einfing, ohne in Klischees zu verfallen. Zwischen Großstadtneurosen und Beziehungspannen fand die Serie einen unverwechselbaren Ton und wurde dafür 2004 mit dem International Emmy als beste Comedy-Serie ausgezeichnet.
Tatsächlich war die Nostalgie auch so stark, dass sich Netflix dazu breitschlagen ließ, 2020 einen Nachfolger-Film zu produzieren. | © Netflix

Das Drama von Dresden (2005)
Diese aufwühlende Dokumentation rekonstruiert die Zerstörung Dresdens im Februar 1945 – mit einer Kombination aus Zeitzeugenberichten, historischen Aufnahmen und aufwendigen Reenactments. Sie zeigt die Katastrophe jenseits politischer Rhetorik: als menschliches Leid. Das ZDF und Arte schufen hier ein Stück Geschichtsaufarbeitung mit internationalem Echo. Der Emmy für die Beste Dokumentation 2005 war mehr als verdient. | © ZDF

Wir können nur den Hass verringern (2006)
Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra steht im Zentrum dieser außergewöhnlichen Doku: ein Orchester, in dem Israelis, Palästinenser und Araber gemeinsam musizieren. Die Botschaft ist universell – Musik als Brücke zwischen verfeindeten Kulturen. Der Film gewann 2006 den International Emmy in der Kategorie Arts Programming und wurde zum Symbol für kulturellen Dialog. Gerade zur aktuellen Zeit trifft diese beinahe zwanzig Jahre alte Doku einen Nerv. | © ZDF

Die Wölfe (2009)
Drei Freunde, ein Jahrhundert und ein Berlin, das sich ständig verändert: Die Wölfe begleitet Vera, Karl und Lotte von der Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung. Was als Jugendfreundschaft in den Ruinen der blockierten Stadt beginnt, wird zur Lebensgeschichte voller Trennung, Ideale, Verrat – und schließlich Wiederfinden. Regisseur Friedemann Fromm gelingt eine epische Miniserie, die Geschichte nicht doziert, sondern fühlbar macht. Mit brillanten Darstellern (u. a. Matthias Koeberlin, Franz Dinda und Friederike Becht) und filmischer Wucht wurde sie 2009 mit dem International Emmy Award für die beste Miniserie ausgezeichnet. | © ZDF

Das Wunder von Kärnten (2013)
Eine wahre Geschichte, die fast zu unglaublich klingt: Ein kleines Mädchen liegt 30 Minuten leblos im eisigen Wasser, doch ein Team österreichischer und deutscher Ärzte gibt nicht auf. Bemerkenswert intensiv erzählt Regisseur Andreas Prochaska von dieser medizinischen Sensation: präzise inszeniert, voller Spannung und emotionaler Tiefe. Das Wunder von Kärnten schafft das Kunststück, Wissenschaft und Menschlichkeit zu verbinden, ohne je in Pathos zu kippen. 2013 wurde der Film als Bester Fernsehfilm/Miniserie bei den International Emmys ausgezeichnet. | © Rowboat Film / ZDF

Deutschland 83 (2016)
Deutschland 83 machte ganz unangenehm behaftete Spionage irgendwie... cool? Ein junger DDR-Soldat wird in den Westen eingeschleust und findet sich zwischen NDW-Sound, Cola-Dosen und atomarer Paranoia wieder. Die Serie verbindet Agenten-Spannung mit Coming-of-Age und 80er-Nostalgie; ihre Bildsprache, Musik und ironischer Ton machten sie zum internationalen Phänomen. Als erste deutsche Serie, die je im US-Fernsehen lief, gewann Deutschland 83 2016 den International Emmy Award für die beste Dramaserie und ebnete den Weg für den modernen deutschen Serienboom, der sich in den folgenden Jahren besonders auf Netflix zeigen sollte (Dark, hallo?). | © UFA Fiction / RTL

Krieg der Lügen (2016)
Wie entsteht ein Krieg und wer erzählt die Wahrheit? Regisseur Lutz Dammbeck beleuchtet die Geschichte von „Curveball“, jenem Informanten, dessen erfundene Berichte über irakische Biowaffen die Weltpolitik veränderten. Krieg der Lügen ist kein einfacher Film; er stellt unbequeme Fragen über Verantwortung, Macht und Medien. Für einen entspannten Filmabend mag er nichts sein, doch wer einfach mal über große Fragen nachdenken möchte, bekommt damit ordentlich Futter. Mit präziser Recherche, klarem Stil und moralischer Wucht zeigt die Doku, wie leicht Fakten manipuliert werden können. Für diesen mutigen Blick hinter die Kulissen globaler Täuschung erhielt der Film 2016 den International Emmy Award für den besten Dokumentarfilm.
2016 war übrigens das Jahr, in dem Deutschland ein "Emmy Triple" mit nach Hause nahm – mit Deutschland 83 und Krieg der Lügen konnten zwei deutsche Produktionen eine Trophäe ergattern, doch auch die Schauspielerin Christiane Paul wurde in diesem Jahr für ihre Performance in Unterm Radar als beste Hauptdarstellerin geehrt. Was für ein Jahr! | © ZDF

Familie Braun (2017)
Eine Satire, die trifft: Zwei Neonazis leben in einer WG bis eines Tages ein kleines schwarzes Mädchen vor der Tür steht, das behauptet, die Tochter des einen zu sein. Familie Braun nutzt Humor, um Rassismus bloßzustellen, und zeigt, wie Vorurteile in der Begegnung mit der Realität zerbröckeln. Die Serie ist zwar kurz, aber auf bei dieser Prämisse unerwartete Art und Weise sehr menschlich. Sie schafft es, politische Themen mit Leichtigkeit und Haltung zugleich zu erzählen. 2017 gewann sie den International Emmy Award als beste Short-Form-Serie – ein seltenes Beispiel für deutsche Satire, die international funktioniert. | © ZDF

Die Kaiserin (2023)
Sisi! Franz! In neuem G'wand! (In meinem Kopf reimte sich das etwas mehr...) Naja, ab zum Thema: Die Kaiserin erzählt das Leben der jungen Elisabeth von Österreich neu – nicht als Märchen, sondern als Drama über Freiheit, Weiblichkeit und Macht. Devrim Lingnau verkörpert eine moderne Sisi, zwischen Pracht und Protest, Liebe und politischer Platzangst. Visuell prachtvoll, emotional roh und mit einem starken feministischen Unterton wurde die Netflix-Serie weltweit zum Hit. 2023 erhielt sie den International Emmy Award für die beste Dramaserie. | © Netflix

Liebes Kind (2024)
Liebes Kind kam, sah, und übernahm einfach mal die Netflix-Charts in über 90 Ländern. Diese düstere Serie ist zwar nicht einfach zu verdauen, lässt einen aber absolut nicht los. Mit nur sechs Folgen ist es eine Serie, die man nicht nur in einer einzigen Sitzung durchschauen kann, sondern geradezu muss – die Spannung ist greifbar und obwohl (oder vielleicht gerade weil) sie so intensiv ist, ist es schwierig, sich mittendrin von der Couch zu lösen. Basierend auf dem Roman von Romy Hausmann erhielt Liebes Kind wohlverdient 2024 den International Emmy.
Doch nicht nur die Emmys haben Deutschland auf dem Schirm – es gibt sogar einige Deutsche, die einen Oscar mit nach Hause gebracht haben!
| © Netflix
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